Jetzt, wo wieder einigermassen Ruhe eingekehrt ist nach den hektischen letzten Monaten, hat man wieder mehr Zeit, Überlegungen anzustellen. Haben Sie sich zum Beispiel Gedanken gemacht, was Sie mit Ihrem Geld und Ihren Ersparnissen in den nächsten Jahren machen wollen?

Das sollten Sie, sofern Sie nicht schon längst gehandelt haben. Denn eine Folge der Coronakrise ist die noch lockerere Geldpolitik der Notenbanken weltweit. Das heisst: Die Zinsen werden über weitere Jahre tief im Keller bleiben.

Begonnen hatte diese Entwicklung in der Finanzkrise 2008 mit drastischen Zinssenkungen, und seither haben die Notenbanken ihre Politik des billigen Geldes nicht mehr aufgegeben. Die Notenbanken mussten vielmehr nach immer neueren Instrumenten suchen, um das Wachstum anzukurbeln. Die Währungshüter, und die Coronakrise wirkt da wie ein Beschleuniger, werden zudem immer krasser in die Rolle der Staatsfinanzierer gedrängt.

Auf die Schweiz umgemünzt heisst dies: Wir werden im Jahr 2025 ziemlich sicher das zehnjährige "Jubiläum" bei den Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erleben. Fünf weitere Jahre Negativzins der SNB, das hiesse fünf weitere Jahre keine Verzinsung auf den Ersparnissen, sondern im Gegenteil gestiegene Bankgebühren und  teils empfindliche Strafzinsen von etwa 1 Prozent auf dem Ersparten. 

"Finanzrepression" nennen einige Ökonomen die Geldpolitik der letzten Jahre. Ob die Umverteilung von Privatgeldern zum Staat tatsächlich stimmt, ist umstritten. Doch allein schon das Wort "Repression" trifft das genau, was Sparer mehr und mehr erleben. Sie sind bei vielen Banken nicht mehr willkommen, und die Geldhäuser lassen dies die Kunden auch unumwunden wissen.

Bankkunden, die ihr Geld auf dem Konto nur herumliegen lassen und nicht investieren, werden in der Bankenwelt "Zinslipicker" genannt. An den Zinslipickern verdienen die Banken im Negativzinsumfeld nichts mehr. Und Zinslipicker gibt es in der Schweiz enorm viele. 

Zinslipicker müssen im Umfeld der Finanzrepression das tun, was in der Schweiz viel zu wenig passiert: Den Bankanbieter wechseln und das Geld aufteilen nach Finanzdienstleistern, welche die besten Konditionen für die Kundenbedürfnisse bieten. Das heisst: Bargeld horten ja - aber bei Banken, die noch einen Minizins bieten. Geld parkieren für einige Jahre zum Beispiel in Kassenobligationen ja - aber bei Banken mit den besten Konditionen. Investieren in Aktien, andere Wertschriften oder Finanzanlagen sowieso -  aber bei Brokern, welche die preiswertesten Handels- und Depotgebühren haben. Sich Gedanken machen über Vorsorgeeinzahlungen oder allenfalls Immobilieninvestitionen: Immer.

Das Heft in Finanzfragen selber in die Hand nehmen, sich einen Überblick über die eigene Vermögenssituation verschaffen und neue Finanzdienstleister suchen: Das ist zeitaufwändiger als etwa bloss die Steuererklärung ausfüllen. Mit Blick auf die üble Zinslage der nächsten Jahre lohnt sich der Aufand aber allemal.