Das mit fast 19 Milliarden Dollar verschuldete Unternehmen aus Florida beantragte Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts, wie Hertz am Freitagabend mitteilte. Ein Stillhalteabkommen mit den Gläubigern war zuvor ausgelaufen, um Staatshilfe hatte sich das mehr als 100 Jahre alte Unternehmen nach eigenen Angaben vergeblich bemüht. Die Einnahmen waren wegen der Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie eingebrochen. Autovermieter wie Hertz erzielen grosse Teile des Umsatzes an Flughäfen, an denen das Geschäft angesichts des brachliegenden Flugverkehrs weitgehend zum Erliegen gekommen ist.

Die Auslandstöchter in Europa, Australien und Neuseeland sind von dem Gläubigerschutzverfahren vorerst unberührt. Das operative Geschäft mit Marken wie Hertz, Dollar und Thrifty soll weitergehen. Hertz hatte rund 10.000 seiner 38.000 Mitarbeiter entlassen, weitere 10.000 wurden vorübergehend freigestellt, um die Kosten zu senken. Teile der 500.000 Fahrzeuge umfassenden Flotte seien verkauft worden, Neubestellungen storniert. Für die Sanierung habe man mehr als eine Milliarde Dollar zur Verfügung, erklärte Hertz. Grösster Aktionär des börsennotierten Unternehmens ist der milliardenschwere Investor Carl Icahn mit 39 Prozent.

Unter Druck wegen Uber

Der Konzern ist eines der grössten Opfer der Corona-Krise, die in den USA bisher vor allem Einzelhändler in die Insolvenz getrieben hatte. Doch das Autovermiet-Geschäft war schon vorher durch neue Konkurrenten wie den Fahrdienst Uber unter Druck geraten. Der grösste deutsche Autovermieter Sixt hatte sich kürzlich mit massgeblicher Hilfe der Staatsbank KfW eine 1,5 Milliarden Euro schwere Kreditlinie besorgt, gibt sich aber zuversichtlich, angesichts der Schwierigkeiten von Konkurrenten wie Hertz, Avis und Europcar gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Die wichtigsten Gläubiger hatten Hertz bis zum Freitag Zeit gegeben, nachdem das Unternehmen im April fällige Zahlungen an die Kreditgeber schuldig geblieben war. Die monatlichen Leasing-Verpflichtungen sind gestiegen, weil die Restwerte der Fahrzeuge in der Krise sinken. Auf der Bilanz von Hertz lasten allein rund 14 Milliarden Dollar an Kreditpapieren, die mit der Mietwagen-Flotte besichert sind (ABS). Mit dem Geld wurden Autos gekauft und an Hertz verleast. Auch andere Kredite und Anleihen hängen daran, dass Hertz seine Leasingraten pünktlich bezahlt. Allein im ersten Quartal schrieb Hertz 356 Millionen Dollar Verlust.

Der Konzern hatte in den Verhandlungen angeboten, pro Monat bis zum Jahresende 30.000 Autos zu verkaufen, um fünf Milliarden Dollar in die Kasse zu bekommen. Doch der Gebrauchtwagenmarkt ist in der Krise ebenfalls zusammengebrochen.

Die Wurzeln von Hertz reichen ins Jahr 1918 zurück. Damals war Walter Jacobs auf die Idee gekommen, zwölf Ford "Model T" auf Zeit an Kunden zu verleihen.

(Reuters)