Julius Bär kommt mit der Integration des internationalen Wealth Managements von Merrill Lynch zwar flott voran. Dennoch ist sie für die Zürcher Traditionsbank ein zweischneidiges Schwert: Wie der Zwischenbericht für die ersten vier Monate offenbart, sind die übernommenen Kundenvermögen der Bruttomarge alles andere als dienlich. In Analystenkreisen ist man sich einig: Julius Bär hat ein Kostenproblem.

Ansonsten kann sich der Zahlenkranz allerdings sehen lassen. Wider anders lautenden Befürchtungen zeichnet sich bei der Bruttomarge langsam aber sicher eine Stabilisierung ab. Und auch die Aussagen zum Nettoneugeldzufluss wissen zu überzeugen, auch wenn sie eher vage formuliert sind.

Am Markt wird der ungünstigen Kostenentwicklung und den vermutlich zu hohen diesjährigen Konsensschätzungen ein grösseres Gewicht eingeräumt. Die Aktie steht an der Schweizer Börse SIX unter Druck und verliert zur Stunde 1,5 Prozent auf 41,41 Franken. Händler berichten von einem erbitterten Kampf zwischen Haussiers und Baissiers.

Anstieg bei den Kosten kommt nicht gut an

Der Bankenanalyst der Bank Vontobel schreibt, dass sich die Entwicklung bei den verwalteten Kundenvermögen mit den Erwartungen decke. Dank einem anhalten starken Beitrag aus den Wachstumsmärkten habe sich der Nettoneugeldzufluss im firmeneigenen Zielband bewegt.

Die Bruttomarge habe sich gegenüber der zweiten Jahreshälfte zwar leicht verbessert, sei insgesamt aber weit hinter den ersten vier Monaten des letzten Jahres zurückgeblieben. Auch die Kosten seien höher als erwartet ausgefallen, weshalb die diesjährigen Konsensschätzungen vermutlich zu hoch angesetzt seien. Der Analyst stellt eine Erhöhung seiner Schätzungen für das Nettoneugeld bei einer gleichzeitigen Reduktion seiner Margenerwartungen in Aussicht. Er stuft die Aktie vorerst mit "Hold" und einem Kursziel von 40 Franken ein.

Im Aktienhandel der UBS Investmentbank wird der Zwischenbericht hingegen als ermutigend bezeichnet. Die Bruttomarge sei geringfügig höher als befürchtet ausgefallen. Ausserdem deuteten die zum Nettoneugeld gemachten Aussagen darauf hin, dass die diesbezüglichen Erwartungen zu tief angesetzt sein könnten. Grundsätzlich sollte der Bericht am Markt positiv aufgenommen werden. An den bankeigenen Schätzungen werde sich allerdings nicht gross etwas ändern, so heisst es weiter. Offiziell wird die Aktie bei der UBS Investment Bank mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 41 Franken eingestuft.

Bei der Bank J. Safra Sarasin wird die Geschäftsentwicklung der ersten vier Monate als im Rahmen der Erwartungen liegend beurteilt. Trotz beschränktem Informationsfluss würden sich ermutigende Rückschlüsse ziehen lassen. Ausserdem sei die Integration des internationalen Wealth  Managements von Merrill Lynch auf Zielkurs. Der verantwortliche Analyst fühlt sich davon in seiner Kaufempfehlung bestärkt.

Sein Berufskollege von der Zürcher Kantonalbank schreibt von im Rahmen der Erwartungen liegenden verwalteten Vermögen. Dasselbe gelte für die Bruttomarge. Der Trend beim Nettoneugeld sei besser als erwartet. Seines Erachtens würden die höher als befürchteten Kosten überwiegen, weshalb er mit einer leicht negativen Kursreaktion rechne. Der Analyst stuft die Aktie unverändert mit "Marktgewichten" ein.