Die Gründerfamilie Burkard will ihre Anteile für 2,75 Milliarden Franken an den französischen Baustoffriesen Saint-Gobain verkaufen. Dagegen sperrt sich der Verwaltungsrat mit Unterstützung vieler Minderheitsaktionäre mit aller Kraft. Während die Familie einen Aufschlag von 80 Prozent zum Aktienkurs vor Bekanntwerden der Übernahmepläne erhalten, sollen die übrigen Aktionäre leer ausgehen.

"Damit sich die Sika Erfolgsgeschichte fortsetzen kann, müssen wir die feindliche Übernahme durch Saint‐Gobain abwehren", erklärte Sika-Präsident Paul Hälg. Sika legte seit 2012 Jahr für Jahr Rekordergebnisse vor und startete auch 2017 besser als von Analysten erwartet. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um 9 Prozent auf den Höchststand 1,39 Milliarden Franken.

Der Verwaltungsrat beschnitt an der Generalversammlung erneut die Stimmrechte der Familie bei entscheidenden Wahlen auf 5 Prozent. Die Burkards haben zwar nur einen Kapitalanteil von 16 Prozent, aber eigentlich einen Stimmenanteil von 53 Prozent. Damit haben sie mit einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz die Kontrolle über Sika.

Warten auf das Urteil des Zuger Obergerichts

Bei umstrittenen Punkten, bei denen es nicht um die Übernahme durch Saint-Gobain ging, setzte sich die Familie durch. Das galt etwa für die Dividende, wo sich die Familie für eine geringere Ausschüttung aussprach als der Verwaltungsrat.

Die nächste Weichenstellung in der seit Dezember 2014 laufenden Auseinandersetzung dürfte damit das in der zweiten Jahreshälfte erwartete Urteil des Obergerichts Zug sein. Die Richter müssen die Frage entscheiden, ob die Beschneidung der Stimmrechte zulässig ist. Im Oktober hatte ein erstes Gericht zugunsten der Firma entschieden. Die Familie akzeptierte das nicht und legte Berufung ein.

Die meisten Experten gehen aber davon aus, dass das Bundesgericht 2018 ein endgültiges Urteil fällen muss. Aber selbst wenn alle Gerichte Sika recht geben, hat die Firma noch nicht gewonnen. Saint-Gobain wären die Schweizer dann zwar vorerst los, nicht aber die Familie als Aktionärin. Mit ihrer Stimmenmehrheit dürfte sie einen ihr genehmen Verwaltungsrat installieren und dann möglicherweise einen neuen Käufer suchen.

(Reuters)