In einem Radikalumbau der wuchernden Unternehmensorganisation sollen rund drei Viertel der angeschlagenen Energiesparte Gas and Power ausgegliedert und damit die Bewertung erhöht werden. Der Münchner Industriekonzern wolle das Traditionsgeschäft Energieerzeugung “massiv entkonsolidieren”, um die Muttergesellschaft überschaubarer und risikoärmer zu machen, sagte Kaeser in einem Bloomberg-Interview. Der Plan, das Kerngeschäft der Münchner immer weiter zu schrumpfen, sollte laut Kaeser die Zustimmung der Investoren finden.

“Ich erwarte eine große Mehrheit der Aktionäre für eine Ausgliederung des Energiegeschäfts”, sagte er. “Im Laufe der Zeit könnte es bis zu einem Anteil von etwa 25% plus eine Aktie” heruntergehen. Bei einem Anteil in dieser Höhe könnte die Muttergesellschaft immer noch in der Lage sein, wichtige strategische Entscheidungen zu blockieren.

Siemens hat im Mai einen umfassenden Plan zur Ausgliederung des Großteils des Energiegeschäfts vorgestellt, der allerdings noch der Zustimmung der Investoren bedarf. Kaesers Kommentare geben einen Einblick in die Strategie, mit der er Europas größtes Industrieunternehmen aufspalten will, ohne dabei die Fehler von Konkurrenten wie General Electric und ABB zu wiederholen.

Kaeser, 62, hat mit seinen Umbauarbeiten, die nur Digital Industries und Smart Infrastructure im Kerngeschäft belassen, bis 2021 Zeit, dann endet sein Mandat. Im September ernannte Siemens Roland Busch zum stellvertretenden CEO. “Es ist das erste Mal seit 15 Jahren, dass wir einen echten Nachfolgeplan erstellen. Und es ist ein guter Plan”, sagte Kaeser. Sollte Siemens in schweres Wetter geraten, würde er aber auch länger am Ruder bleiben.

Transformationspläne seit 2013

“Ich würde die Firma nie in Unordnung zurücklassen”, sagte Kaeser. “In dem völlig unerwarteten und unwahrscheinlichen Fall, dass es dann nicht klappt, könnte ich mir vorstellen, mich für zwei weitere Jahre zu verpflichten.”

Kaeser hat sich seit seiner Amtsübernahme als CEO im Jahr 2013 die Transformation des Unternehmens zur Aufgabe gemacht. Er hat Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut, Kosten gesenkt und Vermögenswerte durch Ausgliederungen wie das Gesundheitsgeschäft und erneuerbare Energien abgespalten. Angespornt wurden seine Bemühungen, weil Mischkonzerne bei Anlegern aus der Mode kamen und zum Ziel aktivistischer Investoren wurden.

Kaeser scheiterte mit seinem Vorhaben, das Bahngeschäft des Konzerns mit der konkurrierenden französischen Alstom SA zu fusionieren, eine Transaktion, die von den europäischen Kartellbehörden abgelehnt wurde.

(Bloomberg)