Doch er blieb dem Thema treu und half 2015 bei der Gründung von IOTA. Die heute elftgrösste Kryptowährung der Welt hat eine Marktkapitalisierung von rund 5 Milliarden Dollar. Nach der Einbindung einiger deutscher Unternehmen wie Volkswagen beginnt jetzt die nächste Wachstumphase für IOTA, wie der 22-Jährige in einem Interview mit Bloomberg berichtet. Zusätzlich zum Berliner Hauptstandort sollen Büros in Toronto, Tokio, Oslo und Taiwan entstehen. "Viele nehmen IOTA immer noch als deutsche Kryptowährung wahr. Das wollen wir ändern, wie wollen uns international breiter aufstellen", sagt er.

Über das nötige Geld dafür verfügt die IOTA-Stiftung, die hinter der Währung steht und sich um die Weiterentwicklung der zu Grunde liegenden Technologie kümmert. Etwas mehr als 300 Millionen Euro liegen nach eigenen Angaben in der Kasse, in Form von IOTA-Token. Diese wurden von Nutzern gespendet, berichtet Schiener, der die Stiftung leitet.

Aus diesem Topf werden auch die rund 50 Leute bezahlt, die in Berlin für die Stiftung arbeiten, darunter acht Mathematiker. "Sie alle erhalten ihren Lohn nicht in Euro, sondern in IOTA-Token."

Berlin ist ideal für Krypto

In Berlin lebt Schiener schon seit dem Sommer 2016, nicht ohne Grund. "Hier gibt es das richtige Ökosystem für Kryptowährungen", sagt er. Von der deutschen Hauptstadt aus habe er zudem Kontakt zu vielen Unternehmen knüpfen können, die sich nun in die Entwicklung von IOTA und die Technologie einbringen - beispielsweise, wenn es um automatische Mikro-Bezahlvorgänge zwischen Maschinen untereinander geht.

Seit kurzem sitzt Johann Jungwirth, Chief Digital Officer des Volkswagen-Konzerns, im Aufsichtsrat der IOTA-Stiftung. "Er beaufsichtigt damit die jährliche Roadmap der Stiftung", bestätigt ein Sprecher des Autobauers. "Jungwirth ist überzeugt von IOTA, der Technologie und ihrer Relevanz für diverse Anwendungsfälle im Kontext der Mobilität."

Auch RBVC, die Venture-Capital-Gesellschaft der Bosch Gruppe, arbeitet mit IOTA zusammen und hat Geld investiert. "Bosch sieht einige vielversprechende Ansätze in der IOTA-Architektur, insbesondere im Hinblick auf das Internet der Dinge", sagt Hongquan Jiang, Investment Partner bei RBVC. Weder Volkswagen noch Bosch wollten sich zu konkreten Projekten mit IOTA äussern.

Für Unternehmen Randthema

Bei Deutsche Bank Wealth Management hält man Krypto-Technologien grundsätzlich für interessant. "Krypto-Währungen machen Transaktionen noch einfacher und kostengünstiger", sagte Markus Müller, weltweiter Leiter des Chief Investment Offices für vermögende Privatkunden, vor kurzem. Es gebe das Potenzial, einige Branchen von Grund auf zu revolutionieren.

Dennoch sind Kryptoährungen für die meisten Unternehmen derzeit wohl eher noch ein Randthema. "Zum Thema Kryptowährungen sehen wir keinen Beratungsbedarf bei grösseren Unternehmen", sagt Jochen Schwabe, Partner bei Schwabe, Ley & Greiner in Wien. "Der eine oder andere Kunde testet Bitcoin-Transaktionen, aber nur um für den Fall der Fälle - etwa erpresserische Handlungen - gerüstet zu sein."

Krypo-Versuch in Zug scheiterte

Schiener selbst glaubt fest an seine Kryptowährung und hält sein Vermögen nach eigenen Worten in IOTA-Token. "Ich wollte nicht zu denen zählen, die bei einem Hoch verkaufen und schnell reich werden", sagt er. Dass er mit seinem ersten Krypto-Unternehmen, welches er im Alter von 17 Jahren in Zug gegründet hatte, weniger erfolgreich war, schiebt er auf das damalige Umfeld. "Digitale Währungen und die Blockchain waren noch nicht relevant genug", sagt Schiener. "Viele brachten das Ganze mit Drogendeals und anderen dunklen Geschäften in Verbindung. Keine Bank wollte mir ein Konto für die Firma geben."

Nach seinem damaligen unternehmerischen Ausflug in die Schweiz war er mit 18 Jahren zurück in seine Heimat Südtirol gegangen und bei seinen Eltern eingezogen. Er holte sein Abitur nach. "Obwohl ich mein ganzes Geld verloren hatte, blieb ich weiter von Krypto-Währungen überzeugt", sagt Schiener.

Aus dieser Überzeugung entstand schliesslich Anfang 2015 IOTA. Zusammen mit David Sønstebø, Sergey Ivancheglo und Serguei Popov brachte er die digitale Währung auf den Weg. Ihm war aber auch klar, dass Südtirol nicht der ideale Standort ist, um ein so ambitioniertes Vorhaben voranzubringen. Daher der Umzug nach Berlin. An der deutschen Hauptstadt schätzt er nicht nicht das Öko-System für Kryptowährungen und den Kontakt zu Unternehmen. Schiener: "Darüber hinaus ist Berlin eine tolle Stadt zum Leben. Anders als in der Schweiz wird man beim Kauf eines Biers in der Kneipe nicht gleich arm."

(Bloomberg)