Die gute Nachricht für die Aktionäre zuerst: Sunrise Communications hat den höchst umstrittenen Aktienkaufvertrag für die Übernahme von UPC Schweiz aufgekündigt. Die damit verbundene Kapitalerhöhung ist damit ebenfalls vom Tisch. Die schlechte Nachricht: Die Aufkündigung hat eine Strafzahlung an die UPC-Mutter Liberty Global in Höhe von 50 Millionen Franken zur Folge. Diesen Betrag noch nicht berücksichtigt, erwartet Sunrise zusätzliche Kosten in Höhe von 70 bis 75 Millionen Franken. Bei einem geschätzten Jahresgewinn für 2019 von rund 100 Millionen Franken ist das eine ganze Menge.

Was die diesjährige Umsatzentwicklung und den operativen Gewinn (EBITDA) anbetrifft, bleibt bei der Nummer Zwei im Mobilfunkmarkt Schweiz allerdings alles beim Alten. Das Unternehmen stellt den Aktionären einen bereinigten operativen Gewinn (EBITDA) von 618 bis 628 Millionen Franken bei einem Jahresumsatz zwischen 1,86 und 1,9 Milliarden Franken in Aussicht.

Dennoch werden vermehrt Stimmen laut, die den sofortigen Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Peter Kurer fordern. Kurer gilt als Architekt der gescheiterten Übernahme von UPC Schweiz.

Dividende in trockenen Tüchern

Nach einem frühen Rücksetzer auf 77,70 Franken verliert die Sunrise-Aktie zur Stunde moderatere 0,5 Prozent auf 78,10 Franken.

Wie man bei der Bank Vontobel hervorhebt, dürften die entstandenen Kosten ohne Folgen für die zukünftige Dividendenpolitik bleiben. Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes für das dritte Quartal sieht die Zürcher Bank abgesehen von den Kosten aus der gescheiterten Übernahme keinen materiellen Anpassungsbedarf bei den Gewinnerwartungen. Sie empfiehlt die Sunrise-Aktie wie bis anhin mit einem Kursziel von 90 Franken zum Kauf.

Barclays kommt im Zusammenhang mit der gescheiterten Übernahme auf Gesamtkosten in Höhe von 120 bis 125 Millionen Franken. Doch auch die britische Grossbank sieht die diesjährige Dividende deswegen nicht in Gefahr. Anders als Vontobel stuft Barclays die Aktie nur mit "Equal weight" und einem Kursziel von 85 Franken ein.

Für Julius Bär steht hingegen der Zahlenkranz für die erfreuliche Geschäftsentwicklung im dritten Quartal im Vordergrund. Die in den vorangegangenen Quartalen beobachteten Trends hätten sich - wenn auch in verlangsamter Form - fortgesetzt, so die Zürcher Bank. Sie will am "Hold" lautenden Anlageurteil sowie aum Kursziel von 84 Franken festhalten.

Ist das letzte Wort doch noch nicht gesprochen?

Nach dem gescheiterten Übernahmeversuch ist möglicherweise aber vor dem (neuen) Übernahmeversuch. Liberty Global zeigt sich in der eigenen Medienmitteilung nämlich weiterhin gesprächsbereit. Man würde sich freuen, den Dialog entweder mit dem Sunrise-Verwaltungsrat oder dem Ankeraktionär Freenet aufrecht zu erhalten, so das Mutterhaus von UPC Schweiz. Liberty Global sieht in ihrem Tochterunternehmen UPC Schweiz denn auch "den" Dreh- und Angelpunkt im hart umkämpften Schweizer Telekommunikationsmarkt.

Beobachter schliessen deshalb nicht aus, dass die genannten Parteien letztendlich doch noch eine aus Sicht der Sunrise-Aktionäre attraktivere Einigung finden. Wie es weiter heisst, könnte sich Verwaltungsratspräsident Peter Kurer mit einem geschickten Deal eventuell sogar "rehabilitieren". Zumindest die Bank Vontobel glaubt angesichts des hohen Synergiepotenzials zwischen den beiden Unternehmen auch weiterhin an eine Lösung.

Mit einem Minus von gut 7 Prozent hinkt die Sunrise-Aktie in diesem Jahr sowohl dem breiten Markt (SPI + 27 Prozent) als auch der Aktie der Erzrivalin Swisscom (+ 10 Prozent) hinterher.