Unter dem Strich wird die Grossbank im Schlussquartal damit einen Vorsteuerverlust in Höhe von rund 1,6 Milliarden Franken ausweisen. Negativ beeinflusst wird der Gewinn im Schlussquartal nun noch durch Rückstellungen für bedeutende Rechtsstreitigkeiten über 500 Millionen Franken, wie die Grossbank am Dienstag mitteilte. Dabei gehe es um eine Reihe von Fällen, bei denen die CS-Gruppe Vergleiche angestrebt habe und bei denen es in erster Linie um ältere Rechtsstreitigkeiten der Investment Bank gehe. Teilweise ausgeglichen werden die Rückstellungen durch Gewinne aus Immobilienverkäufen in Höhe von 225 Millionen Franken.

Unter Ausklammerung der schon früher angekündigten Goodwill-Wertverminderung werde das Vorsteuerergebnis nun wohl gerade ausgeglichen ausfallen, so die Grossbank. Im November 2021 hatte die CS für das vierte Quartal bereits Wertberichtigungen in Höhe von 1,6 Milliarden Franken bekannt gegeben - vor allem auf den Goodwill der 2000 übernommenen US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette.

Abschwächung der Märkte

Auch das eigentliche Geschäft der Bank lief im Schlussquartal wegen einer Abschwächung der Märkte nicht mehr so gut. Insbesondere hätten sich die Erträge verringert, die von den Transaktionen der Kunden abhängen. Betroffen waren sowohl die Investment Bank als auch die Vermögensverwaltungsgeschäfte.

Zum einen handle es sich um die übliche saisonale Abschwächung, so die CS. Zum anderen war aber auch eine "Rückkehr zu normaleren Handelsbedingungen" zu spüren, dies nach dem aussergewöhnlichen Umfeld im grössten Teil der Jahre 2020 und 2021.

Verlust für Investment Bank

Für die Investment Bank resultiert nun laut der CS im Schlussquartal - auch vor der umfangreichen Goodwill-Wertverminderung - ein Verlust. Die CS weist zur Begründung auf die Verringerung der allgemeinen Risikobereitschaft hin wie auch auf die Entscheidung, das Prime-Services Geschäft mit den Hedgefonds signifikant zu reduzieren. Die Credit Suisse hatte diese Entscheide in der Folge der Milliardenverluste mit dem Hedgefonds Archegos im Frühling 2021 getroffen.

Auch das Vermögensverwaltungsgeschäft hat laut CS eine deutliche Verlangsamung bei den Transaktionen zu spüren bekommen - dies sowohl in der Division "International Wealth Management" wie auch in "Asia Pacific". Im Asien-Geschäft reduzierten die Kunden vor allem aufgrund der ungünstigen Marktbedingungen die Fremdfinanzierung.

Entsprechend verzeichnete die Bank im vierten Quartal 2021 einen leichten Abfluss von Geldern in den Vermögensverwaltungsgeschäften. Allerdings werde dies durch Neugeldzuflüsse im Asset Management mehr als ausgeglichen, so die Grossbank.

Nicht liquiditätswirksamen Grossabschreiber

Die Wertberichtigung in Höhe von 1,6 Milliarden Franken aus der 2000 erfolgten Übernahme der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrett hatte die CS bereits im November 2021 angekündigt. Es handle sich allerdings um "nicht-liquiditätswirksame Kosten", die weder die Kapitalquoten der Gruppe noch ihren materiellen Buchwert verringerten, so die Bank damals. Entsprechend vermeldet die CS nun per Ende 2021 auch eine Kernkapitalquote über dem eigenen Ziel von 14 Prozent.

Bei den Investoren kommen die neuen Rückstellungen nur wenige Wochen nach dem abrupten Abgang von CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório schlecht an. Die bereits am Vortag schwer gebeutelte CS-Aktie rutschte am Vormittag zwischenzeitlich erneut auf einen Tiefstwert seit März 2020 und notiert gegen Mittag noch um 0,7 Prozent tiefer bei 8,23 Franken. Das Aufräumen der Altlasten bei der Credit Suisse drohe schon fast zur "unendlichen Geschichte" zu werden, kommentierten etwa die ZKB-Analysten.

Ihre definitiven Finanzergebnisse für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2021 wird die Credit Suisse am 10. Februar vorlegen.

(AWP)