Der Pharma- und Diagnostikkonzern Roche wartet am frühen Donnerstagmorgen mit erfreulichen Neuigkeiten auf: Die Basler konnten den Konzernumsatz im ersten Quartal kräftiger steigern, als ihnen dies die Analysten zugetraut hatten.

Allen Unkenrufen zum Trotz blieben die Schreckensszenarien rund um das vom Patentablauf betroffene Brustkrebsmedikament Herceptin aus. Gleichzeitig trugen junge Präparate wie Ocrevus oder Hemlibra stärker als erwartet zum Umsatz bei.

Folglich bekräftigt Roche die im Februar kommunizierten Zielvorgaben für das Gesamtjahr nicht nur, sondern erhöht diese sogar leicht. Wie üblich liegt der Teufel allerdings im Detail.

Deshalb gibt der Genussschein von Roche an der Schweizer Börse SIX seine vorbörslichen Kursgewinne ab. Zur Stunde stagniert dieser bei 217,85 Franken.

MS-Medikament Ocrevus überrascht einmal mehr positiv

Morgan Stanley gewinnt den Quartalsumsatzzahlen mehrheitlich positive Aspekte ab. Wie die US-Investmentbank in einem Kommentar schreibt, überrascht insbesondere die Pharmasparte positiv. Bei den Schlüsselmedikamenten hätten gerade das Brustkrebsmedikament Herceptin sowie das noch junge MS-Präparat Ocrevus reissenden Absatz gefunden, so heisst es.

Bei Ocrevus übertrifft Roche schon seit dem vergangenen Sommer die Erwartungen regelmässig. Auch im zurückliegenden ersten Quartal verkaufte sich das Medikament um gut 20 Prozent besser als von Analysten prognostiziert.

Dennoch empfiehlt Morgan Stanley den Genussschein weiterhin mit "Underweight" und einem Kursziel von 230 Franken zum Verkauf.

Deutlich zurückhaltender gibt man sich bei der UBS. Die Schweizer Grossbank begrüsst den höher als erwartet ausgefallenen Quartalsumsatz und die höheren Zielvorgaben für das Gesamtjahr zwar, führt die Umsatzüberraschung unter anderem jedoch auf höhere Tamiflu-Verkäufe zurück. Mit 292 Millionen Franken übertrifft der Umsatzbeitrag mit dem Grippemedikament die bei 117 Millionen Franken liegenden bankeigenen Schätzungen um mehr als das Doppelte. Gleichzeitig verweist die UBS auf den um 44 Prozent unter dem Vorjahr liegenden Umsatz mit dem Brustkrebsmedikament Rituxan in Europa.

Angst vor Nachahmerpräparaten

Bei der Schweizer Grossbank wird der Genussschein wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 237 Franken eingestuft.

Auch in einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank vor Risiken im Zusammenhang mit günstigeren Nachahmerpräparaten für Rituxan und Herceptin gewarnt. Der Autor glaubt, dass sich der Umsatzrückgang für die beiden Brustkrebsmedikamente akzentuieren könnte. Er hält vorerst am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil für den Genussschein fest.

Sein Berufskollege bei der Bank Vontobel berichtet ebenfalls von einer sich beschleunigenden Umsatzerosion mit Rituxan in Europa. Er will seine modellierten Erosionsraten überdenken. Insgesamt beurteilt er das Ergebnis aus gut, vor allem wegen der erfolgreichen Produkteinführungen, die das zukünftige Wachstum antreiben sollten. Bis auf weiteres wird der Genussschein von Roche bei der Bank Vontobel mit einem Kursziel von 266 Franken zum Kauf empfohlen.

Einer der diesjährigen SMI-Verlierer

Bei der Citigroup stösst man sich sowohl am Umsatzzerfall von Rituxan in Europa als auch am vermutlich nicht nachhaltigen Tamiflu-Absatz. Vor diesem Hintergrund hält die US-Investmentbank am "Neutral" lautenden Anlageurteil sowie am Kursziel von 240 Franken fest.

Die DZ Bank, sie ist das Mutterhaus der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, bekräftigt zwar ihre Kaufempfehlung für den Genussschein, reduziert den fairen Wert jedoch leicht auf 265 (zuvor 270) Franken.

Den Valoren von Roche dürfte helfen, dass sie zwischen Anfang Januar und Mittwochabend etwas mehr als 12 Prozent eingebüsst haben. Darin enthalten ist die Ausschüttung der Jahresdividende von Mitte März. Wie es im hiesigen Berufshandel heisst, machen insbesondere angelsächsische Grossinvestoren seit Wochen einen grossen Bogen um das Indexschwergewicht. Als Grund werden die Unsicherheiten rund um das vom Patentablauf betroffene Brustkrebsmedikament Herceptin genannt. Händlern zufolge sollte das schwache Abschneiden seit Jahresbeginn den Valoren eine gewisse Stütze bieten.