Die Notenbank beliess den SNB-Leitzins am Donnerstag bei minus 0,75 Prozent. Banken müssen für Geld, das sie bei der Zentralbank parken, weiterhin einen Strafzins von 0,75 Prozent bezahlen.

Ökonomen kommentieren die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB wie folgt:

THOMAS GITZEL, VP BANK

Die SNB bleibt sich auch dieses Mal treu. Eine Änderung des geldpolitischen Kurses zeichnet sich nicht ab. Die Negativzinsen bleiben noch längere Zeit in Kraft. Die eidgenössischen Währungshüter werden bei ihren Analysen auch das internationale Umfeld abwägen. Da der Kurs des Schweizer Franken eine zentrale Rolle spielt, wird auch nach Washington und Frankfurt geschaut. Sollten die Fed als auch die EZB ihre geldpolitischen Zügel straffen, könnte auch die SNB ihre Negativzinspolitik überdenken.

PHILIPP BURCKHARDT, LOMBARD ODIER INVESTMENT MANAGERS

Kaum verwunderlich belässt die SNB ihre Geldpolitik unverändert und bleibt wie die EZB und Fed in den letzten Tagen ihrer Linie treu. In ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung hat sie dabei sowohl die Inflationsprognose sowie auch die Wachstumsprognose leicht nach oben angepasst und sieht diese weiterhin mit grosser Unsicherheit behaftet. Ebenso bezeichnet die SNB den Schweizer Franken wiederum als "hoch bewertet", sieht Risiken in beide Richtungen und erwähnt für den Hypothekar- und Immobilienmarkt nun auch die regelmässige Prüfung einer Reaktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers.

Während Fed und EZB das Volumen der Anleihekaufprogramme möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte thematisieren werden, ist die SNB einen Schritt weiter, da die Deviseninterventionen, welche gewissermassen als vergleichbares Instrument der SNB gesehen werden können, deutlich mehr Flexibilität besitzen und eine Anpassung der Interventionsmenge den Markt bis anhin nicht überrascht hat. Es wäre sehr wohl im Sinne der SNB, würde der Schweizer Franken dadurch relativ gesehen abgewertet. Eine vollständige Überwindung der Pandemie könnte dann zu gegebener Zeit langsam eine graduelle Normalisierung einleiten. Einen ersten Zinsschritt erwarten wir aber nicht vor 2023.

KATJA MÜLLER, LLBW

Für die SNB gibt es derzeit keinen Anlass zur Änderung ihrer extrem expansiven Geldpolitik. Zwar steigen die Preise auch in der Schweiz, die Inflation ist aber nach wie vor niedrig. Dies dürfte noch nicht für Nervosität bei den Währungshütern sorgen. So korrigierte die SNB ihre bedingte Inflationsprognose nur leicht nach oben, und zwar um jeweils 0,2 Prozentpunkte auf 0,4 Prozent im laufenden bzw. 0,6 Prozent im kommenden Jahr.

Die Schweizer Wirtschaft kam im Vergleich zu anderen Ländern vergleichsweise gut durch die Pandemie. Nach Ansicht der Nationalbank soll die expansive Geldpolitik die Erholung der Konjunktur von den Folgen der Corona-Pandemie weiter unterstützen. Und solange die EZB und die Fed ihre ultra-expansive Geldpolitik verfolgen, wird die SNB kaum von ihrem Kurs abweichen.

(Reuters)