Der Top-Performer im Fonds des britischen Investmenthauses Baillie Gifford ist Moderna mit einer Jahresperformance von knapp 700 Prozent. Das US-Pharmaunternehmen konnte in der Forschung um einen Impfstoff gegen das Coronavirus entscheidende Erfolge vorweisen. Doch auch andere Werte im Portfolio können erzielten Kursgewinne im dreistelligen Prozentbereich, was den "Worldwide Health Innovation Fund" zum bestperformenden europäischen Fonds im Gesundheitsbereich macht.

"Moderna befindet sich quasi an der Wurzel der Biologie. Alles was codiert werden kann, ist von Moderna replizierbar", sagt Fondmanagerin Julia Angeles, die gleich im Dezember 2018, als Moderna an die Börse kam, in die Firma investierte. "Ich glaube, es handelt sich um eines dieser einzigartigen Unternehmen, welche die Kluft zwischen Biotech und Technologie schliessen kann."  

Das Coronavirus löste bei Anlegern einen Ansturm auf die Gewinner um das Rennen um einen Covid-19-Impfstoff aus. Neben Moderna sind etwa auch die deutsche Biotech-Firma Biontech und US-Partner Pfizer im vergangenen Monat stark angestiegen. Trotzdem weisen andere Gesundheitsfonds dieses Jahr eine Performance von lediglich 13 Prozent bis 45 Prozent aus. Grund: Die Pandemie hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheitsindustrie insgesamt. Viele Patienten mit anderen Erkrankungen haben aus Angst vor eine Ansteckung die Notaufnahmen oder Arztpraxen gemieden.

Top-Holdings im Portfolio

Davon profitierte das Portfolio des Fonds, wie etwa das Top-Holding M3. Dabei handelt es sich um eine japanische Firma, die Pharmaunternehmen, Ärzte und deren Patienten hilft, Zugang zu Informationen online zu erhalten - etwas, das sich während der Pandemie als unschätzbaren Wert erwiesen hat. Die Aktie hat sich 2020 fast verdreifacht. Eine andere Aktie im Portfolio, die sich prächtig entwickelt hat, ist Teladoc Health. Die Firma ist in der Telemedizin und im virtuellen Gesundheitswesen tätig.

"Alle onlinebasierten Unternehmen, welche die Nachfrage nach physischen Treffen auffangen konnten, sind geradezu explodiert. Und doch denken wir, dass es hier noch mehr zu entdecken gibt", sagte Angeles. "All diese Technologien werden helfen, das Gesundheitssystem neu zu erfinden."

Die in Weissrussland geborene Angeles leitet den Fonds in Edinburgh zusammen mit Marina Record, einer Russin, die für das Unternehmen seit 2008 interessante Anlagemöglichkeiten ausmacht. Hinzu kommt noch die in Vietnam geborene Rose Nguyen, Tochter eines Apotheker-Ehepaares, ihr Partner ist Arzt.

Disruptive Geschäftsmodelle

Das Team sucht unentdeckte Perlen, indem es an Gesundheitskonferenzen teilnimmt, Beziehungen zu Wissenschaftlern aufbaut und Gespräche mit Risikokapitalgebern über die neusten Trends führt.

"Wir versuchen, disruptive Unternehmen so früh wie möglich zu identifizieren. Das entscheidende ist, früh zu erkennen, dass sich etwas ändern wird", sagt Angeles, die insgesamt 65 Milliarden Dollar verwaltet. "Wir verwalten den Fonds, als würden wir ein Kind erziehen und es dabei zu begleiten, heranzuwachsen."

Ein Unternehmen, das sie als vielversprechend für zukünftiges Wachstum ansieht, ist Butterfly Network, eine Firma, deren Börsengang nächstes Jahr erwartet wird. Das Unternehmen stellt Ultraschallgeräte her, welches Whole Body Imaging (die Anzeige des gesamten Körpers in einem einzigen Verfahren) anhand eines einzigen Handscanners ermöglicht. Butterfly Network werde zweifellos von der Pandemie profitieren, in der mittels Lungenultraschall Covid-19-Symptome überprüft würden, so Angels.

«Aussichten des Gesundheits-Sektors bleiben vielversprechend»

Die jüngsten Antworten der Biotech-Industrie auf die Pandemie sind nur der Anfang einer "endlosen Linie" von Entwicklungen, die den Weg für eine individualisierte Medizin ebnen könne, sagt Richard Hunter, Marktanalyst vom britischen Investmenthaus Interactive Investors. "Natürlich wird es Gewinner und Verlierer geben, aber die Aussichten für den Sektor insgesamt bleiben vielversprechend, angesichts des Willens und der Notwendigkeit, Krankheiten zu bekämpfen", sagt Hunter.

Für die 112-jährige Investmentfirma Baillie Gifford ist es von grösster Bedeutung, ein Unternehmen sowie dessen Management Strategie zu verstehen, bevor man investiert. Angeles traf sich mit dem CEO von Moderna, Stephane Bancel, erstmals im Jahr 2017. Im nächsten Jahr wir Moderna eine Milliarde Dosen des Covid-19-Impfstoffs herausbringen. In Zukunft wird sich das Unternehmen auf die Geweberegeneration konzentrieren, was bei Herzerkrankungen und Diabetes helfen soll.

"Die Asymmetrie ist so beschaffen, dass die Rendite von Anlagen von ein paar einzelnen grossen Gewinnern getrieben ist", sagt Angeles. "Die grösste Hürde für uns, diese Potenziale zu sehen, ist unsere Phantasie."

(Bloomberg/cash)