cash: Herr Vega, wie ist Ihnen der Übertritt von der Fussball- in die Finanzwelt gelungen?

Ramon Vega: Ich war einer der ersten jungen Spieler, die beim Grasshopper Club Fussball mit einer kaufmännischen Lehre kombinieren konnten. Als sich meine Karriere dann langsam dem Ende zuneigte, haben mich alte Kollegen aus der Finanzbranche von der Idee überzeugt, in London in die Vermögensverwaltung einzusteigen. Mein Interesse war so gross, dass ich meine Laufbahn als Fussballer früher als geplant beendete.

Vermögensverwalter
Als Fussballspieler war Ramon Vega (43) in der Schweiz, Italien, England und Frankreich aktiv. Zudem stand er 23 Mal für die Schweizer Nationalmannschaft im Einsatz. 2004 beendete er seine Karriere, um in die Finanzbranche einzusteigen. Seit 2009 betreibt Vega die eigene Vermögensverwaltung «Vega Swiss Asset Management» in London.

Würden Sie noch einmal auf die Karte Fussball setzen?

Ganz bestimmt. Allerdings nur unter der Bedingung, dass ich nebenbei eine zweite Ausbildung machen könnte.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer zweiten Karriere?

Es ist der Reiz, aus dem Nichts etwas Neues aufzubauen und damit Erfolg zu haben. Das ist ähnlich wie im Fussball: Am Anfang einer Saison gilt es, ein Team zusammenzustellen, das nach Möglichkeit Pokale gewinnt.

Mit zehn Mitarbeitern verwalten Sie mittlerweile eine Milliarde US-Dollar. Welche Vorteile hat Ihnen dabei die Fussballer-Erfahrung gebracht?

Erstens habe ich im Fussball gelernt, dass Disziplin und Motivation sehr wichtig sind. Auch in der Finanzbranche darf man nach guten Jahren nicht abheben und muss Rückschläge wegstecken können. Deshalb glaube ich, dass Fussballer in der Finanzbranche gut gebraucht werden können, beispielsweise als Troubleshooter für Situationen mit hohem Druck- oder Stressfaktor. Zweitens profitiere ich dank meiner internationalen Karriere von einem grossen Netzwerk. Das hilft mir noch heute.

Gab es auch Nachteile?

Anfangs war ich ein Nobody. Denn Fussballer gehören in dieser Branche nicht zur Norm. Deshalb musste ich die Leute von meiner Arbeit überzeugen, so wie ich früher den Trainer mit meinen fussballerischen Qualitäten beeindrucken musste.

Verdienen Sie heute so viel wie damals als Fussballer?

Wie in jedem Geschäft gibt es auch bei uns gute und schlechte Jahre. Insbesondere in einer Aufbauphase muss man gelegentlich auf Gewinn verzichten. Als Unternehmer darf man sich nie zurücklehnen. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir zu wachsen beginnen.

Sie leben und arbeiten in London. Keine Angst vor einer Immobilienblase?

Ich lebe schon seit zwölf Jahren in London und bin immer noch Mieter. Und jedes Jahr höre ich diese Warnungen vor der Blase. Aber Fakt ist: Hätte ich vor zwölf Jahren eine Wohnung gekauft, wäre diese jetzt vier Mal so viel wert. Londoner Immobilien haben auch während der Krise kaum an Wert verloren. London wird auch in Zukunft nicht an Attraktivität einbüssen. Der bebaubare Platz in Zentrumsnähe ist beschränkt und Londons Stellenwert als internationaler Hub in der Mitte zwischen Ost und West ist unbestritten.

Gibt es Möglichkeiten, in den Fussball zu investieren?

Aktien von Fussballclubs empfehle ich nicht. Eher würde ich das Geld direkt in ein Team investieren. Interessante Renditen sehe ich bei finanziellen Beteiligungen an jungen Spielern. Ich würde gerne einen Fonds aufsetzen, der genau das tut. Bislang ist das leider nicht zustande gekommen.

In der Premier League sind in den letzten Jahren viele Investoren aus Osteuropa und dem arabischen Raum aufgetreten. Spielt das Geldverdienen oder eher das Prestige eine Rolle?

Auf lange Sicht glaube ich schon, dass Geld verdient wird. Die Premier League hat sich über die letzten 10 bis 15 Jahre sehr stark entwickelt. Mittlerweile ist sie die umsatzstärkste Liga der Welt mit Vereinen, die so viel Umsatz generieren wie ein Grosskonzern.

Dieses Interview finden Sie auch im Jubiläums-Magazin «cash VALUE Trading» 2014. Das Magazin können Sie gratis bestellen, als PDF herunterladen oder als ePaper lesen.