Der Konzern erzielte bis vor kurzem Rekordumsätze mit Nobelmarken wie Blancpain, Omega oder Glashütte, aber auch mit den günstigen Plastikuhren der Kernmarke Swatch. Eine Absatzflaute hat dem Überschwang inzwischen aber Platz gemacht und auch die versprochenen Milliarden-Umsätze mit einem neuen Produkt, einer innovativen Autobatterie, liegen in weiter Ferne. Angesichts der Halbierung des Aktienkurses leidet der Ruf von Konzernchef Nick Hayek bei den Anlegern. "Hayek hat einiges an Glaubwürdigkeit bei den Investoren eingebüsst, weil seine Vorhersagen nicht immer eingetroffen sind", sagt etwa EFG-Fondsmanager Urs Beck: "Wenn er zehn sagt, können es auch fünf sein".

Wie die ganze Schweizer Uhrenbranche leidet auch der Weltmarktführer unter dem starken Franken, ein weiterer Belastungsfaktor sind die Antikorruptionsbemühungen in China, wo teure Uhren als Bestechungsgeschenke aus der Mode gekommen sind. Zudem vergraulten Terroranschläge in Europa die kauffreudigen Touristen aus dem Nahen und Fernen Osten. Seit 17 Monaten befinden sich die Schweizer Uhrenexporte im Sinkflug.

Andere Probleme bei Swatch sind hausgemacht: Der Konzern muss für seine Reaktion auf die Krise Kritik einstecken. "Die Strategie von Swatch entspricht nicht dem aktuellen Marktumfeld, das Produktionskürzungen erwarten liesse", sagte Bernstein-Analyst Mario Ortelli. Während etwa der Genfer Konkurrent Richemont einen Stellenabbau angekündigt und die Führung ausgewechselt hat, will Swatch von tiefen Einschnitten nichts wissen. Ein Firmensprecher wollte sich nicht zur Kritik an der Strategie des Unternehmens äussern, erklärte aber, eine Reduktion der Produktionskapazität sei weder jetzt noch in Zukunft ein Thema.

Ob sich in der Krise die Strategie von Swatch oder von Richemont als richtig erweist, wird sich noch zeigen. "Eine der beiden Firmen scheint sich falsch zu verhalten", sagte ein Fondsmanager.

Zweifel an Erfolg der Autobatterie

Ein Fragezeichen setzen die Investoren auch hinter die Erfolgsaussichten der von Hayek vor rund einem Jahr in mehreren Zeitungsinterviews angekündigten Batterie zum Antrieb von Elektrofahrzeugen.

Elektromobilität gilt als attraktiver Wachstumsmarkt. Bis 2025 soll der Marktanteil von Elektroautos in Europa auf 20 bis 25 von derzeit unter einem Prozent steigen. "Ab 2020 dürfte die Kurve der Elektrofahrzeuge steil nach oben gehen", glaubt auch Thiemo Lang von der auf nachhaltige Anlagen spezialisierten Robeco SAM in Zürich.

Die Swatch Group hat die Batterie zusammen mit der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) entwickelt und zudem mit dem chinesischen Autokonzern Geely ein Kooperationsabkommen abgeschlossen. Anwendungen in Drohnen, E-Bikes und E-Scootern eingerechnet, könne der Umsatz schon 2020 zehn bis fünfzehn Milliarden Dollar erreichen, prognostizierte Hayek in einem Gespräch mit der "NZZ Am Sonntag" vor fast einem Jahr. Schon 2017 könnten erste Autos mit den Batterien unterwegs sein, so Hayek.

Doch davon ist gegenwärtig noch nichts zu sehen. "Zum Projekt der Swatch Group gibt es viele Gerüchte. Aber es sind noch keine Details bekannt", sagte Tobias Bischoff von der Energie-Anlagegesellschaft EIC Investments. Es werde sich zeigen, ob die in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich entwickelten Batterien tatsächlich auch in eine kostengünstige und gut reproduzierbare Massenproduktion überführt werden könnten, sagte Lang. "Grosse Hersteller wie Samsung SDI oder Panasonic dürften dank Milliardeninvestitionen die Technologieführerschaft behalten."

"Der Fahrplan für diese sogenannte Superbatterie erscheint mir unrealistisch. Es ist unmöglich, innerhalb von nur drei Jahren von Null auf zehn Milliarden Umsatz zu kommen", sagte Paul Wyser, Besitzer des Batterieherstellers Wyon und ehemaliger Swatch-Manager, zu den Plänen seines früheren Arbeitgebers. Eine Batterie zu entwickeln brauche viel Zeit und Geld.

Zurückhaltend äussert sich auch Kooperationspartner Geely. "Das ist eines von vielen Projekten. Wir arbeiten mit einigen Anbietern zusammen", sagte Firmensprecher Ashley Sutcliffe. "Es befindet sich momentan noch für beide Parteien in den Kinderschuhen."

Trotzdem ist Swatch im Fonds von Urs Beck eine der zehn grössten Positionen, weil er auf den langfristigen Ansatz des Konzerns setzt, der auch in den hohen Lagerbeständen zum Ausdruck kommt. "Markanteile gewinnt man, wenn der Zyklus auf dem Tiefpunkt ist, und dafür ist Swatch gut aufgestellt." 

(Reuters)