Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich vergangene Woche am Devisenmarkt wohl mit einem zweistelligen Milliardenbetrag gegen eine Aufwertung des Frankens gestemmt. Die Sichtguthaben von Banken und Bund bei der Zentralbank stiegen in der Woche zum 24. April auf 650,7 Milliarden Franken, wie die SNB am Montag mitteilte. Der Zuwachs von 13,4 Milliarden Franken binnen einer Woche ist der stärkste seit dem Frankenschock Anfang 2015, als die Zentralbank völlig unerwartet die Euro-Anbindung kippte.

Die Entwicklung der Sichteinlagen gilt als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt eingreift, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens vor allem gegenüber der Hauptexportwährung Euro zu unterbinden. Die Notenbank kauft Euro und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut. Investoren hatten vergangene Woche im Sog der Turbulenzen an den Finanz- und Ölmärkten den Franken als "sicherer Hafen" angesteuert; für einen Euro wurden zeitweise weniger als 1,0510 Franken bezahlt. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,0550 Franken.

Eurokurs unter 1,05 Franken verhindern

Viele Analysten gehen davon aus, dass die SNB verhindern will, dass der Euro-Wechselkurs unter 1,05 Franken rutscht, und dass die Notenbank dazu vor allem auf Eingriffe am Devisenmarkt setzen und nicht ihren bereits rekordtiefen Leitzins von minus 0,75 Prozent weiter absenkt. "Ein erhöhter Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken erhöht das Risiko einer Leitzinssenkung durch die SNB", sagte Maxime Botteron, Ökonom bei der Credit Suisse. "Es ist jedoch alles andere als sicher, dass eine solche Zinssenkung den Aufwertungsdruck auf den Franken mildern würde." Eine Zinssenkung der SNB sei weiterhin nicht sein Hauptszenario.

Bei der SNB lehnte man eine Stellungnahmen zur Entwicklung der Sichteinlagen ab. Ein Teil des Anstiegs dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Notenbank zusätzliches Geld für die Banken bereitstellt, mit dem die Institute die von der Regierung garantierten Coronavirus-Hilfskredite vergeben.

(Reuters)