Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed schiessen derzeit aus allen Rohren, um die wirtschaftlichen Folgen der Virus-Pandemie zu bekämpfen. Zinssenkungen, massive Liquiditätshilfen für Banken sowie massenhafte Anleihenkäufe kamen bereits zum Einsatz. Was haben EZB und Fed noch im Arsenal? Im Folgenden ein Überblick:

Europäische Zentralbank (EZB)

Anleihenkäufe - Die EZB hat bereits erklärt, selbst gesteckte Beschränkungen und Obergrenzen ihrer Wertpapierkäufe würden im Notfall womöglich überarbeitet. Sie könnte daher ihr Kaufvolumen erneut aufstocken. Bereits laufende und beschlossene Programme für dieses Jahr sehen zusammengenommen derzeit einen Umfang von 1,1 Billionen Euro vor.

OMT - Die EZB könnte ihr bislang noch nie genutztes Krisenwerkzeug OMT (Outright Monetary Transactions) einsetzen. Dieses erlaubt der Notenbank unter bestimmten Bedingungen im Notfall gezielt Anleihen einzelner hoch verschuldeter Euro-Staaten aufzukaufen. Dabei müssen die betreffenden Länder allerdings an einem europäischen Hilfsprogramm teilnehmen.

Breiterer Zugang zu Liquidität - Manche Experten halten es für denkbar, dass die EZB auch bestimmten Finanzunternehmen ausserhalb des Bankensektors Zugang zu Zentralbank-Liquidität gewährt. Sie hatten beispielsweise dafür argumentiert, Fenster zur Geldversorgung auch für Versicherer und Pensionsfonds einzurichten. Zwar laufen Finanzierungen in Europa nach wie vor stark über die klassischen Banken. Doch der so sogenannte Schattenbankensektor, zu dem etwa Hedgefonds, alternative Investmentfonds, Geldmarktfonds und spezielle Börsenhändler zählen, ist zuletzt deutlich gewachsen.

Zinsen - Zwar hat die EZB signalisiert, dass eine erneute Senkung ihres Einlagensatzes derzeit eher nicht auf der Agenda steht. Sie könnte aber bei ihren grossen Liquiditätsspritzen die Zinssätze noch weiter kappen. Bei ihren längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO III) soll künftig ein Zins von bis zu minus 0,75 Prozent angesetzt werden. Ein noch tieferer Satz ist denkbar.

Neue Wertpapierkäufe - Die Euro-Wächter könnten die Zusammensetzung ihrer Anleihenkaufprogramme verändern und beispielsweise neue Anlageinstrumente wie börsengehandelte Fonds (ETF) kaufen. Bislang erwerben die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken unter anderem Staatsanleihen, Firmenanleihen, Pfandbriefe, Hypothekenpapiere sowie jetzt auch kurzfristige Unternehmensanleihen (Commercial Paper).

Helikoptergeld - Volkswirte haben in der Vergangenheit schon mehrfach durchgespielt, dass die EZB den Bürgern direkte Geld zukommen lassen könnte. Dieses auch "Helikoptergeld" genannte Instrument ist allerdings umstritten, da die Notenbank damit womöglich in die Haushaltspolitik der Euro-Länder eingreifen würde. Daher halten es manche Experten für fraglich, ob solche Geldspritzen an die Bürger mit den EU-Verträgen vereinbar sind. Viele Experten sehen Helikoptergeld als letztes Mittel an, wenn alle anderen Werkzeuge schon ausgeschöpft worden sind.

US-Notenbank Federal Reserve

TAF - Die US-Währungshüter könnten die sogenannte "Term Auction Facility" wieder auflegen. Dies ist eine als Letztabsicherung gedachte Finanzierungsquelle für Banken, die die Fed während der Finanzkrise eingerichtet hat. Sie ermöglicht es Geldhäusern, gegen eine Vielzahl von Sicherheiten Kredite bei der Fed aufzunehmen. Die Fed könnte dieses Programm unter Hinweis auf aussergewöhnliche und dringende Umstände mit Absegnung des Finanzministeriums aktivieren.

TALF - Die sogenannnte "Term Asset-backed Loan Facility" ist ein weiteres Werkzeug aus der Zeit der Finanzkrise. Dabei erwirbt die Notenbank Wertpapiere, die mit Verbraucher- und Unternehmenskrediten besichert sind. Während der Finanzkrise sollten dadurch insbesondere die Kreditbedingungen für kleine Firmen und Verbraucher verbessert werden.

Firmenanleihen - Die Fed könnte Firmenbonds mit dem Gütesiegel Investmentgrade, die damit als relativ ausfallsicher gelten, in ihr Anleihenkaufprogramm aufnehmen. Bislang werden nur US-Staatsanleihen und hypotheken-besicherte Papiere erworben. Der Kauf von Firmenanleihen würde allerdings eine neue Genehmigung durch den US-Kongress erforderlich machen, was die Fed derzeit aber nicht anstrebt.

Zinskurvensteuerung - Mit diesem in Japan genutzten Instrument würde sie sicherstellen, dass die Anleiherenditen im Zuge der Krise nicht aus dem Ruder laufen und dadurch schliesslich den Kreditfluss bremsen. Bei einer solchen Steuerung würde sie ihre Anleihenkäufe auf bestimmte Laufzeiten ausrichten, um deren Renditen in einem gewünschten Korridor zu halten.

Negativzinsen - Die Fed könnte dem Beispiel der EZB und anderer Notenbanken folgen und Schlüsselzinsen auf unter Null Prozent senken. Sie kappte im Kampf gegen die Pandemie-Folgen bereits in zwei Schritten ihren Leitzins auf die Spanne von null bis 0,25 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell betonte jüngst zugleich, dass er in negativen Zinsen für die USA keine angemessene geldpolitische Reaktion" sehe. 

(Reuters)