Insider sprachen von einem Angriff Israels auf die Islamische Republik. Ein ranghoher Vertreter des Iran sagte jedoch der Nachrichtenagentur Reuters, ein ausländischer Ursprung des Vorfalls sei nicht bestätigt. Es habe keinen «externen Angriff» auf den Iran gegeben. «Die Diskussion tendiert eher in Richtung Infiltration als in Richtung Angriff.» Unmittelbare Vergeltungsmassnahmen seien nicht geplant, sagte der iranische Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Ein ranghoher Kommandeur der iranischen Armee sprach laut Staats-TV von einem nächtlichen Angriff, bei dem kein Schaden entstanden sei. Atomeinrichtungen seien nicht beschädigt worden, hiess es in dem Bericht. In der gleichnamigen Provinz Isfahan liegt unter anderem die Nuklearanlage Natans.

Von der iranischen Führung oder ihrem Militär lag zunächst keine Stellungnahme vor, ebenso wenig wie von Seiten Israels. Mit einer Aktion Israels wird seit Tagen gerechnet, nachdem der Iran das Land am vergangenen Wochenende erstmals direkt mit Hunderten Drohnen und Raketen angegriffen hatte, die nahezu alle abgefangen wurden. Der Iran hatte sein Vorgehen als Vergeltung bezeichnet für einen Angriff auf sein Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, für den er Israel verantwortlich macht.

Iranische Medien: Lage wieder normal

Das iranische Staatsfernsehen berichtete kurz nach Mitternacht (Ortszeit), über der Stadt Isfahan seien drei Drohnen gesichtet worden. Die Flugabwehr sei daraufhin aktiviert worden und habe die unbemannten Fluggeräte am Himmel zerstört. Laut einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur Fars waren in der Nähe eines Armeestützpunktes drei Explosionen zu hören gewesen. Diese seien aufgrund der Aktivierung der Flugabwehr entstanden, sagte ein offizieller Vertreter des Iran der Nachrichtenagentur Reuters. Einen Raketenangriff habe es nicht gegeben. Ein iranischer Experte sagte im Staatsfernsehen, es habe sich um Mini-Drohnen gehandelt, die von «Infiltratoren» von innerhalb des Iran aus gesteuert worden seien. Laut Staats-TV gab es keine Explosionen am Boden. Die Lage in Isfahan sei normal. Auch der zwischenzeitlich gestoppte Verkehr an mehreren Flughäfen wurde wieder freigegeben.

Insider sagten, es habe sich um einen Angriff Israels gehandelt. Die USA - Israels wichtigster Verbündeter - seien vorab über das Vorgehen informiert worden, sagte einer der Insider, der mit der Lage vertraut war. Die USA seien aber nicht involviert gewesen.

Furcht vor Eskalation

Nach dem beispiellosen Drohnen- und Raketenangriff auf Israel am Wochenende hatte die Führung in Teheran Israel vor einem Gegenschlag gewarnt und mit einer noch härteren Reaktion gedroht, sollte es doch dazu kommen. International war Israel zur Zurückhaltung aufgefordert worden, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Die ohnehin angespannte Sicherheitslage Lage in Nahost hat sich seit Ausbruch des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der dort herrschenden Hamas drastisch verschärft. International wird vor einem Flächenbrand in der Region gewarnt. Israel startete vor sechseinhalb Monaten eine breitangelegte Militäroffensive, bei der nach palästinensischen Angaben bislang über 33 000 Menschen getötet wurden. Auslöser war ein Überfall von Hamas-Kämpfern am 7. Oktober im Süden Israels. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und über 200 Geiseln genommen.

Der Iran ist einer der Unterstützer der radikalislamischen Palästinenser-Organisation. Das Verhältnis zum Westen liegt aber auch wegen anderer Streitpunkte seit Jahrzehnten im Argen. Einer der grössten Konflikte ist der um das iranische Atomprogramm. Der Westen verdächtigt Teheran, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Die Islamische Republik weist dies zurück und argumentiert, sie verfolge rein zivile Zwecke wie Forschung und Energiegewinnung. 

(Reuters)