Am 1. Oktober, dem ersten Arbeitstag als neuer Raiffeisen-CEO, trat der Pierin-Vincenz-Nachfolger Patrik Gisel vor die Medien und gab Entwarnung für den Immobilien-Markt (cash berichtete): Der Boom der letzten zwei Dekaden sei fundamental begründbar. Die Entwicklung der Preise sei nicht das Resultat von Spekulationen, sondern von einer Überschussnachfrage, angeheizt durch epochal günstige Finanzierungsbedingungen. Es stehe kein Crash bevor, sondern eine Art weiche Landung.

Ganz uneigennützig war diese Aussage wohl nicht, ist die Raiffeisen-Bank doch schweizweit der grösste Finanzierer von privatem Wohneigentum. Und da wäre es sicherlich unangebracht, Panikstimmung zu verbreiten.

SNB gibt keine Entwarnung

Ganz anders die Schweizerische Nationalbank: Sie sieht die Gefahr am Immobilienmarkt keinesfalls gebannt. Wie SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg in einem Referat Anfang Oktober verlauten liess, stünde am Immobilienmarkt zunehmend die Preisentwicklung der Wohnrenditeobjekte im Blickpunkt: Private oder institutionelle Anleger würden aufgrund von Renditeüberlegungen bzw. mangels Alternativen die Nachfrage nach Immobilieninvestitionen weiter erhöhen.

Das rekordtiefe Zinsumfeld biete auch Anreize für Banken, höhere Zins- und Kreditrisiken einzugehen, so Zurbrügg weiter. Längere Laufzeiten und grössere Kreditvolumen könnten als Möglichkeiten erachtet werden, Negativzinsen zu kompensieren und kurzfristige Gewinne zu stabilisieren. Doch damit stiege das Gefahrenpotenzial der Banken gegenüber Zinsschocks und Korrekturen auf den Hypothekar- und Immobilienmärkten.

Immobilien: Crash oder weiche Landung?

Ist nun der Immobilienmarkt gesund oder kommt es früher oder später zum Crash? Diese Frage stellte cash seinen Leserinnen und Lesern die letzten Tage in der Online-Umfrage. Von den 1800 Teilnehmenden sieht es etwas mehr als die Hälfte ähnlich gelassen wie der Chef der Raiffeisen-Bank und geht von einer sanften Landung aus. Die restlichen Personen prophezeien jedoch einen Crash, welcher früher oder später die Immobilienpreise in der Schweiz korrigieren werde. Das sind die Resultate im Detail:

 

cash-Leser-Umfrage, Stand 09.10.2015, 09:00 Uhr

 

Auch wenn 53 Prozent aller Teilnehmer die Lage am Immobilienmarkt nicht als bedrohlich einschätzen, ist es noch zu früh für eine Entwarnung. Die Zahl der Skeptiker ist erstaunlich hoch und auch die Daten geben keine hundertprozentige Entwarnung.

Während sich in gewissen Segmenten – wie bei Hochpreis-Immobilien oder Mietwohnungen - zwar tatsächlich eine Abkühlung abzeichnet, gibt es bei den Einfamilienhäusern zum Teil noch immer satte und anhaltende Preissteigerungen. Auch im Bereich Geschäftsflächen sind gemäss einer Studie von Wüest & Partner die Angebotsmieten innert Jahresfrist um 2,5 Prozent gestiegen. Allerdings sei dies auf die verbesserte Qualität der angebotenen Objekte zurückzuführen, ist in der erwähnten Studie zu lesen.