Amerikanerinnen und Amerikaner neigen zur Übertreibung. Und erfolgreiche Amerikaner sogar noch ein bisschen mehr. Robert Nelsen ist da keine Ausnahme. Er glaubt zu wissen, dass das Silicon-Valley-Unternehmen Altos Labs die erste Firma aus dem Gesundheitssektor sein wird, die mehr als 1000 Milliarden Dollar wert sein wird. Und er ist davon überzeugt, dass Altos in 25 Jahren das wertvollste Unternehmen der Welt sein wird.

Kürzlich sagte Nelsen an einer Biopharmakonferenz, dass Altos das Potenzial habe, "die Krankenhäuser und die Pharmaunternehmen überflüssig zu machen". Und ergänzte: "Ich denke, dass es bis 2050 der Fall sein wird." Dann werde Altos das wahrscheinlich grösste und wertvollste Unternehmen der Welt sein, so Nelson.

Da drängen sich drei Fragen auf: Wer ist dieser Nelsen? Wer steckt hinter Altos und was macht das Unternehmen? Und welche Firmen sind schon heute über 1000 Milliarden Dollar wert?

Also: Robert Nelsen ist Ökonom und Biologe und Gründungspartner von Arch Ventures, einem Risikokapitalgeber. In seiner Rolle hat Nelsen mehr als 150 Unternehmen mitfinanziert, beraten und gross gemacht.

Gegen 40 davon hat er zu Firmen gemacht, die höher als 1 Milliarde Dollar bewertet werden. Die Gensequenzierungsfirma Illumina, die Roche einst kaufen wollte, gehört in Europa wohl zu den bekanntesten Unternehmen, bei denen Nelson seine Finger im Spiel hatte.

Kurz: Nelson ist also nicht irgendein Fantast oder Träumer.

Altos Labs arbeitet am ewigen Leben, an der Reprogrammierung von Zellen

Was aber hat es mit Altos auf sich? Nun, Altos arbeitet am ewigen Leben, mit weniger gibt man sich im Valley natürlich nicht zufrieden. Konkret versucht das Longevity-Startup, das erst letztes Jahr gegründet wurde, unsere Körperzellen so umzuprogrammieren, dass sie nicht mehr altern und sich selbst verjüngen. Altos will die Körperzellen in einen jungen Zustand zurückversetzen, in einen Zustand vor jeglicher Art von Krankheit und Alter.

Bei Tieren hat Altos das im Labor bereits geschafft. Und deshalb unter anderem Amazon-Gründer Jeff Bezos als Investor für sich gewonnen. Wie diverse andere US-Tech-Milliardäre mag auch er sich mit der Begrenzung des Lebens nicht abfinden und steckt daher Millionen in die Longevity-Forschung.

Kann Altos beweisen, dass seine Reprogrammierung auch bei Menschen funktioniert, will es eigene Kliniken ausrollen, in denen die Patientinnen, pardon: Kundinnen, dann verjüngt werden.

Der Amazon-Gründer hat viel Geld in Altos Labs investiert.

Der Amazon-Gründer hat viel Geld in Altos Labs investiert.

Quelle: imago/Landmark Media

Chef und Gründer von Altos ist Hal Barron. Der Mann ist in der Schweiz kein Unbekannter. Er war jahrelang Forschungschef bei Roche, wechselte dann aber zum Google-Gesundheitsprojekt Calico und schliesslich zum britischen Pharmariesen GSK, wo er wegen exzessiver Spesen in Ungnade fiel. Seit August letzten Jahres ist er nun mit Altos beschäftigt. Also mit dem Unternehmen, das in den exklusiven Club der 1000-Milliarden-Firmen aufsteigen könnte.

Börsenkapitalisierung: Nur fünf Unternehmen haben die Marke von 1000 Milliarden Dollar geknackt

Bislang haben diese Marke der Börsenkapitalisierung nur fünf Unternehmen überhaupt geschafft: Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon aus den USA sowie der Ölgigant Saudi Aramco aus Saudi-Arabien. Und noch nie ein Unternehmen aus dem Gesundheitssektor.

Aber klar: Sollte Altos alle Pharmafirmen und Spitäler tatsächlich überflüssig machen, wäre die Wahrscheinlichkeit einer Billionenbewertung durchaus gegeben.

Doch selbst der zu besonderen Übertreibungen neigende Investor Robert Nelson ist dann doch nicht umhingekommen, bei seinem hochtrabenden Auftritt an der Biopharmakonferenz einen kleinen, aber nicht unwichtigen Disclaimer zu Altos und seiner Prophezeiung, dass Altos in 25 Jahren das wertvollste Unternehmen der Welt sei, anzubringen: "If it works." Genau.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Handelszeitung.ch, unter dem Titel: "Dieses Unternehmen soll in 25 Jahren das wertvollste sein".