Die gute Nachricht für die Aktionäre von Richemont zuerst: Allen Unkenrufen zum Trotz konnte der Luxusgüterkonzern sein Umsatz im per 31. März endenden Geschäftsjahr steigern. Und das, obwohl die Umsatzentwicklung im Schlussquartal pandemiebedingt stark rückläufig war.

Die schlechte Nachricht: Mit 1,52 Milliarden Euro fällt der operative Jahresgewinn (EBIT) nicht nur deutlich unter den 1,94 Milliarden Euro vom Vorjahr aus, er liegt auch unter den durchschnittlich von Analysten erwarteten 1,7 Milliarden Euro.

Gewinneinbruch und Dividendenkürzung

Eine böse Überraschung – so ist man sich in Expertenkreisen einig – ist aber vielmehr die Halbierung der Jahresdividende auf einen Franken je Aktie. Viele Analysten hatten mit einer gehaltenen, wenn nicht gar leicht höheren Ausschüttung. Die Bilanz hätte es durchaus zugelassen, führte der Luxusgüterkonzern Ende März doch Nettobarmittel in Höhe von 2,4 Milliarden Euro in den Büchern.

Wie Vontobel schreibt, fiel der Umsatzrückgang im März-Quartal mit 18 Prozent nicht ganz so einschneidend wie befürchtet aus. Von der Margenentwicklung lasse sich das allerdings nicht behaupten, so die Zürcher Bank weiter. Auf das Gesamtjahr betrachtet liegt der operative Gewinn denn auch deutlich unter den bankeigenen Schätzungen zurück. Aufgrund des widerstandsfähigen Schmuckgeschäfts hält Vontobel an der Kaufempfehlung fest. Das 68 Franken lautende Kursziel wird sie vermutlich reduzieren müssen.

Auch Kepler Cheuvreux zeigt sich etwas enttäuscht vom Gewinneinbruch im Schlussquartal. Ähnliches gilt für die Dividendenkürzung. Dennoch gewinnt der Broker dem vorliegenden Jahresergebnis dank der widerstandsfähigen Umsatz- und Margenentwicklung im Schmuckgeschäft, der soliden Barmittelgenerierung sowie den ermutigenden Aussagen zur Absatzsituation in China auch positive Aspekte ab. Kepler Cheuvreux stuft die Aktie mit "Buy" und vorerst einem Kursziel von 70 Franken ein.

Bei der UBS heisst es, dass der operative Gewinn die bankeigenen Schätzungen selbst unter Ausklammerung einmaliger Kosten verfehlt habe. Die Grossbank spielt damit auf Wertberichtigungen auf Alaïa, Dunhill und Purdey an. Das Anlageurteil für die Aktie lautet weiterhin "Neutral" mit einem 12-Monats-Kursziel von 53,50 Franken.

Die Richemont-Aktie setzt die Talfahrt der letzten Tage fort und verliert zur Stunde 3,1 Prozent auf 50,72 Franken.

Swatch-Aktionäre vorerst im Blindflug

Auch die Inhaberaktie der Swatch Group gibt ihre anfänglichen Kursgewinne ab und büsst nun ebenfalls 2,7 Prozent auf 168,60 Franken ein.

Anders als die meisten Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) legt die Swatch Group nur alle sechs Monate Rechenschaft über die Umsatz- und Gewinnentwicklung ab. Dementsprechend bleibt den Aktionären des Bieler Uhrenkonzerns nichts anderes übrig, als sich an den monatlich veröffentlichten Schweizer Uhrenexporten oder eben an den Zahlenkränzen von Mitbewerbern wie Richemont zu orientieren.

Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, verheisst der vorliegende Zahlenkranz nichts Gutes für die Swatch Group. Bei Richemont hat nämlich gerade das Geschäft mit Uhren im Schlussquartal gelitten. Der Gewinnbeitrag aus diesem Bereich ist pandemiebedingt stärker eingebrochen, als Analysten erwartet hatten.

Die Aktie von Richemont hat seit Jahresbeginn 32 Prozent verloren, die Inhaberaktie der Swatch Group sogar 36 Prozent. Beide Titel zählen damit zu den diesjährigen Schlusslichtern aus dem SMI.