Der UBS-Chef Ralph Hamers braucht für den Umbau der Grossbank in Sachen Digitalisierung neue Fähigkeiten im Betrieb. Doch zu einer Entlassungswelle soll das nicht führen.

"Die Veränderungen erfolgen schrittweise, wir schulen unser Personal um", erklärt er im Interview mit der "Schweiz am Wochenende". Die natürliche Fluktuation und Pensionierungen täten ihr Übriges. Der Personalbestand von rund 75'000 Mitarbeitenden werde sich trotz der Digitalisierungsoffensive "kaum verändern". Es würden zwar in den neu digitalisierten Bereichen weniger Leute gebraucht, dafür aber mehr in der Beratung, so Hamers.

Zudem wolle die Bank in der Vermögensverwaltung, im Hypothekarbereich, im Vorsorgebereich und in Sachen Nachhaltigkeit wachsen. "Was sich ändert, sind die Profile der Personen, die wir beschäftigen."

Jahr mit zwei Hälften

Trotz des angestrebten Wachstums im Hypothekarbereich hat Hamers keine Angst vor einer Immobilienkrise, falls die Zinsen steigen sollten. Die Bank sei sehr konservativ bei ihrem Belehnungsgrad. "Die UBS wird keine Probleme haben, auch wenn die Zinsen um ein paar Prozentpunkte steigen."

Angesprochen auf die Inflation sagt Hamers für 2022 ein Jahr "mit zwei sehr unterschiedlichen Hälften" voraus. In der ersten Jahreshälfte erwartet er eine hohe Inflation, in der zweiten dann eine niedrigere. "Weil wir bis dahin die Situation besser kontrollieren werden."

Aktuell würden Faktoren wie die nach wie vor gestörten Lieferketten allerdings darauf hindeuten, dass die hohe Inflation länger andauern werde als ursprünglich gedacht. "Je länger diese Situation andauert, desto mehr steigt der Druck auf die Löhne, der ohnehin gross ist wegen mangelnder Fachkräfte." Dazu komme die plötzlich erhöhte Nachfrage nach Dingen wie Freizeitaktivitäten oder Reisen.

CS-Krise nicht gut für UBS

Laut Hamers profitiert die UBS nicht von der Krise bei der Konkurrentin Credit Suisse. "Bankkundinnen und Bankkunden sind sehr treu", sagt er. Zudem sei es grundsätzlich nie gut, wenn eine Konkurrentin Probleme habe. "Dann leidet die Reputation aller Banken".

Für die Schweizer Wirtschaft sei es wichtig, dass es hierzulande beide Grossbanken gebe. Denn viele Unternehmen seien international ausgerichtet und der erste Schritt ins Ausland gingen sie mit ihrer Bank. "Deshalb ist es hilfreich, wenn es mehrere international tätige Banken gibt, so haben Unternehmen die Wahl", sagt er.

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(AWP)