Die UBS tut's, die Swiss Life auch, Sonova, Lindt & Sprüngli oder Swiss Re ebenfalls: All diese Firmen haben derzeit Aktienrückkäufe am Laufen oder solche kürzlich abgeschlossen. Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft, denn in den USA kauften börsenkotierte Unternehmen 2018 für eine Rekordsumme von 1 Billion Dollar eigene Aktien zurück. Laut neusten Zahlen könnte sich der Trend in diesem Jahr sogar noch beschleunigen.

Die UBS kündigte vor rund einem Jahr an, ab März 2018 während drei Jahren eigene Anteile im Wert von maximal 2 Milliarden Franken zu erwerben. CEO Sergio Ermotti bezeichnete damals in einem Interview mit Bloomberg das Rückkaufprogramm als eines der "Highlights" für die Grossbank. In Kombination mit einer Dividendenerhöhung sollte mehr Kapital an die Aktionäre zurückgeführt werden.

Doch wer seit März 2018 in der UBS-Aktie investiert ist, spürt wenig von diesen aktionärsfreundlichen Massnahmen. Der Titel steht mehr als 20 Prozent im Minus, während die Schweizer Börse (in Form des Swiss Performance Index) im selben Zeitraum um 10 Prozent zulegen konnte. Mit knapp 12 Franken kostete die UBS-Aktie Ende Jahr so wenig wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr.

Theorie spricht für bessere Performance

Das ist in der Theorie nicht immer so. Kaufen Firmen eigene Aktien zurück und vernichten diese, hat das in der Regel einen positiven Einfluss auf den Aktienkurs. Die Überlegung dahinter: Wenn die Anzahl Aktien sinkt, steigen der Gewinn pro Titel und auch die Dividende pro Titel. Weil das auf Anleger attraktiv wirkt, wird die Aktie begehrter und ihr Kurs steigt.

Auch weitere Schweizer Beispiele zeigen allerdings, dass ein höherer Gewinn pro Aktie nicht unbedingt zu einem höheren Aktienkurs führt. So hatte die Massnahme bei Swatch nicht die gewünschte Wirkung. Der Uhrenhersteller kaufte zuletzt während drei Jahren für 1 Milliarde Franken eigene Anteile zurück. Das konnte nicht verhindern, dass die Swatch-Aktie an Wert verlor, während der Gesamtmarkt (SPI +26 Prozent) deutlich positiv abschnitt (siehe Tabelle am Artikelende).

Auch Jan Widmer, Fondsmanager bei der St.Galler Kantonalbank, relativiert den langfristigen Einfluss von Aktienrückkäufen, sagt aber: "Als Privatanleger kann man bei Aktienrückkäufen häufig von einem positiven Signaleffekt profitieren". Grund für das unterschiedliche Abschneiden von Aktien mit Rückkaufprogrammen ist zum einen die Gesamtverfassung des entsprechenden Unternehmens. So ist die UBS-Aktie aus Anlegersicht schon seit längerer Zeit nicht mehr begehrt, Swatch leidet unter einer nachlassenden Konjunkturdynamik in den wichtigen asiatischen Absatzmärkten.

Gerade bei Firmen, die an der Börse underperformen, wird in diesem Zusammenhang schnell einmal der Vorwurf der "Kurspflege" laut: Anleger sollen mit Aktienrückkäufen überzeugt werden. Wichtig ist deshalb immer, den Kontext zu berücksichtigen. Wirkt ein Rückkauf ideenlos, ist Skepsis angebracht. Übernahmen oder Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind Alternativen, wie überschüssiges Kapital eingesetzt werden kann.

Warum wird das Geld nicht in eine Dividendenerhöhung investiert, könnte man auch fragen. Aus Unternehmenssicht macht es durchaus Sinn, den Aktienrückkauf zu bevorzugen. Dieser bietet mehr Flexibilität als eine höhere Ausschüttung, weil er jederzeit gestoppt werden kann – so kam es während der Finanzkrise vermehrt zu Abbrüchen von Aktienrückkaufprogrammen. Eine Dividendenkürzung hingegen hat definitiv einen schlechten Einfluss auf das Investorensentiment.

Was passiert mit den Aktien?

Wenig Sinn macht es laut Experten auch, Kapital aufzunehmen, um es dann an die Aktionäre wieder abzugeben. Die Credit Suisse beispielsweise führte in den letzten drei Jahren zwei Kapitalerhöhungen durch, nur um dann die Dividende zu erhöhen und eigene Titel zurückzukaufen. Investoren bleiben skeptisch, die CS-Aktie steht in den letzten 52 Wochen 28 Prozent im Minus.

Bei der Beurteilung von Aktienrückkaufen ist auch entscheidend, was mit den Aktien geschieht. "Werden sie für Vergütungspläne des Managements verwendet, werte ich das negativer als bei der Vernichtung von Aktien. Denn im ersten Fall verschwinden die Titel ja nicht wirklich vom Markt", sagt Fondsmanager Jan Widmer. AMS, dessen Rückkaufprogramm noch bis November 2019 läuft, schreibt zum Beispiel ausdrücklich, die erworbenen Aktien könnten zur Bedienung von Aktienoptionen verwendet werden. Bei Swiss Re oder Sonova wird hingegen betont, dass die Titel vernichtet würden.

Die Beispiele in der Tabelle zeigen aber auch, dass die "Gewinnverdichtung" von Unternehmen in vielen Fällen im Einklang steht mit einer Überrendite. So schlagen etwa Sonova, Swiss Life oder Lindt & Sprüngli den SPI in der entsprechenden Zeitperiode deutlich.

Wer auf breiter Ebene auf Aktienrückkäufe und deren kurstreibenden Effekt setzen möchte, dem bieten sich auch günstige Indexfonds (ETF) an. Zum Beispiel das Produkt von Amundi, das Zugang zu 100 Aktien mit hohen Rückkaufquoten des amerikanischen S&P-500-Index bietet. Oder einen ähnlichen ETF auf die US-Technologiebörse Nasdaq.

Ausgewählte Rückkaufprogramme und Aktienperformance

TitelDauer des ProgrammsVolumenAktienperf., in %SPI-Performance, in %
UBS26.03.18 bis 26.03.212 Mrd. CHF-24,4+10,6
AMS10.11.17 bis 08.11.19bis 10% eigener Aktien-66,9+5,1
Swiss Re07.05.18 bis 15.02.191 Mrd. CHF+4,7+2,3
Sonova10.10.18 bis 10.10.211,5 Mrd. CHF+13,9+1,0
Swiss Life03.12.18 bis 30.12.191 Mrd. CHF +11,4+1,5
Lindt & Sprüngli12.03.18 bis 30.12.19500 Mio. CHF+13,6+3,0
Credit Suisse14.01.19 bis 30.12.191 Mrd. CHF+5,1+3,0
Zurich11.04.18 bis 18.05.18548 Mio. CHF+5,6+3,9
Swatch05.02.16 bis 24.01.19959 Mio. CHF-8,5+25,8
Landis+Gyr30.01.19 bis 30.01.21100 Mio. USD-1,2+5,6
Nestlé04.07.17 bis 30.06.2020 Mrd. CHF+8,8+8,1
SGS04.02.19 bis 30.12.19200 Mio. CHF+7,1+4,9

Quellen: cash.ch, Firmen-Websites (Stand 06.03.19)