Im Folgenden ein Überblick über Politikerinnen und Politiker, die Johnson im Fall eines Rücktritts oder einer Absetzung nachfolgen könnten:

Aussenministerin Liz Truss

Die 46-Jährige gilt als Liebling der konservativen Basis. In Johnsons Regierung war sie zunächst zwei Jahre lang Aussenhandelsministerin, bevor die überzeugte Brexit-Befürworterin zur Aussenministerin berufen wurde. Seit vergangenem Jahr vertritt sie zudem als Chef-Unterhändlerin in Brüssel britische Positionen. Ihr öffentliches Image pflegt Truss sorgfältig: Vergangenes Jahr liess sie sich in einem Panzer ablichten, was an ein bekanntes Bild von Grossbritanniens erster Premierministerin, Margaret Thatcher, erinnert.

Ex-Aussenminister Jeremy Hunt

Der 55-Jährige hält nicht damit hinter dem Berg, dass er seine Ambitionen auf den Einzug in die "Downing Street 10" nicht ganz aufgegeben hat. In einer partei-internen Stichwahl um den Vorsitz der Konservativen war Hunt Mitte 2019 Zweiter geworden, Johnson wurde automatisch Premierminister. Von Hunt würden Beobachter einen ernsteren Regierungsstil erwarten. Hunt war in den vergangenen zwei Jahren Vorsitzender des Gesundheitsausschusses - weit ab von der aktuellen Regierung.

Verteidigungsminister Ben Wallace

Die Popularität des 52-Jährigen ist im Zuge des Ukraine-Kriegs unter den Torys gestiegen. Sein Ministerium steht wegen der Waffenlieferungen in die Ukraine hoch im Kurs, nachdem es schon 2021 für die Evakuierung britischer Staatsbürger aus Afghanistan Beifall bekommen hatte. Wallace war selbst in der Armee und unter anderem in Deutschland stationiert. Er war seit 2016 als Staatssekretär im Innenministerium für Sicherheit zuständig bevor er 2019 das Verteidigungsministerium übernahm.

Ex-Finanzminister Rishi Sunak

Sunak trat am Dienstag zurück und erklärte, die Briten würden zu Recht eine "ordentliche, kompetente und ernsthafte" Regierungsarbeit erwarten. Lange galt Sunak als Favorit für eine Nachfolge Johnsons. Er verdiente sich in der Corona-Pandemie Meriten mit einem Rettungsprogramm für die Wirtschaft. Viele Briten halten die Unterstützung seines Ministeriums angesichts der explodierenden Lebenshaltungskosten aber für zu gering und die Steuern für zu hoch. Der 42-Jährige wurde zudem wie Johnson für Verstösse gegen Lockdown-Auflagen bestraft.

Ex-Gesundheitsminister Sajid Javid

Auch Javid trat am Dienstag aus Protest gegen Johnsons Umgang mit dem Fall eines Tory-Mitglieds zurück, dem sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wurde. Der ehemalige Banker Javid hatte vor der Leitung des Gesundheitsministeriums bereits mehrere Regierungsposten, 2020 war er als Finanzminister zurückgetreten. Der Sohn pakistanischer Einwanderer gilt als Bewunderer von Ex-Premierministerin Thatcher.

Finanzminister Nadhim Zahawi

Der neu ernannte Finanzminister war bis vor kurzem noch Bildungsminister. Sympathien hat er sich aber vor allem erworben, als er in der Regierung noch für die Covid-Impfungen zuständig war. Die Kampagne war eine der schnellsten weltweit. Die steile Karriere des ehemaligen irakischen Flüchtlings, der als Kind nach Grossbritannien kam, hebt ihn von Konkurrenten ab. Erst vergangene Woche erklärte Zahawi, es wäre für ihn ein Privileg, Premierminister zu werden.

Ex-Verteidigungsministerin Penny Mordaunt

Kaum dass Johnson Premierminister geworden war, entzog er Mordaunt die Leitung des Verteidigungsressorts. Mordaunt hatte Johnsons Rivalen Hunt unterstützt. Die entschiedene Brexit-Befürworterin ist zurzeit Staatsekretärin im Handelsministerium. Die Lockdown-Partys, die Hintergrund des jüngsten Misstrauensvotums gegen Johnson waren, nennt sie beschämend und erklärt, die Wähler wünschten sich von der Regierung Professionalität und Kompetenz.

(Reuters)