Die Währungshüter rechnen für das ablaufende Jahr nach wie vor mit einer tiefen Rezession in der Schweiz, sind aber nicht mehr gar so pessimistisch. Sie rechnen nun mit einem Rückgang des Bruttoinlandproduktes (BIP) um rund 3 Prozent. Bislang war sie von einem Einbruch von rund 5 Prozent ausgegangen.

Für das kommende Jahr wird die Rückkehr zu Wachstum vorhergesagt. Die erstmalige Prognose für 2021 lautet auf +2,5 bis +3 Prozent. Dies gab die SNB im Rahmen ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung bekannt, zu der auch ein Wirtschaftsausblick gehört.

Schon das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) hatte vergangene Woche die Prognose etwas aufgebessert. Die Ökonomen des Bundes gehen von einer Schrumpfung von 3,8 Prozent für 2020 aus. Im Juni hatten sie noch -6,8 Prozent erwartet. Die Seco-Prognose für 2021 enhält nun die Voraussage von 3,8 Prozent Wachstum. Im Juni, ausgehend von einer grössen Schrumpfung, hatten die Bundesexperten 4,9 Prozent vorausgesagt. 

Negativzins bleibt, Bilanz kurz vor Billionengrenze

Die SNB belässt ihren Leitzins sowie den Zins auf Sichtguthaben bei -0,75 Prozent, wie sie am Donnerstag im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte.

Negativzinsen kennt die Schweiz seit nunmehr sechs Jahren. Die Nationalbank kündigte in ihrer Dezember-Lagebeurteilung 2014 die Einführung von Negativzinsen an. Kurz darauf, am 15. Januar 2015, liess sie die Untergrenzepolitik Euro-Franken fallen. Seitdem sind ist der "Strafzins" Teil des SNB-Instrumentensortiments, das eine weitere Aufwertung des Frankens verhindern soll. 

Die Negativzinsen haben längst auch den finanziellen Alltag der Schweiz erreicht. Eine Reihe von Banken erhebt Negativzinsen auf Kundenguthaben auf bestimmter Höhe, vereinzelt werden auch ganze Guthaben mit dem Negativzins belegt. Auch Sparmodelle wie beispielsweise der Vorsorgeplan Säule 3a leiden klar unter der mittlerweile sehr schwachen Verzinsung der langfristig ausgerichteten Sparguthaben.

Weitere Interventionen 

Der Euro tendiert zum Franken im Moment wenig verändert bei einem Wechselverhältnis von 1.0810. Die SNB betonte bei ihrer jetzigen Standortbestimmung ausserdem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin "verstärkt" am Devisenmarkt zu intervenieren. Denn sie sieht den Franken als nach wie vor "hoch bewertet" an. Die SNB wird also weiterhin Devisen kaufen, vor allem auch Euros.

 

 

Die in den vergangenen Jahren dadurch enorm aufbelähte Bilanz der SNB steht kurz vor der Billionengrenze. Zuletzt belief sich der Stand auf 970 Milliarden Franken. 

Die Währungspolitik der SNB stösst im Ausland auf Kritik. Die USA hatten erst am Vortag die Schweiz auf eine Liste von Währungsmanipulatoren gesetzt, u.a. weil die SNB im ersten Halbjahr am Devisenmarkt mit 90 Milliarden Franken stark interveniert hatte.

Zweite Welle beeinflusst Inflation

Die neue bedingte Inflationsprognose ist etwas tiefer als im September. Für 2020 geht die SNB neu von einer Inflation von -0,7 Prozent aus (alt: -0,6). Der Hauptgrund dafür ist die erneute Verschlechterung der Wirtschaftslage als Folge der zweiten Pandemiewelle, wie die SNB schreibt. Für 2021 werden nun 0,0 Prozent (alt: +0,1 Prozent) und für 2022 unverändert +0,2 Prozent vorhergesagt.

Die bedingte Inflationsprognose beruht wie immer auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei -0,75 Prozent bleibt.

(AWP/cash)