In den vergangenen Tagen wurde darüber gemutmasst, jetzt ist es offiziell: Der Basler Pharmazulieferer Lonza übernimmt für 5,5 Milliarden Dollar in bar den amerikanischen Kapselhersteller Capsugel. Finanziert werden soll die milliardenschwere Firmenübernahme über eine fest von den Banken übernommene Kapitalerhöhung von bis zu 3,3 Milliarden Franken.

Obschon sich die Firmenvertreter von Lonza schon im ersten vollen Jahr nach Abschluss der Transaktion positive Auswirkungen auf den Kerngewinn je Aktie versprechen, kommt der Capsugel-Kauf an der Börse nicht gut an. Das lässt sich damit erklären, dass Analysten bis zuletzt von einem Kaufpreis von 5 Milliarden Dollar und einer Kapitalerhöhung zwischen 2,3 und 2,8 Milliarden Franken ausgegangen sind.

Zur Stunde verliert die Lonza-Aktie an der Schweizer Börse SIX weitere 7 Prozent auf 157,80 Franken. Beobachter berichten von aggressiven Verkäufen aus dem Ausland.

Die für die Bank Vontobel tätige Analystin zeigt sich entsetzt darüber, dass Lonza eine solch teure Übernahme tätigt. Da Capsugel in den letzten Jahren von einer Private-Equity-Firma kontrolliert worden ist, hält sie die Margen bereits für eher gut optimiert.

Schon die Möglichkeit einer teuren Capsugel-Übernahme setzte der Lonza-Aktie in den letzten Tagen zu; Quelle: www.cash.ch

Auf die Rendite auf das durchschnittlich investierte Kapital (ROIC) bezogen, erachtet die Expertin den Capsugel-Kauf als höchst verwässernd. Auch was den strategischen Sinn der Übernahme anbetrifft, macht sie gewisse Fragezeichen. Die Lonza-Aktie wird bei der Bank Vontobel zwar weiterhin mit "Hold" eingestuft, das 180 Franken lautende Kursziel dürfte jedoch nach unten genommen werden.

Die Übernahme von Capsugel stelle für Lonza eine Vorwärtsintegration dar, heisst es bei der Zürcher Kantonalbank. Der verantwortliche Analyst erhofft sich davon eine erhebliche Erweiterung der Wertschöpfungskette im Geschäftsfeld Pharma & Biotech. Den Kaufpreis erachtet er am oberen Ende liegend, erklärt sich diesen jedoch mit dem durch die Akquisition verbesserten Margenprofil und der Gewinnverdichtung. Insgesamt gewinnt der Experte der Grossübernahme damit sogar Positives ab. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Übergewichten".

Lohnendes Geschäft für bisherige Capsugel-Eigentümerin KKR

Der Verfasser eines Kommentars aus dem Hause Baader-Helvea bezeichnet die Firmentransaktion als teuer, zeigt sich mit den erwarteten Synergien aber insgesamt zufrieden. Wie er weiter schreibt, passen die Geschäftsaktivitäten von Capsugel perfekt ins bestehende Firmenportfolio von Lonza. Er stuft die Aktie trotz der geplanten Kapitalerhöhung mit "Hold" und einem Kursziel von 180 Franken ein.

Andere Berufskollegen verweisen hingegen auf den starken Leistungsausweis von Lonza bei der Integration grösserer Firmenübernahmen der letzten Jahre. Darüber hinaus sei den Risiken der milliardenschweren Transaktion mit dem Kursrückschlag der vergangenen Handelstage bereits grösstenteils Rechnung getragen worden, so heisst es weiter.

So unterschiedlich die Analysten die milliardenschwere Übernahme von Capsugel auch beurteilen, so einig sind sie sich in einem Punkt: Die grosse Gewinnerin ist die bisherige Eigentümerin Kohlberg Kravis Roberts, kurz KKR. Die bekannte amerikanische Private-Equity-Firma hatte die Geschäftsaktivitäten erst vor gut fünf Jahren für 2,4 Milliarden Dollar vom Pharmakonzern Pfizer übernommen und kann sich jetzt auf mehr als eine Verdoppelung ihres damaligen Kaufpreises freuen.