Als Landis+Gyr im Sommer 2017 die Rückkehr an die Börse wagte, hatte der Stromzählerhersteller aus Zug alle für einen Erfolg notwendigen Zutaten: Er verfügte schon damals über eine traditionsreiche Firmengeschichte, war in Wachstumsmärkten tätig und verschrieb sich einer attraktiven Dividendenpolitik.

Doch es sollte alles anders kommen. Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen und einer Reduktion der letztjährigen Umsatzvorgaben ist der Aktienkurs gut 20 Prozent unter den damaligen Ausgabepreis von 78 Franken zurückgefallen.

Anlässlich des Investorentages von heute Dienstag setzt sich das Unternehmen nun ambitionierte neue Mittelfristziele. Die operative Gewinnmarge (EBITDA) soll bis in drei Jahren auf 13,5 bis 14,5 Prozent steigen. Gleichzeitig wird ein freier Cash-flow von mindestens 150 Millionen Dollar angestrebt. Zum Vergleich: Für das laufende Jahr gehen Analysten gerade mal von einer Gewinnmarge von gut 11 Prozent und einem freien Cash-flow von 125 Millionen Dollar aus. Darüber hinaus ruft Landis+Gyr ein Aktienrückkaufprogramm über 100 Millionen Franken ins Leben.

Die Rechnung scheint fürs Erste aufzugehen. An der Schweizer Börse SIX gewinnt die Aktie von Landis+Gyr noch 4,1 Prozent auf 62,95 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 64,50 Franken. Beobachter berichten von aggressiven Deckungskäufen seitens ausländischer Leerverkäufer.

Zurückhaltung bei den Analysten

In Anspielung auf die neuen Mittelfristziele sieht zumindest die Bank Vontobel bei den bankeigenen Schätzungen keinen grösseren Anpassungsbedarf. Die Zürcher Bank erachtet die angestrebte Umsatzsteigerung als eher aggressiv, da sich diese nur bei einer weiteren Durchdringung im Servicegeschäft realisieren lässt. Zudem seien die Margenziele stark davon abhängig, ob das Margenniveau in Europa nachhaltig angehoben werden könne. Aus Angst vor zunehmendem Margendruck empfiehlt die Bank Vontobel die Landis+Gyr-Aktie weiterhin mit "Reduce" und einem Kursziel von gerademal 50 Franken zum Verkauf.

Optimistischer äussert man sich hingegen bei der UBS Investmentbank. Sie geht davon aus, dass sowohl die Bestätigung der diesjährigen Zielvorgaben als auch das Aktienrückkaufprogramm positiv aufgenommen werden. Von den Mittelfristzielen zeigt sich die Grossbank hingegen nicht sonderlich überrascht, selbst wenn sie mit ihren eigenen Schätzungen bewusst etwas dahinter zurückbleibt. Die UBS Investmentbank - sie wird übrigens das Aktienrückkaufprogramm für Landis+Gyr abwickeln - hält sowohl am "Neutral" lautenden Anlageurteil als auch am 12-Monats-Kursziel von 58 Franken fest.

Die Handschrift der Lego-Erben?

Auch Morgan Stanley gewinnt den Vorabinformationen zum Investorentag mehrheitlich positive Aspekte ab. Wie die US-Investmentbank schreibt, bleiben jedoch Fragen in Bezug auf die Erreichbarkeit der ambitionierten neuen Mittelfristzielen. Sie empfiehlt die Aktie deshalb wie bis anhin mit "Underweight" und einem Kursziel von 60 Franken zum Verkauf.

Händlern zufolge könnte das 100 Millionen Franken schwere Aktienrückkaufprogramm die Handschrift des Grossaktionärs Kirkbi tragen. Hinter Kirkbi verbirgt sich niemand geringerer als der dänische Milliardär Kirk Kristiansen aus der Spielzeug-Dynastie Lego. Wie Offenlegungsmeldungen entnommen werden kann, kontrolliert Kristiansen über sein Family Office gut 12 Prozent an Landis+Gyr.

Die ersten gut 3 Prozent der Stimmen erwarb der dänische Milliardär im November 2017 (cash berichtete). Damals kostete die Aktie noch gut 10 Prozent mehr. Obwohl Kristiansen keine aktive Rolle als Aktionär nachgesagt wird, schliessen Beobachter nicht aus, dass er im Rahmen informeller Kontakte mit Firmenvertretern einen aktionärsfreundlicheren Kurs forderte. Interessant dabei: Den Sitz seines Family Offices trennen nur wenige Kilometer vom Firmensitz von Landis+Gyr.