Das Minus von 20 Prozent in den ersten Handelsminuten an der Schweizer Börse unterstreicht die negative Überraschung von Aryzta. Der bereits angeschlagene Backwarenkonzern musste am Donnerstagmorgen erneut eine Gewinnwarnung aussprechen: Das Management rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Einbruch beim Betriebsgewinn (EBITDA) um einen Fünftel.

Die Aryzta-Aktie notiert um 10.00 Uhr bei 29,54 Franken. Die Volumen sind entsprechend ausserordentlich hoch, bereits ist mehr als ein durchschnittliches Tagesvolumen umgesetzt.

"Never ending story", fragt man sich bei der Bank Vontobel. Bereits vor einem Jahr warnte Aryzta vor einem tieferen Gewinn in der ersten Jahreshälfte 2017, worauf die Aktie in die Tiefe sackte. Im Laufe des restlichen Jahres erholte sich der Titel dann etwas, wie der folgende Chart zeigt.

Regelmässige Abstürze: Die Aryzta-Aktie in den letzten 18 Monaten (Quelle: cash.ch) 

Der Vontobel-Analyst ist über die Tatsache, dass das EBITDA-Vorjahrslevel nicht erreicht wird, nicht allzu überrascht. Er habe schon bisher nicht verstanden, wie Aryzta im aktuellen Umfeld das Vorjahresergebnis erreichen solle, heisst es in seinem Kommentar. Positiv seien immerhin die angekündigten Verkäufe für einige Unternehmensteile. Derweil wird das Kursziel bei 24 Franken belassen und das "Reduce"-Rating bestätigt.

Auch beim Analysehaus Kepler schätzt man die Aussagen zu den Verkäufen positiv ein. Dass aber die Gewinnwarnung unter dem neuen Management komme, sei besonders schmerzhaft. Angesichts der Tatsache, dass es keinen Mittelfristplan gebe, seien die Investoren weiterhin auf einem Blindflug. Dies dürfte nun sogar noch länger dauern, meint der zuständige Analyst.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) warnt derweil vor Schleudergefahr. "Da es Aryzta leider bisher unterlassen hat, mit einer Kapitalerhöhung für etwas mehr Stabilität zu sorgen, wird die finanzielle Situation jedoch nochmals ungemütlich", schreibt Analyst Patrik Schwendimann. Bei der ZKB lautet das Aktienrating immer noch "Marktgewichten".

Einsteigen oder abwarten?

Auch laut Baader Helvea dürften sich die Anleger auf eine längere Negativphase bei Aryzta einstellen müssen. "Wir erwarten eine Flaute im Aktienkurs in den kommenden Monaten, bis eine Stabilisierung der Profitabilität sichtbar wird", schreibt die Investmentbank in einer Kurzanalyse.

Während der Umsatz relativ stabil sei, habe sich der Betriebsgewinn zum Ende des zweiten Quartals des von August bis Juli laufenden Geschäftsjahres abgeschwächt - und dieser Trend werde sich wohl im Laufe des Geschäftsjahres nicht mehr umkehren, heisst es in der Mitteilung.

Aryzta selbst begründet die Gewinnwarnung folgendermassen: In Europa bekomme man die Auswirkungen der Brexit-Pläne der Briten zu spüren. In Amerika wiederum kämpft das Unternehmen mit anziehenden Vertriebskosten und einem stärkeren Lohnwachstum als erwartet. Der US-Arbeitsmarkt befindet sich seit längerem im Aufschwung - doch bis jetzt hatten Lohnerhöhungen auf breiter Front auf sich warten lassen.

Dazu kommt, dass die Massnahmen zur Effizienzverbesserung wie Preiserhöhungen in Verzug geraten sind, wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht.

(cash/AWP/SDA)