Wie lange noch? Das fragen sich Anleger schon seit geraumer Zeit. Letzte Woche hat das Rätselraten um die Dauer der globalen Aktienrally neuen Stoff erhalten. Denn seither befinden sich die Aktienmärkte in der längsten Hausse ihrer Geschichte – 494 Wochen sind es mittlerweile (cash berichtete).

Wie lange also dauert die Rally noch, die in den USA zu einer Börsenperformance von rund 340 Prozent (gemessen am S&P 500) geführt hat? "Die Rally in den USA kann weitergehen", antwortet Gérard Piasko im cash-Börsen-Talk auf diese brennende Frage. Verglichen mit der Rally der 1990er Jahre, als der US-Markt insgesamt 417 Prozent zulegte, lägen noch ein paar hundert Punkte drin, so der Anlagechef der Zürcher Privatbank Maerki Baumann.

Gründe sind laut Piasko das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien und andere Bewertungsniveaus, die weniger hoch sind als noch zu Jahresbeginn. "Die Rally ist auch breit abgestützt und nicht nur von ein paar Technologieaktien abhängig". Jüngst habe man das beste Gewinnwachstum aller Aktienregionen gesehen: 25 Prozent mehr als im Vorjahr.

cash-Leser sind skeptisch

Zur Frage der Dauer der Aktienrallye gibt es indes einige kritischere Stimmen. Neue Zölle, steigende Preise, und makroökonomische Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft werden häufig als Gefahren für den aktuellen Bullenmarkt genannt. In einer Umfrage waren mehr als 60 Prozent der Leserinnen und Leser von cash.ch der Meinung, die Aktienparty gehe in diesem oder im nächsten Jahr zu Ende.

In Bezug auf die Schweizer Börse empfiehlt Gérard Piasko jedoch einen vorsichtigeren Mix: "Momentan sollte man die konjunkturorientierten Zykliker noch übergewichten." Mit Blick auf 2019 sollte man aber mehr defensive "Blue Chips" beimischen. Etwas, das sich an den Märkten bereits feststellen lasse: "Die Anleger beginnen bereits, sich umzuorientieren", so der Aktienexperte im cash-Börsen-Talk.

Aus beiden Segmenten, also bei den defensiven wie bei den zyklischen Aktien, hat Piasko einen Favoriten. Den Versicherungskonzern Zurich bevorzugt er aufgrund der attraktiven Dividendenrendite von aktuell 6 Prozent. "Dividendentitel sind dann interessant, wenn es vorübergehend eine Seitwärtsbewegung gibt. Denn sie liefern dann trotzdem Rendite." Damit widerspricht Piasko anderen Börsenprofis, die das Dividendenjagen aufgrund allmählich steigender Zinsen zu Ende gehen sehen.

Aus dem Bereich der zyklischen Nebenwerte hat Piasko den Vakuumventilhersteller VAT auf dem Kaufzettel. Ein Titel mit aktueller Kursschwäche, wie der folgende Chart zeigt. Für Piasko ist das eine Einstiegschance. Einerseits seien die jüngsten Resultate solid gewesen, sagt er. Andererseits befände man sich charttechnisch in einer Unterstützungszone und die Bewertung sei zurückgekommen.

Die VAT-Aktie seit dem Börsengang im April 2016 (Quelle: cash.ch)

Auch hier schwimmt Piasko etwas gegen den Strom. So hat die UBS die VAT-Aktie am Donnerstag von "Buy" auf "Neutral" heruntergestuft. Die Helvetische Bank wiederum hat den Titel eben erst aus ihrem Investment-Portfolio gekippt. Grund: die unsicheren Perspektiven im Halbleitersektor. VAT bleiben also etwas für risikofreudige Anleger.

Im cash-Börsen-Talk nennt Gérard Piasko auch Alternativen zu Aktien und er sagt, welchen Chart er morgens jeweils als erstes anschaut.