Die Notenbank stehe daher bereit, alle Instrumente falls nötig anzupassen, sagte Lagarde am Sonntag. Sie sprach auf einer Konferenz der Notenbanken aus dem arabischen Raum. Man werde auch die Auswirkungen des Wechselkurses auf die mittelfristigen Inflationsaussichten sorgfältig prüfen. "Wenn es darum geht, unser Preisstabilitätsziel zu erreichen, gibt es und wird es keine Selbstgefälligkeit geben", sagte Lagarde.

Nach der Zinssitzung des EZB-Rats am Donnerstag hatte sich Lagarde zurückhaltend mit Blick auf den Wechselkurs geäussert. Bereits am Freitag schlug Chefvolkswirt Philip Lane einen schärferen Ton an und warnte vor den wirtschaftlichen Auswirkungen eines starken Euro-Wechselkurses. Vize-Präsident Luis de Guindos bezeichnete den Wechselkurs am Wochenende als eine der wichtigsten Variablen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Die EZB werde diese genau beobachten.

Seit März ist der Eurokurs um rund 10 Prozent zum US-Dollar gestiegen. Ein stärkerer Euro verteuert Ausfuhren in andere Länder und verbilligt Einfuhren in die Eurozone. Er wirkt damit einer konjunkturellen Erholung und einer steigenden Inflation in der Tendenz entgegen.

Im August sind die Verbraucherpreise in der Eurozone sogar um 0,2 Prozent zum Vorjahresmonat gefallen. Die EZB strebt hingegen auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent Plus an. Die EZB hat in der Corona-Krise eine Reihe von Massnahmen ergriffen, um die Konjunktur zu stützen. Am vergangenen Donnerstag wurden nach der Zinssitzung aber keine weiteren Massnahmen ergriffen.

(AWP)