Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält an ihrer bisherigen expansiven Geldpolitik fest. Die SNB beliess am Donnerstag den Leitzins und den Zins auf Sichteinlagen bei der Notenbank bei minus 0,75 Prozent. Den Franken stufen die Währungshüter weiterhin als hoch bewertet ein und sie bekräftigten ihre Bereitschaft, bei Bedarf mit Devisenmarktinterventionen eine wirtschaftsschädliche Aufwertung der Landeswährung zu unterbinden (mehr dazu hier).

Volkswirte kommentieren die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB wie folgt:

BRIAN MANDT, LUZERNER KANTONALBANK

Und täglich grüsst das Murmeltier: von der SNB gab es - wieder einmal - nichts Neues zur Geldpolitik. Während die US-Notenbank gestern Abend signalisierte die Zinszügel bereits 2022 anziehen zu wollen, behält die SNB ihre expansive Geldpolitik bei. Sie muss den Leitzins auch nicht anheben. Die Inflationsrate ist zwar hierzulande gestiegen, doch sie befindet sich mit 1,5 Prozent im Zielband der SNB. Zudem erwarten die Schweizer Währungshüter, dass die Inflation im Verlauf von 2022 und 2023 zurückkommt. Sorgen bereiten den Währungshütern dagegen nach wie vor der hoch bewertete Franken. Die SNB liess aber eine kräftige Aufwertung in den vergangenen Wochen zu. Wohl auch, um ein Überhitzen der Wirtschaft zu verhindern und damit die Inflation zu dämpfen. Wir gehen davon aus, dass der Leitzins noch lange bei minus 0,75 Prozent bleibt und dass die SNB auch weiterhin mit Deviseninterventionen am Markt eingreifen wird. Enttäuschend ist jedoch, dass die SNB nicht schon jetzt die antizyklischen Kapitalpuffer reaktiviert hat. Das sollte 2022 erfolgen.

THOMAS GITZEL, VP BANK

Die SNB bleibt sich treu. Grosse geldpolitische Veränderungen stehen wohl vorerst nicht an. Allerdings verbleiben gewisse Ungereimtheiten. Dass die eidgenössische Valuta noch immer als hoch bewertet angesehen wird, steht im Widerspruch zu den nur verhältnismässig geringen Devisenmarktinterventionen in den vergangenen Monaten. Genaugenommen läuft die SNB Gefahr, mit ihrer Fokussierung auf den Wechselkurs in eine Sackgasse zu kommen. Würden nämlich die Devisenmarktinterventionen hochgefahren, wäre die SNB im gegenwärtigen Umfeld einmal mehr die expansivste Notenbank der Welt. Die Devisenmarktinterventionen sind in ihrer Wirkung den Wertpapierkäufen der grossen Notenbanken gleichzusetzen. Schon jetzt ist die Bilanzsumme der SNB gemessen am Bruttoinlandsprodukt grösser als diejenige der Fed, der EZB und der Bank von Japan. Deshalb stellt sich die berechtigte Frage, ob es nicht an der Zeit ist, den Franken in die Freiheit zu entlassen?

KATJA MÜLLER, LBBW RESEARCH

Zinserhöhungen sind für die Schweizerische Nationalbank vorerst kein Thema. Hier wird die SNB ihren Pendants im Euroraum und den USA den Vortritt lassen. Die Konsumentenpreise ziehen zwar auch in der Schweiz an, die Inflation befindet sich aber noch immer im Wohlfühlbereich der Notenbank.

Zudem dürfte der starke Schweizer Franken die Währungshüter vom Anziehen der Zinsschraube abhalten. Die eidgenössische Währung wird von der SNB unverändert als "hoch bewertet" eingestuft. Die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen wurde wie gewohnt bekräftigt. Zuletzt machten die Währungshüter von diesem Instrument zur Schwächung der eigenen Währung mutmasslich wieder Gebrauch. Der Wechselkurs hatte zuvor die Marke von 1,05 Franken je Euro durchbrochen. Der Franken notiert damit so stark gegenüber dem Euro wie zuletzt im Jahr 2015. Der US-Dollar konnte sich dagegen besser gegenüber dem Franken behaupten. Dies dürfte ein noch entschiedeneres Eingreifen der SNB verhindert haben.

(Reuters)