Die Europäische Zentralbank brauche noch mehr Hinweise, um ihre Bewertung der Aussichten für den Preisauftrieb wesentlich zu ändern, sagte Draghi am Donnerstag auf einer Konferenz in Frankfurt. Diese blieben nach wie vor abhängig von einem "sehr erheblichen Ausmass" geldpolitischer Unterstützung. "Daher ist eine Neubewertung der gegenwärtigen geldpolitischen Haltung derzeit nicht gerechtfertigt", sagte der Italiener.

Bevor die Notenbank Änderungen an den Zinsen, den Anleihenkäufen oder am geldpolitischen Ausblick vornehme, müsse sie erst hinreichend Zuversicht gewinnen, dass sich die Inflation mittelfristig dem EZB-Ziel von knapp 2 Prozent nähere. "Und auch da bleiben wird, selbst bei weniger unterstützenden geldpolitischen Bedingungen", ergänzte Draghi. Obwohl die Konjunkturerholung voranschreite und womöglich an Schwung gewinne, würden immer noch die Risiken überwiegen. Die EZB strebt knapp 2 Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Im März war die Teuerung im Euro-Raum aber wieder auf 1,5 Prozent von 2,0 Prozent im Februar gesunken, nachdem sie in den Monaten davor sogar noch deutlich tiefer lag.

Chefökonom verteidigt geplante «Abfolge von Schritten»

EZB-Chefökonom Peter Praet verteidigte auf der Konferenz zudem die im geldpolitischen Ausblick enthaltene Abfolge von Schritten bei einer Kurswende. Dieser sieht vor Zinsanhebungen erst ein Ende der massiven Anleihenkäufe vor. Die EZB hält ihre Leitzinsen schon seit längerem auf dem Rekordtief von 0 Prozent. Zudem pumpt sie über den Kauf von Anleihen und anderen Wertpapieren Woche für Woche Milliarden in das Finanzsystem des Währungsraums. Mit den auf 2,28 Billionen Euro angelegten Käufen, die noch bis mindestens Ende dieses Jahres laufen sollen, will sie Geldhäuser unter anderem dazu anregen, mehr Kredite an die Wirtschaft auszureichen. Das soll die Konjunktur ankurbeln und so auch die Inflation stützen.

In Deutschland ist diese Politik stark umstritten. Der Verband der privaten Geschäftsbanken BdB hofft auf ein rasches Ende des hochexpansiven EZB-Kurses, der an den Gewinnen der Institute nagt.

(Reuters)