In der Europäischen Union ist erstmals ein Covid-19-Impfstoff zugelassen worden. Die Europäische Kommission erteilte dem Impfstoff von BioNTech und Pfizer am letzten Montagabend die finale Genehmigung für eine bedingte Marktzulassung.

Grossbritannien hatte dem Vakzin als weltweit erstes Land Anfang Dezember eine Notfallgenehmigung erteilt und mit dem Impfen begonnen. Inzwischen sind auch in den USA und Kanada Massenimpfungen angelaufen. In den USA haben sowohl der Impfstoff von BioNTech als auch der des amerikanischen Biotechkonzerns Moderna bereits Notfallzulassungen erhalten.

Weltweit forschen Pharmafirmen mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gegen das neuartige Coronavirus. Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO befinden sich gegenwärtig 57 Impfstoffprojekte in der klinischen Entwicklung, davon elf in der entscheidenden Phase III mit mehreren tausend Probanden.

Biontech und Pfizer

Der nun in der EU zugelassene Impfstoff stammt von dem Mainzer Biotechunternehmen und seinem US-Partner Pfizer. Studien mit dem Impfstoff zeigten, dass das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, um 95 Prozent geringer ist als ohne Impfung. Der Impfstoff ist mit der EU-Zulassung in allen 27 Mitgliedsstaaten nun in insgesamt mehr als 40 Ländern weltweit zugelassen. In Grossbritannien, den USA und Kanada haben bereits Massenimpfungen begonnen. Zahlreiche EU-Länder, darunter auch Deutschland, wollen am 27. Dezember mit dem Impfen beginnen.

Die Zulassungsstudie mit dem Impfstoff BNT162b2, der unter dem Namen "Comirnaty" auf den Markt kommt, hatte Ende Juli begonnen. Sie umfasst bis zu 44'000 Teilnehmer. Der Impfstoff basiert auf einem neuen Ansatz, der sogenannten Boten-RNA (mRNA).

Moderna

Als zweiter Impfstoffhersteller nach BioNTech und Pfizer hat Moderna in den USA eine Notfallzulassung erhalten. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA will bis zum 6. Januar ihre Bewertung abschliessen. Der US-Biotechkonzern veröffentlichte im November positive Ergebnisse aus seiner zulassungsrelevanten Studie.

Demnach zeigt der Impfstoff, der ebenfalls auf dem mRNA-Ansatz basiert, eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent beim Schutz vor Covid-19. Die US-Regierung unterstützt das Impfstoff-Projekt mit nahezu einer Milliarde Dollar. Moderna hatte als erstes Unternehmen weltweit Mitte März eine klinische Studie der Phase I mit einem Corona-Impfstoff gestartet. Ende Juli begann die entscheidende Phase-III-Studie mit mehr als 30'000 Teilnehmern.

Astrazeneca-Studienergebnisse

Auch der britische Pharmakonzern veröffentlichte schon Studienergebnisse zu seinem Impfstoff-Kandidaten, den er zusammen mit der Universität Oxford entwickelt. Die Zwischenanalyse ergab, dass der Impfstoff eine Wirksamkeit von 90 Prozent zeigt, wenn zunächst eine halbe Dosis verabreicht wurde, gefolgt von einer vollen Dosis mindestens einen Monat später.

Im Durchschnitt lag die Wirksamkeit bei 70 Prozent. Das Unternehmen erwägt nun eine neue weltweite Studie zur Wirksamkeit, um zu bestätigen, dass die niedrigere Dosis offenbar zu einem besseren Ergebnis führt. Der Zulassungsprozess könnte sich dadurch verzögern. Grossbritannien prüft aber gleichwohl eine Genehmigung. Das Vakzin von AstraZeneca beruht auf einer eher herkömmlichen Herstellungsweise und ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, der auf Adenoviren von Affen basiert.

Impfstoffentwickler Curevac

Der Tübinger Impfstoffentwickler hat im Juni mit der klinischen Erprobung seines Vakzins begonnen und startete Mitte Dezember die zulassungsrelevante Studie mit mehr als 35'000 Teilnehmern. Erste Ergebnisse aus der Studie erwartet Curevac im ersten Quartal nächsten Jahres.

