Jeweils einmal im Monat gibt J.P. Morgan ihre Schlüsselkauf- und Verkaufsempfehlungen für Europa bekannt. Dabei stützt sich die einflussreiche amerikanische Investmentbank auf ein quantitatives Modell ab. Mit anderen Worten: Darüber, welche Aktien den sogenannten "Q-Score" haben, entscheiden Zahlenreihen. Unter anderem fliessen Grössen wie das Wachstum, die Bewertung oder die Substanz ins Modell mithinein. Das Ganze geschieht ziemlich nüchtern und ohne jegliche Emotionen.

Auf der 37 Unternehmen starken Liste der Kaufempfehlungen stechen drei Namen aus der Schweiz ins Auge:

Partners Group

Das historisch tiefe Zinsniveau und der dadurch entstandene Renditedruck bei institutionellen Grossinvestoren bescherte dem Spezialisten für Risikokapitalanlagen in den letzten Jahren Rekordgewinne. In dieser Zeit hat sich die bei J.P. Morgan mit "Overweight" und einem Kursziel von 680 Franken (derzeit: 621 Franken) eingestufte Aktie kräftig an Wert zugelegt. Alleine seit Anfang dieses Jahres errechnet sich ein Kursplus von mehr als 30 Prozent. 

UBS

Weniger erfolgsverwöhnt sind da die Aktionäre der UBS. Aus ihrer Sicht erwies sich das bisherige 2017 mehr oder weniger als ein Nullsummenspiel. Gerade im Wealth Management, und damit im erklärten Kerngeschäft, konnte die UBS in den ersten sechs Monaten nicht so recht glänzen. Insbesondere das Wealth Management Americas blieb den ambitionierten Erwartungen der Analysten einiges schuldig. Dennoch wird die Aktie bei J.P. Morgan mit "Overweight" und einem Kursziel von 19 Franken (aktuell: 16,65 Franken) empfohlen.

ABB

Während es die Aktien von UBS und Partners Group schon im Vormonat auf die Liste der Schlüsselkaufempfehlungen schafften, findet jene von ABB gerade erst Einzug. Das überrascht, wird die Aktie des Industriekonzerns offiziell doch nur mit "neutral" und einem Kursziel von 23,50 Franken (derzeit: 22,40 Franken) eingestuft. Die für J.P. Morgan tätigen Strategen raten denn auch zum Einstieg über Derivate. Letztere seien nach der jüngsten Ergebnisenttäuschung günstig zu haben. Aus heutiger Sicht wird 2017 vermutlich als ein wachstums- und margenseitiges Übergangsjahr in die Firmengeschichte von ABB eingehen.

Prominenter vertreten ist die Schweiz hingegen mit drei von 23 Unternehmen bei den quantitativen Verkaufsempfehlungen der amerikanischen Investmentbank.

Vifor Pharma

Am Dienstag legte der Pharmahersteller aus Bern ein von Licht und Schatten geprägtes Halbjahresergebnis vor. Während der Umsatz in den ersten sechs Monaten hinter den Analystenerwartungen zurückblieb, wusste der operative Gewinn (EBIT) einigermassen zu überzeugen. Dass Vifor Pharma die firmeneigenen Zielvorgaben für das Gesamtjahr erhöhte, galt schon im Vorfeld als sehr wahrscheinlich. Noch muss das Unternehmen den Beweis antreten, dass sich die milliardenschwere Übernahme des amerikanischen Rivalen Relypsa vom vergangenen Jahr ausbezahlt macht. Das mit Relypsa erworbene Schlüsselmedikament Veltassa verkauft sich bisher nämlich eher schleppend. Die Vifor-Aktie wird bei J.P. Morgan nicht offiziell abgedeckt.

Credit Suisse

Nach einem eher durchwachsenen ersten Quartal legte die Credit Suisse erst kürzlich einen ermutigenden Zahlenkranz für das nachfolgende Quartal vor. Die in der Vergangenheit eingeleiteten Sparmassnahmen scheinen endlich zu greifen. Anders als die Rivalin UBS wusste die Credit Suisse vor allem im Wealth Management zu überzeugen. In Erwartung einer kräftigen Gewinnerholung wird die Aktie der Grossbank bei J.P. Morgan mit "Overweight" und einem Kursziel von 17 Franken (aktuell: 14,83 Franken) eingestuft. Dennoch liefert das quantitative Modell der amerikanischen Investmentbank für den August ein Verkaufssignal.

Lindt & Sprüngli

Besser nachvollziehen lässt sich der Neuzugang der Namenaktie von Lindt & Sprüngli auf der Liste der Schlüsselverkaufsempfehlungen. So erfuhr das organische Umsatzwachstum beim Hersteller von Premiumschokolade in der ersten Jahreshälfte eine überraschende Verlangsamung. Das Unternehmen sah sich sogar dazu gezwungen, bei den Zielvorgaben für das Gesamtjahr Abstriche zu machen. Als bremsend erwies sich die teuer erkaufte amerikanische Russell Stover. Es macht ganz den Anschein, als sei den US-Konsumenten der Appetit auf Süssigkeiten vergangen. Dieser Trend spiegelt sich zumindest im Ansatz in der Aktienkursentwicklung wieder, notiert die Aktie doch um knapp 10 Prozent unter den Jahreshöchstkursen von Ende Mai. Wie Vifor Pharma wird auch Lindt & Sprüngli bei J.P. Morgan nicht offiziell mitverfolgt.