Den 26. Juli müssen sich die Aktionäre von Nestlé fest in der Agenda vormerken. An diesem Tag legt der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey seinen Zahlenkranz für die erste Jahreshälfte vor.

Allerdings vergeht schon jetzt kaum ein Tag, ohne dass sich nicht mindestens ein Analyst zur Geschäftsentwicklung bei Nestlé zwischen Januar und Juni äussert. Am heutigen Mittwoch melden sich sogar gleich zwei Vertreter dieser Berufsgruppe zu Wort.

Was auffällt: Die Erwartungen an den Nahrungsmittelkonzern steigen und steigen. Und das nicht nur ans Tagesgeschäft, sondern auch an die Ausschüttungspolitik Nestlés.

Analysten rechnen auch beim Tagesgeschäft mit Überraschungen

Die US-Investmentbank Jefferies geht beispielsweise von einer Neuauflage des Aktienrückkaufprogramms aus und sieht das Westschweizer Unternehmen über die nächsten drei Jahre für zusätzliche 20 Milliarden Franken eigene Aktien zurückkaufen. Bankeigenen Berechnungen zufolge dürfte ein solches Aktienrückkaufprogramm die Gewinne um bis zu 6 Prozent verdichten, was positiv für den Aktienkurs wäre.

Die Nestlé-Aktie (rot) lässt den SMI (grün) im 12-Monats-Vergleich weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Doch nicht nur bei der Ausschüttungspolitik ortet man bei Jefferies im Vorfeld der Halbjahresergebnisveröffentlichung positives Überraschungspotenzial. Auch beim organischen Umsatzwachstum und bei den Margen seien Überraschungen möglich, so schreibt die US-Investmentbank in ihrem Ausblick. Darauf abgestützt erhöht sie das Kursziel für die mit "Buy" eingestufte Nestlé-Aktie auf 115 (zuvor 102) Franken.

Auch die mächtige US-Investmentbank Goldman Sachs verströmt am Mittwoch Zuversicht. Ihres Erachtens dürfte sich das organische Umsatzwachstum bei Nestlé zwischen April und Juni weiter beschleunigt haben. Darüber hinaus rechnet sie mit Margenverbesserungen. Die US-Investmentbank wähnt den Nahrungsmittelkonzern auf Kurs, das sich selbst auferlegte Margenziel bis Ende 2020 zu erreichen. Sie bekräftigt deshalb ihre Kaufempfehlung und gibt das 12-Monats-Kursziel neu mit 109 (zuvor 104) Franken an.

Der SMI hat der Nestlé-Aktie einiges zu verdanken

Auch Kepler Cheuvreux und J.P. Morgan hoben ihre Kursziele jüngst kräftig an. Kepler Cheuvreux sieht die Nestlé-Aktie auf 115 (zuvor 107) Franken steigen, J.P. Morgan traut ihr gar einen Vorstoss bis auf 120 (zuvor 100) Franken zu.

Diese geballte Zuversicht überrascht, gehört die Aktie mit einem Kursplus von 28 Prozent bereits zu den diesjährigen Gewinnern aus dem Swiss Market Index (SMI). Den Dividendenabgang von Mitte April aufgerechnet, liessen sich aus Sicht der Aktionäre sogar 31 Prozent verdienen.

Von den fast 1600 Punkten, die der SMI seit Jahresbeginn zulegen konnte, steuerte alleine das Indexschwergewicht rund die Hälfte bei. Mit anderen Worten: Der SMI hat der Nestlé-Aktie einiges zu verdanken.

Der stark gestiegene Aktienkurs und die hohen Analystenerwartungen setzen Nestlé unter immensen Erfolgsdruck. Nicht auszudenken, wie die Börse reagieren könnte, sollte der Nahrungsmittelkonzern am 26. Juli nicht die gewünschten Resultate liefern. Es wäre nicht das erste Mal, dass Analysten ein Haar in der (Zahlen-)Suppe fänden und die Aktie unter Verkaufsdruck geraten würde. Händlern zufolge entscheidet das Halbjahresergebnis darüber, ob sich die Nestlé-Aktie über 100 Franken halten kann oder für längere Zeit wieder in den zweistelligen Frankenbereich zurückfällt.