Fast ein Jahrhundert lang hat die südafrikanische Familie Oppenheimer den Diamantenhandel beherrscht. Zu den besten Zeiten dominierte die Familie über die 1888 gegründete Firma De Beers mit seinem Verkaufskartell fast 90 Prozent des weltweiten Handels mit Rohdiamanten. Mit dem Verkauf ihrer Beteiligung an De Beers für über fünf Milliarden Dollar endete im Winter 2011 die Vorherrschaft. 

Jonathan Oppenheimer, Sohn des damaligen De-Beers-Verwaltungsratspräsidenten Nicky Oppenheimer, ist im Verwaltungsrat von diversen Rohstofffirmen und Direktor beim Investor E Oppenheimer & Son. Die Firma ist vor allem im Rohstoffsektor investiert. Ein Sektor, der laut Oppenheimer Aufwärtspotenzial hat.

"Jeder Rohstoff, der von einer stetig wachsenden Mittelschicht nachgefragt wird, hat das Potenzial für höhere Preise", sagt Oppenheimer im Gespräch mit cash. Davon nicht ausgenommen sind Diamanten. In Schwellenländern wächst eine Mittelschicht heran, die verstärkt nach Diamanten verlangt, sagt Oppenheimer.

Auf lange Sicht investieren

Die Preise für Diamanten haben sich in den letzten Jahren stark nach oben bewegt. Und Oppenheimer bleibt zuversichtlich: "Ich erwarte weiter steigende Diamantenpreise." Der Rohstoffexperte ist überzeugt, dass inskünftig das Angebot an Diamanten kleiner sein wird als die Nachfrage, so Oppenheimer, der im Verwaltungsrat von Williamson Diamond in Tansania sitzt.

Auch für höhere Goldnotierungen ist Oppenheimer optimistisch. Auf einen Zeitpunkt festlegen will sich Oppenheimer aber nicht, sei es bei Diamanten oder Gold. "Alles was ich weiss ist, dass ich mit einer Preisprognose mit Sicherheit falsch liegen würde", sagt Oppenheimer. Rohstoff-Investments seien, so Oppenheimer, ohnehin ein langfristiges Projekt.

Allerdings: Für Privatanleger gibt es wenig Möglichkeiten, direkt in Diamanten zu investieren. Denn anders als im Goldhandel gibt es keine standardisierten Preise, und der Diamantenmarkt gilt als intransparent. Anlagefonds, die in Diamanten investieren, sind in der Regel nur institutionellen Kunden vorbehalten. Eine günstige, aber risikoträchtige Möglichkeit an der Preissteigerung von Diamanten zu profitieren, kann der Kauf von Aktien von Diamantenproduzenten sein (cash berichtete).

Praktisch keine «Blutdiamanten» mehr

Bei Diamanteninvestments schwingt jeweils eine ethische Komponente mit. So wurden in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent unter brutalen Produktionsbedingungen Diamanten geschürft. Solche Diamanten wurden auch Blutdiamanten genannt. Oppenheimer verweist darauf, dass heutzutage gegen 99 Prozent des weltweiten Diamantenhandels zertifiziert ist.

Dabei handelt es sich um so genannte Kimberly-Zertifikate. Diese sind seit 2003 in Kraft, bescheinigen eine menschenrechtskonforme Produktion und stellen die Produktionskette von der Schürfung bis zum Endkonsumenten sicher. Oppenheimer führt noch ein weiteres Argument hinzu: Die grosse Mehrheit der Diamanten stammt aus grossen Minen, die sehr gut geführt seien. Die grössten und damit auch bekanntesten Diamantenschürfer sindDe Beers, Rio Tinto, BHP Billiton sowie Alrosa.

Bekannt ist aber, dass solche Zertifikate immer wieder gefälscht werden. Oppenheimer sagt dazu: "Das kann man nicht unterbinden. Auch Dollars oder Schweizer Franken werden gefälscht."

 

Im Video-Interview sagt Oppenheimer, worauf Anleger bei Investments in Schwellenländer achten sollen. Zudem äussert er sich über die starke Präsenz Chinas auf dem afrikanischen Kontinent.

Das Interview wurde am Rande des St.Gallen Symposiums durchgeführt.