Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte am Donnerstag bei ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung an ihrem Leitzins von minus 0,75 Prozent festhalten, prognostizieren alle 33 von Reuters befragte Wirtschaftsexperten. Auch die Strafzinsen für Geld, das Banken bei der Zentralbank parken, dürfte bei 0,75 Prozent bleiben.

Die Teuerung ist Analysten und Ökonomen zufolge noch moderat. Für das dreiköpfige Direktorium um SNB-Präsident Thomas Jordan dürften der Franken, der von der SNB nach wie vor als hoch bewertet eingestuft wird, und die Erholung der Wirtschaft vom Schock der Virus-Pandemie Priorität haben. Jordan und Vizepräsident Fritz Zurbrügg haben erst jüngst betont, es sei zu früh für eine Änderung der Geldpolitik. "Wenn wir die Inflation betrachten, ist sie immer noch sehr niedrig und das BIP ist noch nicht auf dem Vorkrisenniveau", hatte Zurbrügg Anfang Juni erklärt. "Deshalb sind wir überzeugt, dass unsere expansive Geldpolitik weiterhin angemessen ist."

"Solange die EZB ihre Leitzinsen nicht anhebt, wird die SNB ihrerseits auch nichts tun, um den Franken zu schonen", sagte Thomas Stucki, Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank. Auch die Analysten der Citigroup gehen davon aus, dass die Währungshüter weiter eine lockere Geldpolitik signalisieren werden. Noch gebe es wenig Anzeichen für Inflationsdruck, wichtige Gegenspieler wie die Fed und die EZB blieben expansiv und der Franken werte wieder auf. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche trotz der sich abschwächenden Pandemie und steigender Inflationszahlen an ihrem ultralockeren Kurs festgehalten.

Die Schweizer Währungshüter halten den Leitzins seit mehr als sechs Jahren historisch tief im negativen Bereich. Um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des in Krisenzeiten als sicheren Hafen gefragten Frankens abzuwenden, setzen sie zudem auf Devisenmarktinterventionen: 2020 kaufte die SNB für 110 Milliarden Franken ausländische Devisen, um die Landeswährung zu schwächen. Wegen der Fremdwährungskäufe ist die Schweiz auch ins Visier der USA. Das US-Finanzministerium sah zuletzt aber davon ab, die Alpenrepublik als Währungsmanipulator zu etikettieren.

(Reuters)