Informierten Kreisen zufolge wird womöglich noch am heutigen Dienstag der Rückzug von Investmentbankchef Brian Chin bekannt gegeben. Wie zu hören ist, geht auch Risikochefin Lara Warner, ebenso verschiedene andere Manager im Segment. CEO Thomas Gottstein indessen wird die Bank weiterhin leiten.

Der Kollaps des amerikanischen Family Office Archegos im Zuge nicht mehr zu bewältigender Nachschussforderungen könnte Credit Suisse Milliarden Dollar kosten. Die Bank hat vor erheblichen Belastungen gewarnt und dürfte in dieser Woche ein Update zum Thema geben. Sie plant zudem eine Überprüfung des Prime-Brokerage-Geschäfts.

Laut einem Bloomberg vorliegenden internen Memo wird der Chef des Credit-Suisse Handelsbereichs Aktien, Paul Galietto, mit sofortiger Wirkung zurücktreten, der Bank jedoch in diesem Monat noch beim Übergang behilflich sein. Seine Aufgaben sollen vorläufig von Anthony Abenante übernommen werden, der den Bereich Execution Services leitet. Zurücktreten wird auch Parshu Shah, Risikochef des Bereichs Prime Services.

Weitere Abgänge umfassen dem Memo zufolge Ryan Atkinson, Leiter des Bereichs Kreditrisiko der Investmentbank, sowie Ilana Ash, Leiterin des Bereichs Gegenparteien-Kreditrisiken in der Investmentbank-Sparte, und Manish Mehta, der das Kreditrisiken-Segment für den Hedgefondsbereich geleitet hat.

Ein Banksprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Rücktritten von Chin und Warner sowie den anderen Veränderungen im Management ab. Chin und Warner selbst waren für umgehende Kommentare nicht erreichbar.

Gottstein übernahm die Geschäftsleitung der Schweizer Bank letztes Jahr nach einem Spionageskandal um seinen Vorgänger. Er versprach reinen Tisch zu machen, doch stattdessen türmten sich in diesem Jahr neue Probleme auf. Vor dem Archegos-Desaster warf bereits die Rolle der Credit Suisse beim Kollaps des Lieferkettenfinanzierers Greensill Capital Fragen zum Thema Risikokontrolle auf.

Das 1,5 Milliarden Franken (1,4 Milliarden Euro) schwere Aktienrückkaufprogramm der Credit Suisse könnte wegen der Rückschläge erneut ausgesetzt werden, und auch Dividendenzahlungen könnten in Frage gestellt werden.

Am Montag verkaufte die Bank Aktien im Wert von rund 2,3 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) aus dem Archegos-Engagement in Paketdeals - über eine Woche nach anderen exponierten Banken. Dies betraf Anteile von ViacomCBS, Vipshop Holdings und Farfetch, sagte eine Person mit Kenntnis der Transaktion.

(Bloomberg)