Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beliessen ihn am Mittwoch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Zudem gehen sie im Mittel davon aus, dass er auch bis Ende 2023 nicht angehoben wird. Sie rechnen für 2021 mit einem kräftigen Aufschwung, wenn das Hilfsprogramm von US-Präsident Joe Biden den Konsum ankurbelt und sich die Wirtschaft im Zuge der Impfkampagne aus dem Klammergriff der Corona-Pandemie löst.

Experten sagten in ersten Reaktionen:

Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank: "US-Notenbankpräsident Jerome Powell hat derzeit einen schwierigen Job. Das Rettungspaket Joe Bidens über 1,9 Billionen Dollar schiebt die US-Wirtschaft kräftig an. Zwar ist noch nicht ganz klar, wieviel Geld davon in den privaten Konsum fliessen und wieviel gespart wird, doch gehen auch nur Bruchteile der Gelder über die Ladentheken, reicht dies für einen ordentlichen Wachstumsimpuls. Damit bedarf es aber nicht mehr der geldpolitischen Bazooka der Fed. Das weiss auch Jerome Powell. Doch die Fed muss ihren Kurs behutsam ändern. Die Finanzmärkte reagieren nervös auf Änderungen der Geldpolitik. Die Renditen im Bereich 10jähriger US-Treasuries legte vorsorglich über die vergangenen Wochen hinweg beachtlich zu. Die Fed übte deshalb heute einen schwierigen Spagat. Noch so kleine Signale eines baldigen Ausstiegs aus der ultra-expansiven Geldpolitik würden die Renditen weiter nach oben treiben. Dies könnte den Aufschwung zwar nicht abwürgen aber zumindest dämpfen. Gleichzeitig durfte sich Jerome Powell auch nicht zu pessimistisch geben, dies würde einen zukünftigen Schwenk in Richtung Ausstieg noch schwieriger machen."

Uwe Burkert, Chefökonom bei der Landesbank Baden-Württemberg LBBW: "Die US-Notenbanker lassen sich von der anschwellenden Debatte an den Finanzmärkten über eine Reflationierung weiterhin nicht beirren. Gemäss der neuen Projektionen des FOMC dürfte die Inflation zwar im laufenden Jahr mit 2,4 Prozent deutlich über dem Zielwert liegen – allerdings nur temporär, denn in den folgenden beiden Jahren wird die Zielmarke demnach jeweils (nahezu) exakt getroffen. Für die Mehrzahl der Währungshüter stellt dieses nur moderat veränderte Preisumfeld keinen Anlass dar, um den jüngsten Finanzmarktspekulationen über eine frühzeitige Leitzinswende Nahrung zu geben: Die Leitzinsprojektionen blieben gegenüber Dezember im Kern unverändert. Ob damit das letzte Wort gesprochen ist, ist gleichwohl nicht ausgemacht, denn angesichts der gewaltigen Konjunkturspritze durch die US-Regierung ist nachhaltig steigender Inflationsdruck keineswegs aus der Welt. Die heutigen Signale aus Washington unterstreichen jedoch einmal mehr: Angesichts der Erfahrungen mit der vergangenen schleppenden Inflationsentwicklung und des jüngst herausgehobenen Ziels der Vollbeschäftigung will die Fed lieber zu lange auf dem Gaspedal bleiben als eine vorzeitige Bremsung zu riskieren."

Bastian Hepperle, Ökonom beim Bankhaus Lampe: "Eine weniger ultra-expansive US-Geldpolitik liegt noch in weiter Ferne. Höhere Wachstums- und Inflationsraten sind eben nur eine notwenige, aber keine hinreichende Bedingung für höhere Leitzinsen. Die Fed wartet noch weitere Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt ab. Sie wird sich jedoch der in der zweiten Jahreshälfte intensiver werdenden Tapering-Diskussion stellen müssen. Ein langsames Herunterfahren der massiven Anleihekäufe wird aber wohl frühestens 2022 beginnen."

Friedrich Heinemann, Ökonom beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW: "Anders als in Europa sorgen der Erfolg der US-Impfkampagne und das eher überdimensionierte 1,9-Billionen-Konjunkturpaket dafür, dass die Geldpolitik sich jetzt zurücknehmen kann. Für die US-Ökonomie zeichnet sich für den Herbst sogar bereits eine Überhitzungsgefahr ab. Mit der Eindämmung der Pandemie wird die aufgestaute Konsumnachfrage der US-Verbraucher in einen Nachfrageboom münden. Wenn sich dazu die vollen Wirkungen des Konjunkturpakets entfalten, könnte es bei der Inflation rasch ungemütlich werden. Der Anstieg der Anleiherenditen ist jetzt eine natürliche Marktreaktion, die sogar helfen könnte, das US-Wachstum auf einen nachhaltigeren Pfad zu bringen. Die Fed tut daher gut daran, bei den Anleiherenditen nicht gegen den Markt zu intervenieren."

(Reuters)