Schon als Aktionärsschützer bescherte Gregor Greber so manchem Chef einer Schweizer Publikumsgesellschaft schlaflose Nächte. Mit seinem Beratungsunternehmen zRating vertrat er in der Spitze die Interessen von fast 50 Pensionskassen.

So gefürchtet er mit dieser geballten Macht auch war – sie bescherte ihm auch Neider. An der Börse warf man ihm vor, ohne eigenes Geld über eine grosse Machtfülle zu verfügen. "Wer keine Neider oder Feinde hat, der hat auch keine Freunde. Das muss man sich erarbeiten", sagte Greber in einem Interview mit cash im letzten Jahr.

Etwas unschön endete auch seine Zeit bei seiner "persönlichen Herzensangelegenheit" FC Zürich, wo er 2012 nach einem Streit mit Capo Ancillo Canepa als Vize-Präsident zurücktrat. Vor gut eineinhalb Jahren verkaufte der studierte Ökonom seine Beratungsfirma dann überraschend und gründete statt dessen mit mehreren Geschäftspartnern die Vermögensverwaltungsgesellschaft Veraison.

Greber und Chapero wieder dick im Geschäft

Einer dieser Partner ist der frühere Sonova-Chef Valentin Chapero. Auch der als gewiefter Firmenstratege bekannte Chapero ist kein unbeschriebenes Blatt. Im Frühling 2011 stolperte er bei seinem damaligen Arbeitgeber über Aktienverkäufe unmittelbar vor einer nachweislich zu spät ausgesprochenen Gewinnwarnung. Daraufhin mussten er und sein Finanzchef Oliver Walker den Hut nehmen. Während der Hörgerätehersteller Sonova zu einer Busse von zwei Millionen Franken verurteilt wurde, stellte die Staatsanwaltschaft die Strafverfahren gegen Chapero und Walker im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2012 ein.

Mittlerweile sind Greber und Chapero aber wieder dick im Geschäft. Jüngster Streich von Veraison ist der Einstieg bei Leonteq, einem führenden Anbieter strukturierter Produkte. Erst gestern wurde bekannt, dass die Zürcher Vermögensverwaltungsgesellschaft ihren Stimmenanteil von ursprünglich 3,2 auf etwas mehr als 5 Prozent ausgebaut hat.

Leonteq passt ins Beuteschema

Veraison sei von der Technologie- und Kostenführerschaft von Leonteq überzeugt und sehe enormes Wachstumspotenzial im Plattform-Partnermodell, so liess Greber am vergangenen Freitag die Nachrichtenagentur AWP wissen. Man sei der Auffassung, dass die aktuelle Bewertung den fundamentalen Unternehmenswert nicht korrekt widerspiegle. Will heissen: Der Anbieter strukturierter Produkte wird an der Börse falsch verstanden und ist damit substanziell unterbewertet.

Kursverlauf der Leonteq-Aktie in den letzten Tagen, Quelle: www.cash.ch

Damit passt das Unternehmen geradezu ins Beuteschema von Veraison. Der Vermögensverwalter will sich eigenen Angaben zufolge mit jeweils 5 bis 20 Prozent der Stimmrechte an 8 bis 12 unterbewerteten Schweizer Publikumsgesellschaften beteiligen. Mittels Einflussnahme, gegebenenfalls über einen Verwaltungsratssitz, versprechen sich die Verantwortlichen auf einen Horizont von 2 bis 3 Jahren eine klare Wertsteigerung.

Das erklärt auch, weshalb bei Veraison fast ausschliesslich gutbetuchte Anleger zum Handkuss kommen. Als der Vermögensverwalter Ende Februar 2015 den Verasion SICAV auflegte, war unter einer halben Million Franken nichts zu wollen. Darüber hinaus mussten sich diese Anleger der ersten Stunde erst noch entweder für 2 oder auf 4 Jahre fest binden.

Seither öffnete sich Veraison zweimal neuen Anlegern und das schon ab einer Einlage von 100000 Franken. Das Beteiligungsportfolio erstreckt sich mittlerweile von Mikron über Goldbach Media, Komax und Orell Füssli bis hin zu Ascom und neuerdings eben auch Leonteq. Nur Mikron und Ascom weisen heute tiefere Aktienkurse auf als bei Bekanntgabe der Beteiligungen (siehe Tabelle unten).

Wie Kuoni, so Leonteq?

Nur zu einem kurzen, aber nicht weniger einträglichen Gastspiel kam es bei Kuoni. Ende September letzten Jahres stiegen Greber und seine Geschäftspartner mit 3 Prozent beim traditionsreichen Reiseunternehmen ein. Nur wenige Monate später unterbreitete die schwedische Private Equity Firma EQT den Aktionären ein 370 Franken je Aktie schweres Barangebot. Dieses dürfte bei Veraison schätzungsweise 440 Millionen Franken in die Kasse gespült haben, etwas mehr als die Hälfte davon als Gewinn. Interessant ist übrigens, dass Valentin Chapero über seine Tätigkeit für Veraison hinaus als industrieller Berater für EQT im Einsatz ist. 

Das Veraison-Vorgehen bei Leonteq ähnelt übrigens stark jenem bei Ascom. Auch beim Berner Telekommunikationskonzern stieg der Vermögensverwalter in zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Schritten ein. Nach einer überraschenden Gewinnwarnung Ende Mai steht die Beteiligung des Vermögensverwalters an Ascom allerdings unter keinem guten Stern.

Greber und seine Geschäftspartner sind deshalb auf den nächsten grossen Wurf angewiesen, werden sie doch an ihrem lukrativen Engagement bei Kuoni gemessen. Dass Leonteq mit der Raiffeisen Gruppe (wie einst Kuoni mit der Hugentobler Stiftung) einen Grossaktionär im Rücken hat, dürfte mehr als nur ein Zufall sein und könnte ins Kalkül passen. Der Raiffeisen Gruppe wird an der Börse nämlich schon seit geraumer Zeit ein Interesse an einer vollständigen Übernahme des Anbieters strukturierter Produkte nachgesagt.

Beteiligungen von Veraison

Beteiligung

Kurs bei Bekanntwerden 

der Beteiligung

Kurs aktuell

Mikron

  6,00 Franken

  5,80 Franken

Goldbach Media

 21,00 Franken

 28,10 Franken

Komax

177,20 Franken

204,60 Franken

Orell Fuessli

 85,30 Franken

109,95 Franken

Rieter *

137,10 Franken

200,00 Franken

Kuoni **

188,70 Franken

370,00 Franken

Ascom

 16,10 Franken

 15,85 Franken

Leonteq

 56,25 Franken

 62,65 Franken

* = Ausstieg per 23. März 2016
** = am 3. Mai 2016 EQT angedient