Chinas hochverschuldeter Immobilienkonzern Evergrande Group hat mit einer schweren Krise zu kämpfen und hält damit die Finanzmärkte seit Wochen in Atem. Es folgt eine Chronik der Ereignisse, die zu Evergrandes Schuldenproblemen geführt haben, und auf welche Weise sich der Konzern bisher Finanzmittel verschafft hat.

August 2017

Evergrande verpflichtet sich erstmals zum Schuldenabbau. Der Verschuldungsgrad soll von 240 Prozent im Juni 2017 bis Juni 2020 auf 70 Prozent gesenkt werden.

November 2018

Die chinesische Zentralbank nennt Evergrande als eines der wenigen Finanzkonglomerate, die sie im Auge behält: Ihrer Meinung nach könnte seine hohe Verschuldung ein systemisches Risiko darstellen.

März 2020

Evergrande will nach eigenen Angaben über die nächsten drei Jahre 150 Milliarden Yuan (19,91 Milliarden Euro) jährlich an Schulden abbauen.

August 2020

Die chinesischen Aufsichtsbehörden treffen sich mit zwölf großen Immobilienfirmen, darunter Evergrande, um im Rahmen eines Pilotprojekts - das als "die drei roten Linien" bezeichnet wird - Obergrenzen für drei verschiedene Schuldenquoten einzuführen.

Evergrande verkauft 28 Prozent seiner Immobilienverwaltungseinheit für drei Milliarden Dollar im Vorfeld des Börsengangs der Sparte.

Evergrande beantragt bei der Provinzregierung von Guangdong die Genehmigung eines Plans, um durch die Hintertür an die Börse in Shenzhen zu gehen. Der Konzern wartet schon seit vier Jahren auf diese Notierung und warnt zum ersten Mal davon, dass er in eine Liquiditätskrise geraten könnte.

September 2020

Evergrande bietet einen Monat lang 30 Prozent Rabatt auf Liegenschaften an, um die Verkaufszahlen anzukurbeln.

Oktober 2020

Evergrande sammelt 555 Millionen Dollar über einen Verkauf von Aktien an der Hongkonger Börse ein.

November 2020

Das Unternehmen streicht den Plan für eine Notierung in Shenzhen. Einige strategische Investoren erklären sich bereit, keine Rückzahlungen zu verlangen.

Der Börsengang der Evergrande Property Services Group in Hongkong bringt 1,8 Milliarden Dollar ein.

März 2021

Evergrande verkauft zehn Prozent des Online-Immobilien- und Automarktplatzes Fangchebao an 17 Investoren für 2,1 Milliarden Dollar.

Ziel ist, bis Ende 2022 alle drei Obergrenzen für die Verschuldungsquote einzuhalten. Fangchebao soll Anfang 2022 an die Börse gebracht werden.

Juni 2021

Evergrande kündigt an, dass es mehr als die Hälfte seiner 58-prozentigen Beteiligung an der China Calxon Group im Wert von 386 Millionen Dollar verkaufen wird.

Die Ratingagentur Fitch stuft Evergrande von B+ auf B zurück, mit einem negativen Ausblick.

Das Immobilienunternehmen nimmt 13,6 Milliarden Hongkong-Dollar (1,49 Milliarden Euro) auf, um eine fällige Anleihe sowie die Zinsen für alle anderen Dollar-Anleihen zurückzuzahlen.

Evergrande erreicht eines der von den Aufsichtsbehörden festgelegten Ziele für die Schuldenquote: Die verzinslichen Schulden werden auf rund 570 Milliarden Yuan von 716,5 Milliarden sechs Monate zuvor reduziert.

Juli 2021

Ein Gericht friert auf Antrag der China Guangfa Bank eine Bankeinlage von Evergrande in Höhe von 132 Millionen Yuan ein. Evergrande kontert, dass der Kredit erst im März fällig wird und droht mit rechtlichen Schritten.

Einige Banken in Hongkong weigern sich, den Käufern von zwei unvollendeten Wohnprojekten von Evergrande neue Kredite zu gewähren.

S&P senkt das Rating des Unternehmens um zwei Stufen von B+ auf B-, mit negativem Ausblick. Fitch stuft Evergrandes Bonität von B auf CCC+ herab.

August 2021

Evergrande stimmt dem Verkauf von Anteilen an der Online-Sparte HengTen Networks im Wert von insgesamt 3,25 Milliarden Hongkong-Dollar zu.

S&P stuft Evergrande erneut um zwei Stufen von B- auf CCC herab.

Das Unternehmen sagt, es führe Gespräche über den Verkauf bestimmter Vermögenswerte, darunter Anteile an Evergrande New Energy Vehicle und Evergrande Property Services.

Staatliche Medien melden, dass die Bauarbeiten an zwei Evergrande-Projekten in Kunming gestoppt wurden - eines davon wegen überfälliger Zahlungen. Das andere sollte im Oktober an die Hauskäufer übergeben werden.

Vorstandschef Hui Ka Yan tritt als Vorsitzender der Flaggschiff-Einheit Hengda Real Estate zurück.

Die chinesische Zentralbank und die Bankenaufsichtsbehörde laden hochrangige Evergrande-Führungskräfte vor. Die Behörden sprechen eine ungewöhnliche Warnung aus: Evergrande muss dringend sein Schuldenrisiko verringern und der Stabilität Vorrang geben.

Evergrande warnt vor Liquiditäts- und Ausfallrisiken, falls es dem Konzern nicht gelinge, die Bautätigkeit wieder aufzunehmen, mehr Vermögenswerte zu veräußern und Kredite zu verlängern.

September 2021

Fitch stuft Evergrande von CCC+ auf CC zurück und weist auf einen "wahrscheinlichen" Zahlungsausfall hin.

Evergrande beantragt einen Aufschub der Zinszahlungen für Treuhandkredite an Gläubiger, darunter CITIC Trust.

Medien berichten, dass Evergrande die Zinszahlungen für Kredite an zwei Banken Ende September aussetzen wird, ebenso wie die Zahlungen für seine Vermögensverwaltungsprodukte.

Vorstandschef Hui verspricht in einem Forum, alle fälligen Vermögensverwaltungsprodukte so schnell wie möglich zurückzuzahlen.

Anleger drängen sich in der Lobby des Evergrande-Hauptsitzes in Shenzhen und verlangen die Rückzahlung von Krediten und Finanzprodukten.

Evergrande dementiert Online-Spekulationen über eine Insolvenz oder die Umstrukturierung des Konzerns. Sie seien "völlig unwahr". Das Unternehmen gibt jedoch zu, dass es mit "beispiellosen Schwierigkeiten" zu kämpfen habe.

Finanzberater sollen alle finanziellen Optionen prüfen. Evergrande warnt vor dem Risiko eines Zahlungsausfalls wegen der einbrechenden Immobilienverkäufe.

Hui erklärt es zu seiner obersten Priorität, Kleinanlegern bei der Rücknahme von Anlageprodukten zu helfen.

Evergrande erklärt, eine Lösung für eine anstehende Kuponzahlung für eine Übersee-Anleihe in Höhe von 83,5 Millionen Dollar gefunden zu haben, lässt aber die Zahlungsfrist ohne Kommentar verstreichen.

(Reuters)