In der Phase-I-Studie, an der mehr als 250 Probanden teilnahmen, wurde der Impfstoff von CureVac in verschiedenen Dosierungen getestet. Er zeigte eine gute Verträglichkeit und eine ausgewogene Immunantwort. Der Bund unterstützt das Projekt mit bis zu 252 Millionen Euro, im Sommer war er mit 300 Millionen Euro bei CureVac eingestiegen.

Wirksamkeitsstudie von Johnson & Johnson

Der US-Pharmakonzern hat die Phase-III-Wirksamkeitsstudie Ende September gestartet. An ihr nehmen nun 45'000 Probanden teil statt wie ursprünglich geplant 60'000, da das Unternehmen davon ausgeht, angesichts der hohen Zahl an Infektionen auch so genügend Daten zu erzielen.

Erste Ergebnisse sollen bis Ende Januar vorliegen, den Antrag auf eine Notfallzulassung in den USA plant Johnson & Johnson im Februar. Der Konzern musste seine zulassungsrelevante Studie zeitweilig wegen einer unerklärten Erkrankung bei einem Probanden unterbrechen. Im Oktober wurde die Untersuchung aber wieder fortgesetzt.

Sanofi und Glaxosmithkline

Das Impfstoffprojekt der beiden Unternehmen erlitt Mitte Dezember einen Rückschlag. Nach ersten Studienergebnissen erzeugte der Impfstoff nur eine unzureichende Immunantwort bei älteren Menschen.

Diese sind bei einer Corona-Infektion aber besonders gefährdet. Sanofi will nun Anfang kommenden Jahres eine weitere Studie zu starten und hofft, bis Ende 2021 einen wirksameren Impfstoff zu entwickeln. Die Europäische Kommission hatte sich im September bereits bis zu 300 Millionen Dosen des Impfstoffs in einem Kaufvertrag gesichert.

Sinovac

Der Impfstoff CoronaVac der chinesischen Biotechfirma befindet sich als einer von einer Handvoll chinesischen Impfstoffkandidaten in der klinischen Phase-III. Tests mit Tausenden Freiwilligen laufen in Indonesien, der Türkei und in Brasilien, einem der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder.

Die Ergebnisse stehen noch aus, das "Wall Street Journal" berichtete allerdings am 21. Dezember, das Vakzin habe sich in der Studie in Brasilien als wirksam erwiesen. CoronoVac gehört zu jenen Impfstoffen, die im Notfall-Programm der chinesischen Regierung bereits Zehntausenden Menschen vor Abschluss der klinischen Studien verabreicht wurden.

Sinopharm

Der staatliche chinesische Biotechkonzern testet zwei verschiedene Impfstoffprojekte in Phase-III-Studien. Mitte Juli begann ein breit angelegter Test in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit 15'000 Freiwilligen. Auch Argentinien, Peru, Marokko und Bahrain haben Phase-III-Tests mit dem Sinopharm-Kandidaten zugelassen.

Sinopharm hatte Mitte November mitgeteilt, in China sei im Rahmen eines Notfallprogramms bereits fast einer Million Menschen ein Corona-Impfstoff verabreicht worden. Das Unternehmen äusserte sich aber nicht dazu, ob es sich dabei um eines seiner Mittel handelte. Im Rahmen des Notfallprogramms sollen zwei Impfstoffkandidaten von Sinopharm und einer von Sinovac eingesetzt worden sein.

Gamaleya Institut 

Das russische Gesundheitsministerium hat den Impfstoff, der im Ausland unter dem Namen "Sputnik V" auf den Markt gebracht werden soll, am 11. August freigegeben - noch bevor die Ergebnisse der Phase-III-Studien vorlagen. Inzwischen läuft eine grosse Studie, die 40'000 Teilnehmer umfassen soll.

Zwischenergebnissen zufolge zeigte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 92 Prozent gegen Covid-19. In einer neuen klinischen Studie soll nach Angaben der russischen Regierung geprüft werden, ob durch eine Kombination von Sputnik V mit dem Impfstoff von AstraZeneca eine höhere Wirksamkeit des britischen Vakzins erreicht werden kann. 

(Reuters)