Risikochefin Lara Warner und Investment Bank-Chef Brian Chin verlassen die CS. Die Boni der Konzernleitung werden gekürzt. Der erwartete Vorsteuerverlust von 900 Millionen schliesse eine Belastung von 4,4 Milliarden aus der Pleite eines US-Hedgefunds ein, wie die Bank am Dienstag mitteilt. Im ersten Semester 2020 hatte die CS noch einen Reingewinn von 1,3 Milliarden erzielt, für das ganze Jahr 2020 lag das Plus bei 2,7 Milliarden Franken.

Credit-Suisse-Debakel um Archegos kostet mehrere Top-Manager Posten

Investment Bank-Chef Brian Chin stolpert nun über das Debakel. Neben dem sehr hohen Engagement der Bank bei einem einzelnen Investor war auch kritisiert worden, dass die CS nach dem Zusammenbruch von Archegos später als die meisten anderen involvierten Banken die Wertpapiere verkauft hatte, die als Sicherheit für die Kredite hinterlegt waren. Wegen der langsameren Reaktion dürfte die CS deutlich höhere Verluste als andere Banken erlitten haben. Vergangene Woche hatte die zweitgrösste Schweizer Bank mitgeteilt, ein bedeutender US-Hedgefonds sei den Margenforderungen der CS und einiger anderer Banken nicht nachgekommen. Der Verlust wegen des Rückzugs aus den Positionen könne "sehr bedeutend" sein, hiess es damals Laut übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich um den Archegos-Fonds des Investors Bill Hwang.

Risikochefin Lara Warner ist zudem nicht erst seit dem milliardenschweren Darlehen an den Hedgefund Archegos in die Kritik geraten. Ihre Rolle war bereits wegen des Engagements der CS mit der inzwischen insolventen Greensill Capital hinterfragt worden. So hatte sie offenbar noch im letzten Herbst persönlich einen Kredit über 140 Millionen Dollar an Greensill Capital genehmigt.

Sowohl Lara Warner wie auch Brian Chin waren noch Gewinner einer Reorganisation des Unternehmens im vergangenen Sommer durch CEO Thomas Gottstein gewesen. So hatte Chin durch die Zusammenführung der Investment-Banking-Einheiten eine stärkere Stellung erhalten. Warner sollte als "Group Chief Risk and Compliance Officer" alle Kontrollaufgaben aus einer Hand abstimmen.

Auch die Kompensation für die Geschäftsleitung soll tiefer ausfallen als ursprunglich beantragt. Der Verwaltungsrat zieht seinen Vorschlag an die Generalversammlung für die Boni zurück. Auch VR-Präsident Urs Rohner muss eine tiefere Entlöhnung hinnehmen. Er soll seinen "Chair fee" in Höhe von 1,5 Millionen Franken nicht erhalten.

Geändert wird auch der Dividendenvorschlag. Die Aktionäre sollen nun noch eine Dividende von 10 Rappen erhalten statt der ursprünglich vorgeschlagenen 29,17 Rappen. Die Entlastung der Verwaltungsrats wird nicht an der GV traktandiert.

(AWP)