Nach gründlicher Prüfung seien die Vorstände der beiden Banken zum Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde, teilten die beiden Banken am Donnerstag in gleichlautenden Mitteilungen mit. Beide verwiesen auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch grossen Integration einhergingen. Daher hätten beide Banken entschieden, die Gespräche nicht fortzusetzen.

"Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen", erklärt Commerzbank-Chef Martin Zielke. "Nach gründlicher Analyse sind wir zum Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss mit der Deutschen Bankkeinen ausreichenden Mehrwert bieten würde."

Die Aktien der Deutschen Bank steigen in Frankfurt um rund 3 Prozent. Diejenige der Commerzbank verlieren 4 Prozent.

Die zwei grössten deutschen Privatbanken führten seit Mitte März formelle Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss, durch den die mit weitem Abstand grösste deutsche Bank entstanden wäre. Allerdings wären bei einem Zusammenschluss auch mehrere zehntausend Jobs wegfallen. Die Gewerkschaften liefen deshalb seit dem Bekanntwerden der Fusionspläne Sturm. Auch grosse Investoren der Deutschen Bank, darunter das Emirat Katar und der chinesische Mischkonzern HNA, sahen das Unterfangen skeptisch.

Zuletzt war immer klarer geworden, dass es womöglich zu viele Hindernisse für ein Zusammengehen gibt - angefangen von der Struktur einer neuen Bank, deren Geschäftsmodell, der Finanzierung des Deals bis zu dem erwarteten Jobkahlschlag. Insider hatten die Chancen auf eine Fusion oder Übernahme der kleineren Commerzbank durch die Deutsche Bank allerdings lange als 50 zu 50 bewertet. Vor allem Commerzbank-Chef Zielke galt als Befürworter einer Kombination der beiden Frankfurter Häuser. Das galt auch für den grössten Aktionär der Commerzbank, den Bund.

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies, der frühere Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, galten als Unterstützer eines Deals, weil sie einen nationalen Bankenchampion wollten, der die heimischen Firmen im Ausland begleiten konnte - für die stark auf den Export ausgerichteten deutschen Unternehmen ist das von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Von Seiten der Aufseher - zuständig ist die Europäische Zentralbank (EZB) - waren zuletzt eher skeptische Töne zu hören.

Deutsche Bank mit mehr Gewinn als erwartet

Nach dem Scheitern des Deals steht vor allem die Deutsche Bank zunächst mit leeren Händen da und muss nach Ansicht von Beobachtern wohl relativ schnell einen Plan B auf den Tisch legen - möglicherweise mit weiteren harten Einschnitten.

Allerdings hat die Bank im ersten Quartal überraschend viel Gewinn gemacht. Sie erwarte einen Vorsteuergewinn von etwa 290 Millionen Euro und einen Gewinn nach Steuern von rund 200 Millionen Euro, teilt das Geldinstitut am Donnerstag mit. Im Vorjahr hatte die Bank vor Steuern 432 Millionen Euro verdient, unter dem Strich blieben 120 Millionen Euro übrig.

Von der Bank befragte Analysten hatten für das erste Quartal 2019 im Schnitt lediglich mit einem Vorsteuergewinn von 141 Millionen und einem Nettogewinn von 29 Millionen Euro gerechnet. Auch bei den Erträgen übertraf die Deutsche Bank mit 6,4 (Vorjahr: 6,98) Milliarden Euro die Erwartungen.

"Unsere vorläufigen Ergebnisse zeigen die Stärke unseres Kundengeschäfts", sagt Konzernchef Christian Sewing. "Wir sind bei Krediten und Einlagen gewachsen, haben das verwaltete Vermögen wieder steigern können und unsere Marktanteile im Emissions- und Beratungsgeschäft verbessert." Mit Einsparungen habe die Bank niedrigere Erträge weitgehend ausgleichen können. "Wir sind auf einem sehr guten Weg, unser Kostenziel von 21,8 Milliarden Euro für das Jahr 2019 zu erreichen." Das vollständige Zahlenwerk will die Bank am Freitag präsentieren.

(Reuters/cash)