Der bisherige Alleineigentümer Volkswagen legte die Preisspanne für die stimmrechtslosen Porsche-Vorzugsaktien am Sonntagabend auf 76,50 bis 82,50 Euro fest, wie er nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Das entspricht einem Firmenwert von 70 bis 75 Milliarden Euro. VW bestätigte damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Mit dem Börsengang kann VW 8,7 bis 9,4 Milliarden Euro einnehmen, der von den Familien Porsche und Piech beherrschte VW-Großaktionär Porsche SE kauft Stammaktien für weitere 9,4 bis 10,1 Milliarden Euro.

Innerhalb der Preisspanne wäre Porsche der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als 25 Jahren. 1996 hatte die Deutsche Telekom nach Daten des Finanzdienstleisters Refinitiv umgerechnet 9,65 Milliarden Euro erlöst. Die Aktien können von Dienstag an bis zum 28. September gezeichnet werden. Einen Tag später will VW- und Porsche-Chef Oliver Blume die Erstnotiz die Porsche AG an der Frankfurter Börse feiern. "Wir sind mit den Porsche-Börsenplänen jetzt auf der Zielgeraden", sagte VW-Finanzchef Arno Antlitz.

Die Bewertung der Porsche AG liegt in der oberen Hälfte der von Investmentbankern im Vorfeld genannten Spanne von 60 bis 80 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Volkswagen wurde zum Freitags-Schlusskurs an der Börse mit gut 87 Milliarden Euro bewertet. Allein der nach einem erfolgreichen Börsengang beim Wolfsburger Konzern verbleibende Porsche-Anteil von 75 Prozent macht fast zwei Drittel davon aus. Das ist auch das Kalkül hinter dem Börsengang: Luxus-Autobauer wie Porsche oder Ferrari werden an der Börse im Verhältnis zu ihren Gewinnen deutlich höher bewertet als Massenhersteller wie Volkswagen, auch weil sie deutlich weniger konjunkturempfindlich sind.

Stammaktien von Porsche SE liegen bei den Familien Porsche und Piech

Volkswagen will bis zu 12,5 Prozent des Grundkapitals von Porsche im Form von stimmrechtslosen Vorzugsaktien bei Anlegern platzieren. Für knapp 40 Prozent davon haben die Wolfsburger schon feste Zusagen: Neben dem auch an Volkswagen beteiligten Emirat Katar wollen der norwegische Staatsfonds (Norges Bank) und die Investoren T. Rowe Price und ADQ Porsche-Aktien zeichnen. Ankeraktionäre wie sie erleichtern einen Börsengang. Allein die katarische Staatsholding QIA will dafür bis zu 1,9 Milliarden Euro ausgeben.

Die Porsche SE, deren Stammaktien bei den Familien Porsche und Piech liegen, will in zwei Schritten 25 Prozent plus eine der stimmberechtigten Stammaktien an der Porsche AG erwerben: 17,5 Prozent mit dem Börsengang, weitere 7,5 Prozent, wenn VW die versprochene Sonderdividende aus dem Erlös der Emission ausschüttet - voraussichtlich Anfang 2023. Die Porsche SE hält knapp 32 Prozent an VW, hat aber die Mehrheit der Stimmrechte. Mit dem Einstieg erhalten die Nachfahren des Porsche-Gründers wieder direkten Zugriff auf die Ertragsperle, den sie nach der Übernahmeschlacht vor zehn Jahren an Volkswagen verloren hatten. Der Preis dafür richtet sich nach dem Ausgabepreis für die Vorzüge - mit einem Aufschlag von 7,5 Prozent. Dafür ist die Porsche-Holding bereit, sich mit bis zu 7,9 Milliarden Euro zu verschulden.

Insgesamt könnte der Porsche-Teilverkauf 18,1 bis 19,5 Milliarden in die Kasse von VW spülen. Der Börsengang "würde Volkswagen zusätzliche finanzielle Flexibilität verschaffen und dadurch helfen, die industrielle und technologische Transformation zu beschleunigen", erklärte der Automobilriese. Volkswagen will aber 75 Prozent minus eine Aktie an der Porsche AG behalten, um die Verbundvorteile mit der renditestarken Tochter weiterhin nutzen zu können.

49 Prozent des Gesamterlöses - also neun Milliarden Euro oder mehr - sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Rechnerisch ergibt sich daraus eine Sonderdividende von rund 18 Euro je Stamm- und Vorzugsaktie. Beschlossen werden soll sie auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember. Davon profitieren würde neben den Familieneigentümern und der QIA auch das Land Niedersachsen. 

(Reuters)