Diese in den vergangenen Wochen in Großbritannien und andern Ländern zu beobachtende Entwicklung stehe bisher im Einklang mit der Verbesserung des Konjunkturausblicks, sagte der Chef der Bank of England (BoE), Andrew Bailey, am Montag der BBC - nur wenige Tage vor dem am Donnerstag anstehenden Zinsentscheid. Die Rendite der zehnjährigen britischen Staatsanleihe lag zu Wochenbeginn in Schlagdistanz zu einem neuem Zwölf-Monatshoch. Die Notenbank beobachte den Verlauf allerdings "sehr genau", fügt Bailey hinzu. Mit höheren Renditen wird es auch für den Staat teurer, sich zu refinanzieren. Bailey betonte, Zweck der ultra-lockeren Geldpolitik sei es nicht, den Bedarf der Regierung zu finanzieren.

Um die Kosten zur Abfederung der Pandemie-Folgen zu schultern, wird der britische Staat voraussichtlich auch dieses Jahr hohe Summen am Kapitalmarkt aufnehmen müssen. Laut der Finanzagentur DMO sollen im Etatjahr 2021/22 insgesamt 295,9 Milliarden Pfund über die Ausgabe von Anleihen eingesammelt werden - der zweithöchste Wert seit Bestehen der Aufzeichnungen. Im Haushaltsjahr 2020/21 ist die Rekordsumme von 485,5 Milliarden Pfund eingeplant.

Die Renditen von Staatsanleihen hatten zuletzt rund um den Globus zugelegt, da die ins Rollen gekommenen Impfkampagnen und das neue US-Konjunkturpaket im Volumen von 1,9 Billionen Dollar Hoffnung auf eine Konjunkturerholung schürten. Bailey erwartet, dass sich auch die Wirtschaft auf der Insel erholen wird und Ende des Jahres wieder das Niveau von Ende 2019 erreichen wird. In der Corona-Krise hätten die Bürger große Ersparnisse angehäuft: "Da stellt sich natürlich die Frage: Wofür werden sie genutzt?" Er sei nun mit Blick auf die Konjunktur positiver gestimmt, "doch mit einer gehörigen Portion Vorsicht".

Die BoE wird nach Ansicht von Experten am Donnerstag nicht am Niedrigzins von 0,1 Prozent rütteln und auch ihr Anleihenprogramm im Volumen von 895 Milliarden Pfund beibehalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich hingegen mit mehr Tempo bei ihren Anleihenkäufen gegen den jüngsten Rendite-Anstieg bei Staatsanleihen stemmen. Sie will damit höhere Finanzierungskosten für Unternehmen, Staaten und Haushalte verhindern, die wegen der weiter mauen Konjunktur im Euro-Raum zur Unzeit kämen.

(Reuters)