Eine Reihe seltener Schweizer Münzen aus Gold steht im Oktober in Zürich zur Auktion, darunter ein paar Vreneli aus dem 19. Jahrhundert. Als am wertvollsten gilt jedoch ein Berner 20-Dukaten-Stück des Jahres 1681 - der Schätzpreis: 500’000 Franken. Die Münze sei das höchste, von offizieller Seite ausgegebene und mit einem eigenen Stempel geprägte Nominal, das einer der Schweizer Kantone vor der Vereinigung zum Bundesstaat herausgegeben habe, teilt das Auktionshaus Sincona mit, das die Versteigerung durchführt.

Neben dem Berner Dukaten-Stück können zahlungskräftige Liebhaber eine der angebotenen Bundesmünzen ersteigern. Deren Wert wird auf zwischen 75’000 und 180'000 Franken geschätzt. Zum Vergleich: Nicht derart besondere Stücke, beispielsweise die in hoher Auflage erschienenen Vreneli der Jahrgänge 1947 und 1949, kosten im Handel weniger als 1000 Franken. Dies auch dann, wenn sie nie im Umlauf waren und nur kleinste Spuren aufweisen, die im Herstellungsprozess entstanden sind.

Das nach den Expertenschätzungen wertvollste Stück unter den Bundesmünzen ist ein 20-Franken-Goldvreneli des Jahres 1897. Es wird mit 180'000 Franken veranschlagt. Das Spezielle ist: Die Münze ist aus sogenanntem Gondogold angefertigt - aus Gold also, das aus dem einstigen Bergwerk in Gondo im Kanton Wallis stammt. Nur 29 Stück wurden davon geprägt. Zudem gingen wohl einige Exemplare verloren oder wurden gar eingeschmolzen, heisst es. Den Angaben des Auktionskatalogs zufolge ist diese Münze jedenfalls «von grösster Seltenheit».

Die Geschichte einer Münze ist mitentscheidend

Drei weitere Geldstücke, welche die Eidgenossenschaft einst hergestellt hatte, werden angeboten: Eine 20-Franken-Helvetia-Münze des Jahres 1887 wird von den Numismatikern auf 150'000 Franken geschätzt. Die Auflage sei mit 176 Exemplaren winzig und mache die Münze zu einer der «ultimativen Raritäten» unter den Schweizer Bundesmünzen. Es handelt sich nicht um eines der klassischen Goldvreneli. Im Unterschied zu diesen zeigt etwa die Bildseite den Kopf der «Libertas», die für Freiheit steht.

Ebenfalls auf 150'000 Franken wird das «Stirnlockenvreneli» aus dem Jahr 1897 geschätzt. Diese Münze ist eine Probeprägung und laut den Experten eine der «ganz grossen und klassischen Raritäten der Schweizer Numismatik». Sie hat auch eine ganz eigene Geschichte: Ende des 19. Jahrhunderts wollte der Bundesrat neue 20 Franken-Münze gestalten lassen und schrieb deswegen einen Wettbewerb aus. 21 Entwürfe gingen ein.

Das «Stirnlockenvreneli» zählt zu den Raritäten der Schweizer Numismatik.

Das «Stirnlockenvreneli» zählt zu den Raritäten der Schweizer Numismatik.

Quelle: ZVG

Doch auch nach dem Entscheid der zuständigen Kommission blieben Zweifel an der Gestaltung der dann vorliegenden Probeprägungen. Ein Bundesratsmitglied störte sich just an der Haarlocke in der Stirn der abgebildeten Frau. Sie verleihe «dem Frauenzimmer ein frivoles Aussehen», was der Würde einer Symbolfigur des Landes nicht angemessen sei, soll er befunden haben. Also wurde die Gestaltung noch angepasst, bevor die Menge von 400'000 Stück herstellt wurde. Die zuvor angefertigten zwölf Proben blieben erhalten. Eine davon kommt nun unter den Hammer.

Auch die Probe eines 1911 angefertigten 10-Franken-Goldvreneli wird versteigert. Der Schätzwert des als grosse Seltenheit eingestuften Stücks beläuft sich auf 75'000 Franken. Total bringen es die fünf Goldmünzen auf einen Wert von über einer Million Franken - eine konservative Angabe, wie die Experten von Sincona sagen. Entsprechend gehen sie davon aus, dass die Zuschlagspreise höher liegen dürften.

Ausschlaggebend dafür, dass Exemplare wie diese für die Versteigerung ausgewählt wurden, sei allerdings «nicht primär ihr Wert, sondern entweder ihr geschichtlicher Hintergrund, ihre Einmaligkeit oder ihre prachtvolle Erhaltung», sagt Jürg Richter, Inhaber und Geschäftsführer von Sincona. Gewissheit über die Präferenzen und die Zahlungsbereitschaft der Münzliebhaber wird es an der Versteigerung in der letzten Oktoberwoche geben.

Reto Zanettin
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