Jack Bogle wird nächstes Jahr 90 Jahre alt. Das hindert den "alten Knacker" keineswegs daran, weiter Prognosen zu geben. Und seine Fans, die "Bogleheads", hören eifrig zu.

Bogle ist nicht ganz so berühmt wie Warren Buffett, aber es zeichnet ihn etwas aus, was Finanzmarktanleger immer in den Bann zieht: Er liegt mit seinen Voraussagen fast immer richtig. Wie die Finanzwebsite Financial Planning schreibt, wurde Bogle mit der Zeit von Leuten kopiert, die ihn früher einmal belächelt hatten. 

1974 hatte der Amerikaner das Unternehmen Vanguard gegründet, ein Spezialist für indexbasierte oder so genannt passive Anlagefonds. Die Vanguard Group ist heute nach Blackrock zweitgrösster Vermögensverwalter der Welt. cash.ch stellt sechs von Bogles Prognosen, Tipps und Erfahrungsberichten vor, die auch für Schweizer Anleger bedenkenswert sind.

1. Aktien werden weniger Rendite geben

"Dividendenrenditen und Gewinnzuwächse treiben den Aktienmarkt langfristig an: Daran hat sich fundamental nichts geändert", sagt Bogle. US-Aktien werden in den nächsten zehn Jahren eine jährliche Rendite von 4 Prozent liefern, Dividendenrenditen zusätzlich 2 Prozent. So hätten Anleger theoretisch 6 Prozent Rendite, aber 2 Prozent würden wiederum wegen der fallenden Bewertungen verlorengehen. Damit prognostiziert Bogle deutlich tiefere "returns" als sie in bisher verzeichnet wurden. Aktien haben seit 1974 eine durchschnittliche Rendite von 11,7 Prozent erbracht. 

2. Anleihen genauso

Mit Anleihen erreicht man laut Bogle 3,5 Prozent Rendite in den nächsten zehn Jahren. Auch da liegt die Prognose deutlich unter dem historischen Schnitt. Obligationen haben 8 Prozent ermöglicht. "Bei Bonds gibt es in der langen Frist nur einen treibenden Faktor, und das sind die jeweils aktuellen Zinssätze", sagt Bogle.

3. Die Kosten herunterfahren ist das beste Mittel

Bei 2 Prozent Inflation – Bogle spricht natürlich von den USA – bringe ein Portfolio, das je zur Hälfte aus Aktien und Anleihen bestehe, eine Rendite von 1,75 Prozent: 2 Prozent bei Aktien und 1,5 Prozent bei Bonds, und das ohne Gebühren. Das heisst aber auch: Wenn man 1 Prozent Gebühren bezahlt, ist mehr als die Hälfte der Rendite weg. Dies führt zu einer Argumentation, die klassischer Bogle ist: Er findet Gebühren generell zu hoch, und von aktiven Fonds hält er nicht viel. "Wir können wenig an der Inflation ändern, aber wir können etwas an den Fondskosten ändern: Haltet sie tief!"

4. Immer im Markt sein ist besser

Sollte es auch eine neue Finanzkrise geben – am Markt teilnehmen muss man als Anleger laut Bogle unbedingt. Panisches Verkaufen bringe nichts: "Gehen Sie nicht aus dem Markt mit dem Gedanken, später wieder neu einzusteigen, denn Ihre Emotionen werden Ihnen eine Niederlage verschaffen", sagte Bogle im September. Kurzfristige Wetten seien kein guter Weg. Bogle selbst hält nach eigenen Angaben 50 Prozent seiner Investments in Aktien. 

5. Auch Bogle machte Fehler

Vor wenigen Tagen sprach Bogle mit dem "Wall Street Journal" über die beste und die schlechteste Entscheidung seines Lebens. Als beste Entscheidung nannte er die Gründung des S&P500-Indexfonds im Jahr 1975. Am Anfang war dieser Indexfonds kein Erfolg, ein Jahr später verwaltete er nur 11 Millionen Dollar. Heute sind in diesem Fonds und seinen Ablegern 663 Milliarden Dollar. Seinen "Worst Bet" sieht Bogle in der Fusion seines damaligen Arbeitgebers Wellington Management Company mit dem Fondshaus Thorndike, Doran, Paine & Lewis gegen Ende der 1960er Jahre. Bogle befand sich bei Wellington in führender Stellung, als die Fusion durchgeführt wurde. Sie verwässerte in Folge den sehr konservativen Anlagestil von Wellington in Richtung kurzfristigen Profitstrebens. Als sich die Verluste auftürmten, verlor Bogle seinen Job - und er machte sich an die Gründung von Vanguard.