Der Hype um das 100-Franken-Goldvreneli hat nachgelassen, doch die Münze wird weiter zu fünfstelligen Frankenbeträgen gehandelt. Gefragt sind auch zwei andere Schweizer Münzen: Das 10-Franken-Goldvreneli von 1911 und der Silberfünfliber von 1922.
Beide Münzen sind in einem Index enthalten, der die Preisentwicklung von insgesamt 30 europäischen Münzen erfasst und abbildet - der Numindex. Darin sind enthalten sind beispielsweise auch die deutsche Fünf-Mark-Münze von 1958 und ein italienisches 40-Lire-Stück von 1814.
Hingegen fehlen Spitzenmünzen, etwa das 100-Franken-Goldvreneli von 1925. Denn: Der Index umfasst tatsächlich im Umlauf gewesene Geldstücke, die gut verfügbar sind: «Der Numindex soll für die normale Bevölkerung nachvollziehbar sein. Deswegen enthält er Münzen, die für die Meisten erschwinglich sind und nicht im Top-Segment angesiedelt sind», sagt Experte Michael Zagorowski, der den Index gebaut hat. So erklärt sich, weshalb ein zirkuliertes Fünffrankenstück von 1922 in Silber und das seltenere 10er-Goldvreneli von 1911 ausgewählt wurden - und nicht etwa ein unzirkuliertes 20er-Vreneli von 1926 oder das 100er-Goldvreneli von 1925.
Der Index wird laufend nachgeführt. Mitte August hat er 1562,30 Punkte erreicht (aktuellster Stand vom 13. August). Das sind 8,5 Prozent mehr als Anfang 2025 und 12 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit schlägt der Münzpreisindex den Schweizer Aktienmarkt. Denn der Swiss Market Index hat seit Januar 2025 rund 3,3 Prozent und in den vergangenen 52 Wochen 0,9 Prozent hinzugewonnen; der Swiss Performance Index zog im laufenden Jahr 7,8 Prozent und in den zurückliegenden 52 Wochen 5,6 Prozent an.
Der Numindex zeige eine «freundliche Tendenz bei Münzenpreisen», sagt Zagorowski. Gründe für die positive Entwicklung sieht er in den steigenden Edelmetallpreisen und im Handel selbst: Laut Händlern fliessen nur wenig Münzen in den Markt zurück, weshalb Sammler sich mit Stücken mittlerer Erhaltung zufrieden geben müssen - und auch tatsächlich zufrieden geben.
Sprich: Die Liebhaber bezahlen für wichtige Münzen, auch wenn diese nur die zweitbeste Qualität aufweisen. «Daher steigt die Nachfrage nach numismatischen Objekten, insbesondere nach historisch bedeutsamen Prägungen», führt Zagorowski aus. Und dies führe zu einem Preisanstieg, der sich letztlich am Numindex ablesen lässt.
Er reicht bis September 2017 zurück, seither hat er um 56 Prozent zugelegt. Das lässt auf solide Preissteigerungen im Feld der europäischen Münzen schliessen. Allerdings schwankt auch dieses Barometer. Auf 910 Punkte hinunter ging es im Dezember 2018, ein Hoch wurde Ende Mai 2022 bei 1908 Punkten erreicht, und kleinere Auf- und Abwärtsbewegungen gibt es immer wieder. «Der Index schwankt, da Münzen an einzelnen Auktionen stark gefragt sind und darum Spitzenpreise erzielen - die in späteren Auktionen wieder unterschritten werden, wenn die Käufer die Münzen tiefer einschätzen», erklärt Zagorowski.
«Kleines» Goldvreneli ist fast 500 Franken wert
Eine Wertentwicklung haben auch die beiden Schweizer Münzen des Numindex durchlaufen. Das 10-Franken-Goldvreneli ist zurzeit - bei mittlerem Erhaltungsgrad - 496 Franken wert. Das sind nur fünf Franken weniger als der Spitzenwert der vergangenen sechs Jahre. Der tiefste Preis in diesem Zeitraum datiert vom Juni 2019, als ein Käufer die Münze für 295 Franken erwarb. Ausserdem: Der Preis für das «kleine» Vreneli, das zu 90 Prozent aus Gold besteht und rund 3,2 Gramm schwer ist, liegt aktuell 244 Franken über dem Edelmetallwert.
Dabei gehört diese Münze nicht zu den Top-Exemplaren. Laut Fachleuten ist sie «vorzüglich» erhalten, sie war also nur kurze Zeit im Umlauf, weist daher kleine Kratzer auf, ist sonst aber unbeschädigt. Es handelt sich um einen mittleren Erhaltungsgrad, der schlechter ist als der Zustand eines unzirkulierten oder prägefrischen Stücks; er ist aber besser als die Verfassung einer laut Experten nur «sehr schönen» oder «schönen» Münze.
Der Silberfünfliber von 1922 in gleicher Erhaltung kostet gegenwärtig 262 Franken, nachdem er im Mai 2024 einen Preis von 400 Franken erzielt hatte. Das war der Spitzenwert der vergangenen Jahre, in denen dieses Geldstück phasenweise bloss zu 150, 160 oder 170 Franken gehandelt wurde. Es zeigt keine klare Wertsteigerung über die Zeit hinweg. Dabei ist gut zu wissen: Es handelt sich nicht um das Fünffrankenstück, das im letzten Dezember für 30'000 Franken versteigert wurde; jenes Stück stammte aus dem Jahr 1928 und wies laut dem Auktionshaus eine perfekte Qualität auf.
Eine «sichere Investition»
Zagorowski sieht Münzen «als eine sichere Investition», die durch steigende Goldpreise attraktiver werde. Das gelbe Edelmetall hat den Rekordlauf der letzten Jahre zuletzt zwar nicht fortgesetzt. Zentralbankkäufe, tiefe Zinsen sowie politische und wirtschaftliche Unsicherheit dürften den Goldpreis aber weiterhin stützen.
Münzen haben zudem einen historischen Wert. Das macht sie für Sammler ebenso interessant wie für Investoren. «Während wirtschaftlicher Unsicherheiten steigt die Nachfrage nach stabilen Wertanlagen wie numismatischen Münzen. Gleichzeitig wird das Angebot durch in der Vergangenheit abgeschlossenen Prägungen eingeschränkt, was ebenfalls zu einer stabilen Geldanlage für die Zukunft beitragen sollte», sagt der Experte.
Stand heute gibt es kein Finanzprodukt, das den Numindex abbildet. Zagorowski plant aber ein Produkt, das Münzen im Feld der alternativen Anlagen positioniere und das neben dem reinen Goldwert eine numismatische Prämie enthalte.