Die Diskussion auf der geldpolitischen Sitzung kreist wohl um die Frage, wie kräftig der Preis des Geldes steigen muss, um die Inflation zu zügeln. Investoren rätseln angesichts einer Teuerungsrate von zuletzt 7,0 Prozent, ob die Währungshüter eine Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt oder gar um einen halben Punkt ins Auge fassen. Einstweilen werden sie den Schlüsselsatz am Mittwoch aller Voraussicht nach noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent halten.

US-Notenbankchef Jerome Powell hat allerdings signalisiert, dass die lockere Linie bald ausgedient hat, da die Wirtschaft die Hilfe im Aufschwung nicht mehr benötige. Zugleich räumte er ein, dass die wegen der Wertpapierkäufe in der Virus-Krise aufgeblähte Bilanz der Notenbank größer ist als sie sein sollte. Beobachter erwarten für die am Mittwoch endende zweitägige Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) somit wichtige Weichenstellungen mit Blick auf Bilanzabbau und Zinswende. Diese wird in Anlehnung an einen Raketenstart im amerikanischen Notenbanker-Jargon als "Lift-Off" bezeichnet.

Daher werde die Januar-Sitzung höchstwahrscheinlich als letzter Test für den eigentlichen Start dienen, erläutert DWS-Volkswirt Christian Scherrmann: "Das Notenbanktreffen wird somit das letzte Update, bevor die Fed die Zinsrakete zündet. Der Countdown läuft." Der Ökonom geht derzeit nicht davon aus, dass die Fed das Zinsniveau um einen halben Prozentpunkt - sprich 50 Basispunkte - nach oben katapultieren will. Aber die Inflation könnte sie zum Handeln zwingen. "Sollte die Teuerung im Januar und Februar weiter anziehen, könnte die Fed unter enormen Druck geraten und darauf mit einer Zinserhöhung von mehr als 25 Basispunkten reagieren."

Dies wäre für die Fed ein sehr ungewöhnlicher Schritt, den es zuletzt im Mai 2000 gab. Damals hob sie den Schlüsselszins um einen halben Prozentpunkt auf 6,5 Prozent an. Die Fed soll stabile Preise und Vollbeschäftigung fördern. KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib verweist darauf, dass sich der US-Jobmarkt mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 3,9 Prozent dem Vorkrisenniveau von 3,5 Prozent weiter angenähert hat: "Dies ermöglicht es der Fed sich auf den Kampf gegen steigende Preise zu konzentrieren."

Aus der Corona-Krise resultierende Materialengpässe und hohe Energiekosten treiben die Teuerung schon seit längerem. Alarmiert von der auf ein 40-Jahreshoch gestiegenen Inflation haben sich mehrere US-Währungshüter für eine Serie von Zinserhöhungen im laufenden Jahr ausgesprochen. Die Finanzmärkte rechnen mit bis zu vier Schritten nach oben.

Hohe Inflation jetzt Problem Nummer Eins

"Die hohe Inflation ist jetzt für die Fed das Problem Nummer Eins", so Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Darum habe sie im November begonnen, ihre Anleihekäufe zu reduzieren. Im März werde sie die Zukäufe wohl komplett einstellen. "Diesen Zeitplan dürfte die Notenbank bestätigen. Gleichzeitig wird sie wohl ein klares Signal geben, dass die Voraussetzungen für eine erste Zinserhöhung im März erfüllt sein sollten."

Powell hat bereits darauf hingewiesen, dass die Fed dieses Jahr wohl auch damit beginnen wird, ihre Bilanz abzuschmelzen. Dieser Vorgang werde sich wahrscheinlich mit höherem Tempo vollziehen als bei früherer Gelegenheit. Weidensteiner rechnet vor, dass das Wertpapierportfolio der Notenbank seit Ende 2019 von knapp 3,8 Billionen auf zuletzt 8,4 Billionen Dollar angewachsen ist. Die wirtschaftliche Erholung nach dem Corona-Schock laufe im Vergleich mit den Jahren nach 2010 wie "im Zeitraffer". Gleichzeitig sei die Inflation viel höher: "Wir rechnen daher mit einem zügigen Beginn der Normalisierung und erwarten die diesbezügliche Entscheidung bereits für die Sitzung im Mai."

Die Fed dürfte demnach ihre Wertpapierbestände erneut dadurch abbauen, dass sie nicht alle fälligen Anleihen reinvestiert. Dies sei problemlos darstellbar, da das Portfolio der Fed auch kurzfristig hohe Fälligkeiten aufweise. So würden in diesem Jahr von der Fed gehaltene US-Staatsanleihen im Wert von über 1,1 Billionen Dollar fällig. 

(Reuters)