Der Ukraine-Krieg hat den Schätzungen zufolge bislang keine tiefen Kerben bei Deutschlands grösstem Geldhaus hinterlassen, zumal das Engagement des Frankfurter Instituts in Russland im Vergleich mit anderen europäischen Grossbanken eher überschaubar ist. Die indirekten Auswirkungen lassen sich jedoch viel schwerer voraussagen. Die grossen US-Banken hatten Anfang April die Berichtssaison in der Branche angesichts erster Folgen des Kriegs mit gemischten Resultaten eröffnet. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will am Mittwoch das Zahlenwerk für die Monate Januar bis März vorstellen.

Sewing hatte im März bereits über einen gelungenen Start in den ersten beiden Monaten berichtet. "Wir haben den Februar mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen nach einem bereits sehr starken Januar", sagte er auf einem Investorentag. Vom Institut befragte Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass die Bank für das erste Quartal einen Vorsteuergewinn von rund 1,63 Milliarden Euro ausweisen wird, nach 1,59 Milliarden vor Jahresfrist. Dabei wird ein leicher Rückgang der Nettoerträge auf 7,04 Milliarden Euro erwartet. Unter dem Strich - nach Abzug von Zinsen für Nachranganleihen - rechnen Experten mit 946 Millionen Euro Gewinn. Eine Stütze dürfte einmal mehr das Investmentbanking gewesen sein. "Die Deutsche Bank scheint im Investmentbanking die Risiken im Griff zu haben. Insgesamt sollte das Geschäft bislang gut angelaufen zu sein," meint etwa Deka-Portfoliomanager Andreas Thomae. Es sei mit einem sehr akzeptablen Resultat im Fixed-Income-Bereich zu rechnen. Den Gewinnschub vor einem Jahr, als sich im Investmentbanking zum Jahresauftakt der Vorsteuergewinn auf 1,49 Milliarden Euro mehr als verdpppelt hatte, wird das Geldhaus aber möglicherweise nicht wiederholen. Analysten erwarten in der Sparte vor Steuern im Schnitt 1,35 Milliarden Euro Gewinn.

Für das Auftaktquartal rechnen Experten zudem mit Fortschritten in der Unternehmensbank. Noch Verbesserungsbedarf wird im Privatkundengeschäft gesehen. "Die Privatbank tritt noch auf der Stelle", meint etwa Deka-Portfoliomanager Thomae. Ein Grund liege in der Zinsmarge. "Das Kreditwachstum, insbesondere bei den Hypotheken, ist noch zu gering, um deutlich höhere Erträge zu erwirtschaften.". Verbesserungen seien zu erwarten, wenn die IT-Integration der Postbank beendet sei. Den ersten Schritt der Integration hatte die Bank kürzlich abgeschlossen.

Gewinnrückgang bei US-Banken

Sewing hatte im Sommer 2019 einen umfassenden Konzernumbau auf den Weg gebracht. Die Bank schloss ganze Abteilungen, trennte sich unter anderem von besonders riskanten Teilen des Investmentbanking und leitete harte Sparschritte ein. Im Zuge der Rosskur sollen weltweit 18.000 Stellen wegfallen. Ende 2021 hatte das Geldhaus schon 97 Prozent ihrer geplanten Umbaukosten verbucht. Im laufenden Jahr soll eine Nachsteuerrendite (ROTE) von acht Prozent erreicht werden. Bis 2025 will Sewing diese auf mehr als zehn Prozent steigern.

Den grossen US-Banken hatten zum Jahreauftautakt ein nachlassendes Fusionsfieber und weniger Börsengänge auch in Folge des Ukraine-Kriegs zu schaffen gemacht. Morgan Stanley, Goldman Sachs, Citigroup und Wells Fargo wiesen teils kräftige Gewinnrückgänge aus. 2021 hatten US-Grossbanken noch von einem regelrechten Boom im Geschäft mit Firmen-Fusionen und Übernahmen sowie Börsengängen profitiert. Spannend wird am Mittwoch daher auch sein, wie sich der deutsche Rivale in diesen Geschäften geschlagen hat.

(Reuters)