Die Angst vor einer neuen Schuldenkrise in der Euro-Zone hat an den Märkten für einige Turbulenzen gesorgt, die die Finanzierung der Banken erheblich verteuern. Das trifft sie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Nach einer jahrelangen Wirtschaftskrise sitzen die Geldhäuser auf einem Berg an faulen Krediten.

Die populistische Koalition in Rom bleibt dennoch bei ihrem Konfrontationskurs mit der Europäischen Union (EU). Sie will eine höhere Neuverschuldung als bisher in Kauf nehmen, um kostspielige Wahlversprechen umsetzen. Er werde eher die Interessen der Italiener verteidigen als sich den Zwängen der Finanzmärkte zu beugen, sagte Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini am Freitag.

Renditen der italienischen Anleihen steigen

Der Konflikt treibt die Renditen der italienischen Anleihen nach oben - zum Leidwesen der heimischen Banken, die sich mit den Staatspapieren vollgesogen haben und deren Kapitalpolster nun schrumpfen. Wegen des steigenden Renditeabstands zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen haben italienische Geldhäuser im zweiten Quartal im Schnitt 0,4 Prozent ihres Kernkapitals verloren, wie Berechnungen von Analysten ergaben. Im dritten Quartal kamen weitere 0,08 Prozentpunkte hinzu.

Sollte sich der der Renditeabstand zwischen deutschen und italienischen Papieren von aktuell rund drei auf vier Prozentpunkte erhöhen, müssten einige Banken bei ihren Aktionären neues Kapital einsammeln, warnte Luigi Belluti vom Branchenverband Assiom Forex vergangene Woche. Dabei haben die italienischen Banken in den vergangenen Jahren bereits ihre Eigentümer angezapft, um das nötige Eigenkapital für den Abbau des Bergs an faulen Krediten und die Restrukturierung der Institute einzusammeln. Doch hohe Abschreibungen auf Darlehen ließen die Polster schnell wieder zusammenschmelzen.

Gleichzeitig erhöhen die Marktverwerfungen die Finanzierungskosten der Institute - wenn sie überhaupt neue Gelder am Markt einsammeln können. Nur Intesa Sanpaolo, eine der stärksten italienischen Banken, konnte seit den Turbulenzen im Mai eine neue unbesicherte Anleihe ausgeben, musste dafür aber tief in die Tasche greifen. Die Rendite der fünfjährigen Anleihe lag bei 2,15 Prozent - deutlich über den 1,83 Prozent, die die Bank im März für einen Bond mit doppelt so langer Laufzeit berappen musste.

Banken können Finanzbedarf noch locker decken

Mit 240 Milliarden Euro an billigen Langfristkrediten der EZB stehen die italienischen Banken aber nicht unmittelbar vor einer Liquiditätskrise. Auch wenn sie keine neuen Anleihen ausgeben, könnten die Institute ihren Finanzbedarf locker bis zum Jahresende decken. Zudem haben die Kunden bislang keine Gelder abgezogen. Es könne jedoch zu einem echten Problem werden, wenn die italienischen Banken weitere drei bis sechs Monate keine neuen Anleihen ausgeben könnten, warnte Anleihenexperte Francesco Castelli von Banor Capital. "Die Aufseher wollen, dass die Banken bei Bedarf stets den Kapitalmarkt anzapfen können."

Zudem wächst im kommenden Jahr der Refinanzierungsbedarf. Im Februar hatten die Banken rund 267 Milliarden Euro an ausstehenden Anleihen. Davon müssen sie rund die Hälfte bis 2020 refinanzieren. Daneben treten ab dem kommenden Jahr neue Kapitalvorschriften in Kraft. In der Vergangenheit konnten Italiens Banken darauf setzen, dass Kunden die Schuldtitel erwerben. Doch neue Regeln, die nach der weltweiten Finanzkrise verabschiedet wurden, sowie geänderte Steuergesetze in Italien machen es für die Banken schwieriger, sich mit Hilfe ihrer Privatkunden zu finanzieren.

(Reuters)