Die IWF-Experten kommen zum Schluss, dass sich die Ära der ultra-expansiven Geldpolitik dem Ende zuneigen könnte. "Die SNB sollte die Inflationsentwicklung und -aussichten, auch auf internationaler Ebene, weiterhin genau beobachten", hiess es in dem am Mittwoch vorgelegten Schweiz-Bericht des IWF. "Nach einer langen Phase sehr akkommodierender Geldpolitik - der Leitzins liegt seit 2015 bei minus 0,75 Prozent - könnte die Zeit für eine Normalisierung der Geldpolitik gekommen sein." Darauf sollte sich die Notenbank vorbereiten und ihre Instrumente, die Übermittlungskanäle, die Abfolge der Normalisierungsschritte und die Kommunikation kontinuierlich überprüfen und bei Bedarf anpassen.

Hochschiessende Teuerung

Während die US-Notenbank Fed auf die hochschiessende Teuerung jüngst mit der ersten Zinserhöhung seit Jahren reagierte und die Europäische Zentralbank (EZB) den Boden für eine Zinswende bereitete, wollen die Schweizer Währungshüter an ihrer seit mehr als sieben Jahren verfolgten expansiven Geldpolitik mit Negativzins und Fremdwährungskäufen zur Schwächung des Frankens festhalten. Zwar stiegen die Verbraucherpreise in der Alpenrepublik zuletzt stärker als von der Notenbank angepeilt, im Ausland ist die Teuerung indes deutlich höher. Und die SNB geht von einer Normalisierung der Inflation im kommenden Jahr aus.

Höhere Energie- und Rohstoffpreise

Die IWF-Experten schätzen, dass die Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr um rund 2,25 Prozent wachsen dürfte. Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine dürften die Aussichten dabei dämpfen. Zwar dürfte der direkte Einfluss relativ begrenzt sein, doch höhere Energie- und Rohstoffpreise, Unterbrechungen in den Lieferketten sowie ein geringeres regionales und globales Wachstum könnten sich bremsend auswirken. 2023 wird das Wachstum dann auf knapp unter 1,5 Prozent veranschlagt. Die Inflation wird dieses Jahr bei 2,5 Prozent erwartet und 2023 bei 1,6 Prozent.

Die IWF-Experten warnen, dass ein starker Zinsanstieg eine Korrektur am Immobilienmarkt auslösen könnte, die die Bilanzen der Banken belasten könnte. Sie empfahlen den Regulierungsbehörden zudem, die interne Governance und Risikobewertung der Grossbanken stärker zu prüfen.

(Reuters)